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Verflixtes Blau!

Verflixtes Blau!

Titel: Verflixtes Blau! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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schüttelte die Hand des Fassbinders, dann heuerte er einen Lumpensammler samt Eselskarren an, der die Säcke mit dem Sägemehl den Hügel hinaufschaffte.
    » Wenn starke, französische Eiche gut genug für unseren Wein ist, dann ist sie auch gut genug für unser Brot«, sagte er zu Lucien, und sie stapften hinter dem Karren den Montmartre hinauf. » Der Trick ist, nie mehr als ein Viertel Sägemehl zu nehmen, weil sonst der Teig nicht aufgeht. Für Pasteten kann man auch die Hälfte nehmen.«
    » Woher weißt du, dass man Sägemehl nehmen kann, Papa?«
    » Unser Handwerk ist sehr alt, und niemand will irgendwelche Erklärungen hören, wieso der Bäcker keine Ware hat, also lernen wir Tricks. Es gab sogar mal einen Bäcker auf der Île de la Cité, der ausländische Studenten von der Sorbonne ermordet hat, um sie zu Pasteten zu verarbeiten. Und kein Kunde hat sich je beklagt. Nur ein deutscher Vater, der seinen Sohn vermisste und dessen Verschwinden untersuchte, kam ihnen schließlich auf die Schliche. Kannibalismus, direkt vor den Toren der Notre-Dame.«
    Luciens Augen wurden angesichts dessen, was sein Vater da vorschlug, so groß wie seine Fäuste. » Aber, Papa, ich glaube nicht, dass ich groß genug bin, um aus Studenten Pastete zu machen. Vielleicht sollten Marie und Régine das lieber übernehmen. Die sind größer.«
    » Nein, du fängst doch nicht gleich mit den Studenten an, Lucien. Die sind schnell, und es ist gar nicht so einfach, sie bewusstlos zu schlagen. Du fängst mit was Leichterem an. Wie wäre es mit einer Großmutter?«
    Lucien stockte der Atem. Warum grinste der Lumpensammler? Vielleicht war er eingeweiht. Vielleicht schaffte er die Großmutter in die Bäckerei. Was gut wäre. Lucien wusste, wenn er sich keine Großmutter suchte, die auf dem Montmartre wohnte, würde er sie niemals ohne Hilfe den Berg hinaufbekommen.
    » Vielleicht könnte ich eine Großmutter bitten, in die Bäckerei zu kommen. Ich könnte mir eine Geschichte ausdenken, dass Maman Hilfe braucht und…«
    » Ach, das wird nicht nötig sein, Lucien. Du gibst ihr einfach eins über die Rübe. Das ist die einzig richtige Methode.«
    Der Lumpensammler nickte, als sei es allgemein bekannt, dass die einzig richtige Methode darin bestand, einer Großmutter eins über die Rübe zu geben.
    Lucien kamen die Tränen. » Ich möchte das nicht. Ich möchte keine Großmutter erschlagen. Ich will nicht. Ich will nicht. Ich will nicht.«
    » Nun, Krieg ist die Hölle«, sagte der Lumpensammler.
    Père Lessard zerzauste Luciens Haare, dann drückte er den Kopf des Jungen an seine Hüfte. » Schscht, mein Sohn, hör auf zu weinen. Ich veräppel dich doch nur.«
    Da warf der Lumpensammler seinen Kopf in den Nacken und lachte, wie nur ein Franzose mit sieben Zähnen und weingetränktem Gewissen lachen konnte, ein Laut, wie sein Esel ihn von sich geben mochte, wenn dieser mehr rauchen würde und eben den Teufel am Arsch geleckt hätte, um den Geschmack des Guten loszuwerden. Der Lumpensammler war kein Schurke, doch Schurken neideten ihm seine Lache.
    Erniedrigt, erschüttert, atemlos schlug Lucien mit seinen Fäusten auf den Vater ein. Der erste Hieb prallte ungelenk vom Hintern des Bäckers ab, der zweite traf entschlossen und mit einiger Kraft Père Lessards Hoden, und in diesem Moment blieb für den Bäcker die Zeit stehen. Noch bevor ihm die Luft ausging und er vor Schmerz zu Boden sank, dachte er: Den Sinn für Humor hat der Junge von seiner Mutter.
    Als Lucien den Hügel hinauf nach Hause rannte, sagte Père Lessard zu dem Lumpensammler: » Er ist ein sensibler Junge. Ich glaube, er sollte Künstler werden.«
    Madame Lessard empfing ihn oben an der Treppe, die Fäuste in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgestreckt wie der Bug eines Schlachtschiffes. » Du verlangst also von meinem Sohn, dass er meine Mutter zu Pastete verarbeiten soll, ja?«
    » Nur eine Großmutter, nicht seine Großmutter. Ich habe ihn doch nur auf den Arm genommen.« Obwohl Lessard in diesem Moment dachte, wenn man denn eine Großmutter auswählen müsste, um sie zu Pastete zu verarbeiten, würde Madames Mutter– die an sonnigen Tagen, wenn die beiden Lokomotiven ihrer Brüste ihre Cumulus-Röcke über den Markt von Louveciennes schleppten, gefolgt von Kindern und Hunden auf der Suche nach Schatten– in der Tat eine außerordentlich reichhaltige Füllung abgeben. Er wusste, dass er für diesen Gedanken Abbitte würde leisten müssen, ob er nun wollte oder nicht.
    » Ich

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