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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Absperrkordeln gezogen worden, die ein Viereck bildeten. Vom Arm des Galgens herab hing noch eine perfekt geknüpfte Schlinge, als wartete sie nur auf den nächsten Todeskandidaten. Das wollte der Reporter auf keinen Fall sein.
    Er wußte nicht, ob er sich freuen sollte. Die Gitter gab es nicht mehr.
    Zuschauer und Delinquent hätten sich gegenseitig die Hände reichen können.
    »Das ist ein Hammer«, flüsterte Gift. Er konnte seinen Blick nicht von diesem Galgen wenden und auch nicht von der Schlinge. Unter ihr befand sich die Klappe, die sich blitzartig öffnete, wenn das Urteil vollstreckt wurde. Der Todeskandidat fiel in die Tiefe und baumelte eine Sekunde später in der Schlinge.
    Genickbruch.
    Auch bei diesem Darkman?
    Das war die große Frage. Noch stand nichts fest, aber in Robins Kopf entwickelte sich bereits so etwas wie ein Expose für eine Geschichte.
    Sie würde die Leser seiner Zeitung aufrütteln und ihnen einen Schauer über den Rücken jagen.
    In diesem Bewußtsein ging er um den Galgen herum und schoß Foto auf Foto. Er knipste aus allen Perspektiven, denn dieser Galgen war einmalig.
    Blitze durchhuschten den Raum wie kleine Lichtspeere.
    Und die Gestalt!
    Der Reporter hatte sie zunächst nicht richtig wahrgenommen. Sie hielt sich am Rand seines Blickfelds auf. Durch das häufige Wechselspiel von Licht und Dunkel glaubte er sowieso mehr an eine Täuschung. An irgendeinen Gegenstand, der…
    Moment mal!
    Das letzte Foto schoß er nicht, denn die Gestalt hatte sich bewegt. Sie war vorgekommen und aus der düsteren Ecke hinein in das hellere Licht getreten.
    Sie stand direkt neben der Kordel, an der rechten Seite des Galgens, und wartete.
    Ein Mann.
    Dunkle Brille, schütteres, weißgraues Haar, eine graue Zuchthauskluft.
    Darkman war da!
    ***
    Den Reporter hatte es erwischt. Schlagartig. Der Schock. Etwas, das er kaum für möglich gehalten hatte, denn er sah sich immer als einen Menschen an, den so leicht nichts erschüttern konnte. In diesem Fall war er völlig überrumpelt worden. Echt oder nicht?
    Aus dem Archiv hatte sich der Reporter alte Berichte und Fotos besorgt.
    Dieser Darkman sah um keinen Deut anders aus als auf den Bildern. Da stimmte einfach alles. Er war nicht älter geworden, obwohl mehr als zehn Jahre dazwischen lagen.
    Bewegen konnte er sich auch nach einer gewissen Weile nicht.
    Dafür stöhnte er auf. Dieser Laut hörte sich an wie das Röcheln eines Leidenden.
    Darkman lächelte, und der Reporter schauderte wieder zusammen.
    Noch nie zuvor hatte er einen Menschen derartig kalt lächeln sehen.
    Falls es ein Mensch war.
    Darkman bewegte sich. Er streckte seinen rechten Arm aus, griff über die Absperrung hinweg und umfaßte die Schlinge. Er ließ sie schwingen, als wollte er ein Zeichen geben.
    Robin Gift begriff. Das war auf ihn gemünzt. Auf sein Ende, auf sein Ableben. Dieser Darkman war dabei, reinen Tisch zu machen und das fortzusetzen, womit er aufgehört hatte.
    Wichtig war die Flucht.
    Plötzlich riß die Starre. Er kam sich vor wie befreit, aber er konnte sich nicht mehr drehen, denn Darkman war schneller. Der Reporter hörte ihn nicht, er wußte nicht mal, ob er überhaupt mit seinen Füßen den Boden berührte, jedenfalls schwebte er in seine Nähe, und der eiskalte Hauch erwischte ihn wie Nebel aus dem Gefrierfach. Er sorgte für die abermalige Starre.
    Darkman griff zu.
    Er stand dicht vor seinem Opfer. Mit einer nahezu liebevollen Bewegung streifte er Robin Gift das Lederband der Kamera über den Kopf, damit der Apparat vor seiner Brust hing.
    Robin ließ alles mit sich geschehen. Er war auch nicht in der Lage, sich gegen diesen Menschen zu wehren, von dem eine unerklärliche und ungewöhnliche Ausstrahlung ausging. Aus seinem Körper strömte der Frost aus dem Grab und ging auf einen normalen Menschen über.
    Darkman war zufrieden. Er deutete es durch sein Nicken an. Dann hob er den Reporter hoch und schaffte ihn über die Absperrung hinweg. Sein Ziel war der Galgen, war die Rache, die Abrechnung. Auge um Auge - Zahn um Zahn.
    Darkman kannte den Mann mit der Kamera zwar nicht, er hatte damals nicht dazugehört. Mit seinem Instinkt hatte er erfaßt, daß dieser Mensch etwas Besonderes war und sein Tod sicherlich Aufsehen erregen würde.
    Mit seiner Beute schritt er über die geschlossene Luke hinweg. Vor der Schlinge blieb er stehen. Sie hing günstig. Sogar ziemlich tief.
    Darkman lächelte. Er schaute auf die Schlinge. Sie hatte ihm den Tod gebracht, aber einen

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