Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
an, was man dort vorfindet.
Als ich dann schließlich davorstehe, weiß ich, dass sie einzigartig ist. Ich bekomme meinen Mund nicht zu.
„Schön, nicht?“, flüstert Benar.
„Fantastisch!“
Ich kann meine Augen von dem Glanz nicht abwenden. Wir sind in einer größeren Höhle angekommen, die wie ein Sternenhimmel glitzert. Als wir näher kommen, hält Benar die Fackel so, dass ich unendlich viele funkelnde Steine erkenne.
„Ist das Gold?“, frage ich leise.
„Du meinst, dieses Edelmetall von der Erde?“ Benar lacht vergnügt. „Nein, noch viel besser!“
Ich sehe mich in der Höhle um. Nur die eine Seite ist von diesen Steinen durchzogen, die andere ist grau und rau.
„Es ist etwas Wertvolles, aber nur wenige kennen es“, sinniere ich. „Würden es die Menschen in der Stadt wissen, würde es nicht mehr lange hier sein.“ Ich sehe Benar an. „Warum zeigst du mir das?“
Sein Gesicht verfinstert sich. „Ich dachte, ich würde dir eine Freude machen …“
Nun ja, jetzt muss ich vorsichtig sein, was ich meinem Freund sage. Sicher, ich bin beeindruckt und überrascht, aber beinahe wäre es mir lieber, ich hätte es nicht gesehen. Auf der Erde habe ich zu viele Bücher über Goldfunde in Amerika gelesen – und ob sie nun wahr sind oder nicht, es läuft so ziemlich aufs Gleiche hinaus. Die Machtsucht hat nicht nur die Berge zerstört, sondern erst recht die Menschen. Und hier würde dasselbe passieren, auch wenn es angeblich nur brave Bürger in diesem Tal gibt. Irgendwer würde irgendwann irgendwen dafür töten.
Ich schüttle mich. „Es ist … wirklich toll!“ Dann sehe ich Benar an. „Aber wieso kennst du diesen Ort?“
Er zuckt mit den Schultern. „Ich kenne ihn halt.“
„Ich hab das Gefühl, du sagst mir nicht alles.“
„Dieses Geheimnis … es wissen wirklich nicht viele davon … aber es ist seit Urzeiten bekannt und wird immer von einem Familienmitglied zum anderen weitergegeben. Und ich bin eben ein solches Mitglied.“
Aber ich nicht , denke ich und werde schon ärgerlich. Benar hat wirklich schlecht überlegt, die Verantwortung, einen solchen Schatz zu kennen, ist einfach zu groß für mich. Es braucht uns nur einer beobachtet zu haben – und schon ist es aus mit dem Geheimnis!
Benar spürt meine Reaktion, er dreht sich um und klettert den Weg zurück. Da er die Fackel trägt, beeile ich mich, ihn einzuholen. Am Höhleneingang drückt er die Fackel aus und stellt sie zurück in den Halter.
„Ich finde es toll, dass du so viel Vertrauen zu mir hast“, beginne ich, weil mir noch dringende Fragen im Kopf herumschwirren. „Aber ich vermute, ich hätte die Höhle nicht sehen dürfen.“
Benar sieht mich zweifelnd an. „Du verrätst doch nichts, oder?“
„Natürlich nicht!“, lächele ich – und damit ist es mir sehr ernst. „Aber … darf ich dazu etwas fragen?“
Benar nickt, obwohl er eigentlich den Kopf schütteln will.
„Ich vermute, dass dieses Gestein sich durch das ganze Gebirge zieht. Richtig?“
Benar nickt noch einmal, sieht aber verlegen auf den Boden.
Ich lege ihm meine rechte Hand auf die Brust und taste so lange herum, bis ich eine Unebenheit unter seinem Anzug spüre. Auch er trägt einen Talisman, so einen, wie ihn mir Großvater gegeben hat.
„Das dort“, frage ich leise, „das ist auch aus der Höhle, nicht wahr?“
Nun fällt es ihm schwer, zu nicken.
„Du brauchst dir nicht die Schuld zu geben, dass ich jetzt so viel weiß. Ich habe einiges in euren Geschichtsbüchern gelesen und Großvater hat es mir – wenn auch indirekt – ebenfalls mitgeteilt. Es ist nicht deine Schuld, hörst du?“
Benar rutscht an der Höhlenwand in sich zusammen und vergräbt seinen Kopf in den Händen.
„Diese Steine“, fahre ich fort, um meinen Verdacht wenigstens bestätigt zu wissen, „sie schützen euch, sie schützen dieses Tal! Wegen ihnen kann hier niemand herein oder heraus. Stimmt das?“
Jetzt schluchzt Benar sogar. Bin ich zu weit gegangen? Ich verkneife mir die letzte Frage – und zwar die, ob der Talisman, den ich von Großvater bekommen habe und den Benar ebenfalls um seinen Hals trägt, der Schlüssel zur Außenwelt ist. Damit hätte ich das größte Geheimnis dieses Tals gelüftet, damit hätte ich eine Freikarte nach draußen!
Aber das frage ich ihn nicht.
„Was ist?“, flüstere ich stattdessen und streiche tröstend über seinen Arm. „Ich verrate doch nichts! Was denkst du denn?!“
Benar sieht zu mir auf. In seinen Augen
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