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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einzusteigen, und der Reporter trat einen Schritt zurück. »He, du hast aber eine Fahne!«
    »Das ist mein Pegel.«
    »Verstehe. Leg die Kamera auf den Rücksitz und setz dich nicht auf sie, wenn du einsteigst.«
    Fletcher stieg noch nicht ein. Zwar tat er, wie ihm geheißen worden war, aber er kam noch einmal hoch und schaute Gift über das Autodach hinweg an. Dabei bewegte er Daumen und Zeigefinger gegeneinander.
    »Da war doch noch was?«
    »Und?«
    »Das Geld. Tausend Pfund.«
    »Ach ja?«
    »Soll ich wieder reingehen und dich allein fahren lassen?«
    »Nein, nein, du bekommst es.«
    »Wann?«
    »Morgen oder…«
    »Sofort, Robin!«
    Gift verzog sein Gesicht, als hätte man ihm Säure zu trinken gegeben.
    »Meine Güte, was seid ihr alle geldgeil!«
    »Man muß leben können.«
    Robin holte zerknitterte zerdrückte Banknoten aus der Hosentasche und schob sie Fletcher zu.
    Der schaute und zählte nach. Er war zufrieden. »Wir können losfahren«, sagte er und stieg ein.
    »Tausend Pfund«, meldete sich Robin, als er sich anschnallte. »Möchte ich auch gern haben.«
    »Würdest du dich dafür auch hängen lassen?« fragte Fletcher.
    Kopfschütteln.
    ***
    Bill und ich waren tatsächlich noch am selben Tag gefahren, wenn auch erst am frühen Abend. In der Nähe von Salisbury hatten wir ein kleines Hotel gefunden, wo wir wirklich gut übernachten konnten. Es war in einem ehemaligen Herrenhaus untergebracht, und nur zehn Zimmer wurden vermietet.
    Die Eigentümer kümmerten sich noch selbst um die Gäste.
    Das Frühstück nach einer ruhigen Nacht konnten wir auf der Terrasse einnehmen. Zwar schien nur selten die Sonne, aber die Temperaturen lagen doch im warmen Bereich, und so genossen wir die Konfitüre aus eigener Herstellung auf den frischen Croissants, die die Hausherrin gebacken hatte.
    »Wie sieht der Plan aus?« fragte Bill.
    »Das haben wir doch besprochen?«
    »Vielleicht ist dir ja eine Änderung eingefallen.«
    »Nein, dir denn?«
    »Ja, ich dachte daran.«
    »Dann mal los!«
    Bill Conolly wartete, bis ich meine Spiegeleier serviert bekam und rückte mit seinem Vorschlag heraus. Er bezog sich auf unsere Reiseroute, die uns nach Dartmoor geführt hätte, aber dorthin wollte Bill noch nicht.
    »Gut, wo dann?« fragte ich.
    »Direkt zum Zuchthaus, John. Wir können dorthin fahren und uns alles anschauen. Aus eigener Erfahrung gewissermaßen. Vielleicht erinnerst du dich noch an den alten Fall mit dem Unheimlichen von Dartmoor oder an unseren ersten Besuch als Studenten.«
    »Und an Darkman.«
    »Klar.«
    Ich tupfte Eigelb von meinen Lippen. »Du gehst also davon aus, daß unser Freund noch innerhalb der alten Mauern herumspukt, als lebender Toter oder als Doppelgänger.«
    »So ähnlich.«
    »Dagegen habe ich nichts, Bill. Es war schon immer mal ein Traum von mir, ein leeres Zuchthaus zu besichtigen.«
    »Ich kann dich ja in eine Zelle einsperren.«
    »Aber nur gemeinsam mit Darkman.«
    »Das versteht sich.«
    Noch scherzten wir. Es war auch gut so, daß wir es taten, denn beide wußten wir auch, daß es nichts mehr zu scherzen gab, sollten wir irgendwann diesem Darkman begegnen. Dann würde es auf Leben und Tod gehen. So aber genossen wir die Ruhe auf der Terrasse, die einen Blick in den Garten freigab, wo hinter uns das mit Efeu bewachsene Gemäuer des Hauses lag, und die Vögel um die Wette sangen.
    »Was sagt eigentlich Suko dazu, daß du mal wieder allein oder mit mir unterwegs bist?«
    »Der ist Gönner, Bill. Vor allen Dingen dann, wenn es um ein Zuchthaus geht.«
    »Kann ich verstehen«, erwiderte mein Freund und streckte die Beine aus.
    Ich nahm noch Saft, dann aß ich weiter. Aber meine Gedanken drehten sich immer nur um diesen Darkman und um die Zeit, die schon länger zurücklag, als Bill und ich noch Studenten gewesen waren und der Hinrichtung beiwohnten.
    Damals war ich angesprochen worden. Auch im Zuchthaus. Jetzt mußte ich davon ausgehen, daß sich in den Mauern dieses alten Gebäudes der Kreis schließen würde.
    Freuen konnte ich mich darüber nicht. Bill schlug auf den Tisch. »Laß die trüben Gedanken, John, die man dir ansieht, John.«
    »Sollen wir fahren?«
    »Leider ja…«
    ***
    Robin Gift gehörte zu den Leuten, deren Mund nie stillstand, die immer fragen mußten, die auf Antworten erpicht waren, aber an diesem Tag verhielt er sich merkwürdig still auf der Fahrt.
    Auch Dean Fletcher sagte nichts. Er hockte auf dem Beifahrersitz, den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen. So döste er

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