Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
Sätzen, was ihn an Großvater besonders beeindruckt hat.
Alles zusammengerechnet muss der Verstorbene ein wunderbarer Mensch gewesen sein und inzwischen klatsche auch ich und lache und habe gleichzeitig Tränen in den Augen. Es ist unglaublich, was da vor sich geht. Wir sind wie eine Welle, die über den Ozean gleitet, eine besonders hohe, die aus vielen kleinen Wassertröpfchen besteht, die miteinander verschlungen sind und die sich nicht voneinander trennen wollen.(2)
Dann ist Benar an der Reihe. Seine Stimme ist rau und leise.
„Großvater hat mir gezeigt, dass es noch mehr gibt als Schule und Freunde. Er hat mir gezeigt, dass es Dinge gibt, für die man kämpfen muss. Ich werde ihn nie vergessen, denn er hat mich gelehrt, mit dem Herzen zu hören.“
Benar bekommt unvergleichbaren Applaus und ich habe das Gefühl, dass dieser sich mit jeder Sekunde sogar steigert.
Nun stehe ich auf. Meine Beine zittern und ich fühle mich noch unsicherer als bei den Python-Kämpfern. Alle Augen sind auf mich gerichtet und als ich zu reden beginne, schwankt meine Stimme.
„Ich bin noch nicht sehr lange in dieser Stadt und habe mit Großvater nicht oft sprechen können. Aber er hat mich von Anfang an verstanden, vielleicht als Einziger. Er hat mir vertraut und mir Mut gegeben. Ich danke ihm, dass er mich nicht allein gelassen hat.“
Mein Blick trifft den von Tora und während ich mich langsam setze, versinkt um mich herum die Welt. Ich sehe nur noch die dunklen Augen des Anführers und auch er sieht mich ernst und traurig an. Es ist wie ein Band, das plötzlich zwischen uns schwebt, ein Band, bei dem keine Worte nötig sind.
Schließlich nicke Tora und lächelt und die helle Stimme eines Mädchens reißt uns in die Realität zurück.
„Großvater hat mir immer ein Bonbon gegeben“, sagt sie und die Leute lachen und toben – und ich hoffe, dass Großvaters Geist sich das alles ansehen kann und sich über unsere tollen Worte freut.
Kapitel 8
oder
Das Fest der Zusammenkunft und das, was man mir nicht sagen will
Als ich am nächsten Morgen in das Dorf der Python-Kämpfer komme, ist der Zauber vorbei. Es ist wie ein Filmriss an der schönsten Stelle; einer von der übelsten Sorte, wo du dem Filmvorführer am liebsten die Gurgel umdrehen willst.
Tako hat mir eine Strafe angedroht und natürlich hält er Wort. Nach unserer Begrüßung lässt er mich vortreten. Er stellt sich wortlos hinter mich und stößt mir in den Rücken, so, wie er es bei den Abwärtsläufen immer getan hat. Nach dem dritten Stoß begreife ich, dass ich laufen soll.
Bergauf zu laufen, wenn ein blutrünstiger Wolf hinter dir her ist, ist doppelt so schwer als hinab. Vor allem, wenn du weißt, dass er mehr Ausdauer hat als du selbst. Kaum haben wir ein paar hundert Meter hinter uns gebracht, höre ich die Jungen jubeln. Erst jetzt haben sie begriffen, dass Tako nichts von ihnen will, dass er nur mich alleine triezen will. Sie haben frei, während ich mich herumquälen muss. Ich komme ins Stocken, aber ein erneuter Stoß in den Rücken treibt mich voran.
Leider habe ich keinen anderen Läufer vor mir, der mich den Berg mit hinaufzieht. Meine Lungen drohen zu platzen, als wir aus dem Waldstück hinaus und den gewundenen Pfad hinauflaufen. Die Sonne brennt heute heißer als sonst, die Luft ist schwül und trocken. Ich gebe alles, was ich kann, wieder einmal, und noch viel mehr. Aber als wir die erste Plattform erreichen und ich schon verzweifelt auf den staubigen Felsen sinken will, stößt mich Tako erbarmungslos weiter.
Dieser zweite Teil des Berglaufs ist noch schlimmer. Es geht steiler und unwegsamer hinauf. Hatte ich vorhin noch gedacht, dass meine Lungen platzen würden, so weiß ich jetzt, dass es nur ein harmloses Anschwellen war.
Warum tue ich mir das an? Kann ich mich nicht einfach umdrehen und Tako ins Gesicht sagen, dass er mich mal kreuzweise kann und ich jetzt nach Hause gehe? Ja, er hätte dann gewonnen. Von Anfang an war sein Ziel gewesen, mich zu vernichten. Die kleine, süße Maus hat keine Kraft mehr. Doch ich sollte ihm die Genugtuung geben, bevor ich beim Laufen einfach so wegsterbe!
Dass ich das schmale Plateau dann doch noch erreiche, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass sich mein Gehirn ausgeklinkt hat und nur noch eine stumpfe Mechanik meine Muskeln beherrscht. An die letzten Minuten kann ich mich gar nicht mehr erinnern, ich wache aus diesem Albtraum erst auf, als ich völlig erledigt auf dem Plateau liege. Ich
Weitere Kostenlose Bücher