Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
weil sie in dem „gelobten Land“ leben wollen. Dem Land der Schwarzen Seite.
Wir müssen eine Schlucht durchqueren, die so eng ist, dass wir manchmal nur hintereinander reiten können. Wasser schießt uns sprudelnd entgegen und von den schwarzen Wänden spritzen kleine Wasserfälle herab, aber da die Felsen meistens weit überstehen, werden wir selten nass.
„Alin, gibt es hier die Schattentänzer?“, fragt Mari ihre Mutter ängstlich.
Alin’jiana streicht ihrer Tochter beruhigend durchs Haar. „In unserem Tal gibt es sie nicht, das weißt du doch!“
„Aber die Sumpfnudeln gibt es bestimmt“, meldet sich Hani eifrig zu Wort. „Das hat Benar mir erzählt!“
Benar tut so, als hätte er nichts gehört.
„Sumpfnudeln leben in Sümpfen, Hani. Lass dir keinen Maulotter aufbinden!“, lacht Alin’jiana.
„Aber es gibt auch welche in den Wüsten …“ Jen spricht leise zu ihr, damit die Kinder nichts davon mitbekommen. „Das kam vor ein paar Tagen in den Nachrichten.“
„Aber doch nur, um die Menschen abzuschrecken“, bemerkt Jo, ihr Ehemann. „Wahrscheinlich musste die Regierung wieder einmal eine Meldung unterdrücken, da lassen sie gerne solch einen Schwachsinn veröffentlichen, damit die Bevölkerung nichts merkt.“
Alin’jiana schüttelt den Kopf. „Ich habe das aber auch schon mal von einem guten Freund auf Galhuga gehört. Und ihm traue ich keine Kungelei mit der Regierung zu. Er würde lieber sterben, als mich anzulügen!“
Jen sieht sich in ihrer Meinung bestärkt und nickt heftig. „Vielleicht bäumt sich ja auch die Tierwelt inzwischen auf? Denkbar ist es doch, oder?“
„Da glaube ich eher, dass der Trigonische Kristall auch nicht mehr auf sie wirkt.“ Jo schnaubt verächtlich. „Vielleicht standen die Tiere ebenfalls unter seinem Bann?“
Alin’jiana flüstert fast, sodass ich sie kaum verstehe. „Das würde erklären, warum man in letzter Zeit von so vielen Opfern von Breitmaulstachlern gehört hat. Überall auf den Welten sollen sie zugebissen haben!“
Jen hält sich erschrocken die Hand vor den Mund. „Hoffentlich wird niemals der Schutz in diesem Tal zerstört!“
Die anderen schweigen dazu. Ich frage mich, was Breitmaulstachler denn eigentlich so anstellen können, und will bei nächster Gelegenheit Benar danach fragen, da bespritzt Tora die beiden Mädchen vor uns mit etwas Wasser aus dem Fluss. Sie kreischen so laut, dass ihre Stimmen von den glatten Wänden widerhallen.
Nachdem sie sich an dem Anführer „gerächt“ haben und er flüchten muss, singen die beiden wieder ein Lied. Durch das Echo wirkt es gespenstisch auf uns, auch weil die Sonne kaum den Boden berührt.(4)
Endlich erreichen wir die Wasserfälle, die mit einem herrlichen Regenbogen in einem wunderschönen See enden. Die Schlucht ist traumhaft, die Bluteichenwälder rings um den See scheinen grüner zu sein als im Rest des Tals, der See blauer und der Wasserfall unendlich hoch. Ich schätze ihn auf mindestens einhundert Meter. Nach den Wellen zu urteilen, die sich beim Aufprall des Wassers auf dem See bilden, ist seine Kraft enorm. Ich sehe zwischen den schäumenden Kämmen einen meterlangen Baumstamm herumwirbeln. Wer einmal darin gefangen ist, wird nicht mehr freigegeben.
Wir schlagen unsere Zelte auf und Benar und ich gehen in den Wald, um Holz fürs Lagerfeuer zu suchen. Wir kommen mit vollbeladenen Händen zurück und schichten alles auf einen Stapel.
„Komm!“, flüstert Benar mir schließlich zu. „Ich muss dir noch was zeigen!“
Er zieht mich durch die Bluteichen hindurch zu einer steilen Felswand. Ein kaum sichtbarer Pfad führt dort hinauf.
„Kannst du klettern?“, fragt er und legt seinen Kopf in den Nacken.
„Logo!“, antworte ich.
Benar klettert voran und ich bekomme die Steine ab, die von seinen Schuhen wegrutschen. Aber da habe ich schon Schlimmeres hinter mir. Ich bin sehr neugierig, wohin er mich führt.
Nach ein paar schwierigeren Geröllbrocken erreichen wir eine kleine Höhle. Ich habe Bedenken, dass sie von Tieren bewohnt sein könnte, doch Benar meint, das wäre sie noch nie gewesen. Er zieht einen Glimmstab hervor und zündet eine Fackel an, die in einem Ständer parat steht.
„Es gibt nur wenige, die diese Höhle kennen“, erklärt Benar. „Sie ist etwas Besonderes!“
„Und … bist du sicher, dass du sie mir zeigen darfst?“
Er zuckt mit den Schultern. „Ich denke schon.“
Ich vermute etwas anderes, aber es kommt natürlich immer darauf
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