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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor sich hin. Er war dem Schlaf näher als dem Wachsein.
    Den Weg kannte der Reporter. Einmal sah er in der Ferne eine Wandergruppe, die sich das Gefängnis allerdings nicht als Ziel ausgesucht hatte. Diese Leute erkundeten auf den schmalen Pfaden den Sumpf und würden sicherlich bald eine Beute der Insekten werden.
    Wieder war es ein trüber Tag. Eine dicke Decke aus Wolken verbarg die Sonne. Sie war nicht mal zu ahnen, aber von Süden her erreichte uns warme Luft.
    Dean Fletcher erwachte genau zum richtigen Zeitpunkt, als hätte er einen Weckruf erhalten. Er hob den Kopf und sah bereits die Wachtürme über das Mauerwerk hinwegstechen.
    Er zitterte nicht, aber der Druck in Magen und Kehle nahm zu. Außerdem kam es ihm zu warm im Auto vor. So kurbelte er die Scheibe an seiner Seite etwas nach unten.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Robin.
    »So dazwischen sitzend.«
    »Was bedeutet das denn?«
    »Mir ging es schon mal besser.«
    Der Reporter lachte glucksend. »Du hast Schiß, wie?«
    »Das auch. Du nicht?«
    »Nee.«
    »Lüg nicht.«
    »Nein, in mir steckt eine gewisse Spannung. Ich habe einen anderen Job als du. Ich bin immer auf der Suche, auf der Jagd, verstehst du das?«
    »Sensationen?«
    »Klar, aber nicht nur. Wenn ich nichts bringe, werde ich gefeuert. Aber ich bin bekannt, und die Sache hier mit dem Erhängten hat mein Image bis in den Himmel katapultiert.«
    Fletcher hob die Schultern.
    »Glaubst du mir nicht?«
    »Wir leben eben in verschiedenen Welten.«
    »Das ist klar«, gab Robin lachend zu. »Aber die beiden Welten werden sich treffen. Trotzdem hätte ich deinen Job nicht machen wollen. Immer mit Zuchthäuslern zusammen zu sein, das wäre nichts für mich. Man stumpft ab oder…«
    »… greift zur Flasche.«
    »Wie du!«
    »Ja.«
    Der große Komplex rückte näher. Er sah so düster und so grau aus.
    Wuchtig stand er in der Landschaft, als wollte er sagen: Wen ich einmal habe, den lasse ich nicht mehr frei.
    »Ist ja schon ein Ding«, gab Gift zu. »Wenn ich nur die Fenster mit den Gittern sehe, kriege ich schon das kalte Grauen.«
    »Ich konnte ja raus.«
    »Da sagst du was.«
    Sie wollten auf den Hof, und hier stoppte Robin Gift seinen Vectra. Noch bevor er den Wagen verließ, warf er einen Blick am Mauerwerk hoch, denn er suchte genau das Fenster, vor dem der Pfarrer gehangen hatte.
    Er zählte leise mit und fragte, als er ausgestiegen war: »Da müssen wir hin, nicht? Ist er dort auch hingerichtet worden?«
    Fletcher nickte.
    »Den Galgen kann man heute noch besichtigen, hörte ich.«
    »Willst du ihn denn sehen?«
    »Von dem mache ich sogar ein Foto.«
    »Dann zeige ich dir den Weg.«
    »Wie?« Robin Gift drehte sich hastig um. »Du willst nicht mit mir gehen, Dean?«
    »Nein.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich bleibe lieber unten.«
    »Moment, so haben wir nicht gewettet. Du hast von mir Geld bekommen. Dafür mußt du auch was tun.«
    »Ich habe dich begleitet.«
    »Stimmt. Aber ich will auch, daß du hineingehst und an meiner Seite bleibst.«
    Fletcher überlegte. Im Prinzip hatte Gift ja recht, aber es widerstrebte ihm. Dennoch waren tausend Pfund viel Geld. Da konnte man schon über den eigenen Schatten springen. »Okay, ich werde dich begleiten.«
    Er sagte allerdings nicht, wie weit und wie lange.
    »Das wollte ich auch gemeint haben.« Gift hatte seine Kamera aus dem Opel genommen und hängte sie um. Es war ein schweres Gerät, das bei jedem Schritt an dem Riemen baumelte.
    Die beiden Männer gingen auf den Eingang zu, durch den auch die Gefangenen geführt worden waren. Gift blieb ab und zu stehen, um einige Sätze auf Band zu sprechen. Dann schoß er auch Fotos und war zufrieden.
    Fletcher hatte dafür keinen Blick. Er schritt auch nicht normal aus, sondern sehr verhalten und steif, als hätte er gerade in die Hose gemacht. Wieder hielt ihn dieses unheimliche und bedrückende Gefühl umklammert. Er konnte sich vorstellen, daß Darkman in einer der leeren Zellen hockte und sie aus dem Fenster beobachtete. Er wartete geduldig wie ein Raubtier auf seine Beute.
    Vor dem Eingang blieben die Männer noch einmal stehen. Selbst Robin war still geworden. Mit leicht zusammengekniffenen Augen schaute er in das düstere Loch hinein, das ihn an ein feuchtes Maul erinnerte.
    Aufdringlich war der alte Gestank. Robin glaubte sogar, den Schweiß der Menschen zu riechen, die damals hier eingesperrt worden waren.
    Gift stieß die Luft aus. Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.
    Sein Herz schlug

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