Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einverstanden. Das Herz. Es schlug viel zu schnell. Er ärgerte ich darüber, konnte es aber nicht ändern. Das alte Holz der Tür war feucht. Es kam ihm so kalt vor wie der Körper einer Drei-Tage-Leiche. Er zerrte sie auf. Die Erinnerung kehrte zurück. Wie damals, aber da war er stets in Begleitung gewesen. Beschützer an seiner Seite, wobei er den Reporter nicht als einen Beschützer ansah.
    Die Tür war offen.
    Der freie Blick.
    Die leere Zelle!
    Eine Woge der Erleichterung durchflutete den Mann. Er schaffte sogar ein Grinsen, und die Erinnerungen der Vergangenheit verschwanden wie weggeblasen.
    Er befand sich wieder in der Gegenwart. Und er holte tief Luft. Die alte, widerlich riechende Luft, die träge zwischen den Zellenwänden hing. Der leichte Schwindel war schnell vorbei, und hinter ihm drückte sich Robin Gift in die Zelle. Er staunte und vergaß dabei sogar, die Kamera anzuheben. »Wahnsinn«, flüsterte er, »das ist der echte Wahnsinn.«
    »Wieso?«
    »Das sehe ich zum erstenmal. Wenn ich mir vorstelle, welche Geschichten die Wände mir hier erzählen könnten, dann wird mir ganz anders. Da kann ich eine ganze Serie darüber schreiben. Kennst du noch die Namen aller Gefangenen, die hier in der Zelle gehaust haben?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ist ja auch egal.« Er bewegte sich vor. Die Kamera hielt er hoch. Er drückte auf den Auslöser. Der Motor transportierte den Film schnell weiter. Die Blitze zuckten so rasch hintereinander auf, als wollte einer den anderen einholen. Der Mann war wie aus dem Häuschen und freute sich wie ein Kind.
    Schließlich ließ er den Apparat sinken und atmete tief aus. »Das war schon was«, flüsterte er. »Mein Gott, das ist super gewesen. Echt stark.«
    Fletcher gab keine Antwort. Er lehnte an der Wand und schaute ins Leere. Dann wischte er über sein Gesicht, als wollte er wieder Erinnerungen fortputzen. Seine große Befürchtung, Darkman hier in der Zelle zu treffen, war nicht eingetreten, und das tat ihm gut. So konnte er sich erholen, durchatmen und auch seinen Begleiter anschauen.
    Gift stand da, kaute auf der Unterlippe, blickte zum Fenster hin, das nicht größer als ein Loch war, und murmelte: »Hier hat er also die letzten Tage verbracht.«
    »Ja, und er hat den Pfarrer in seiner alten Zelle weiter oben außen ans Fenster gehängt.«
    »Ein Toter hat es getan.«
    Fletcher hob die Schultern. »Weiß man’s?«
    »Du hast ihn doch gesehen.«
    »Ja, schon – aber…«
    »Jetzt mach nur keinen Rückzieher, verdammt!«
    »Nein, mache ich auch nicht. Aber ich weiß nicht, ob es ein lebender Toter gewesen ist.«
    »Sondern?«
    »Das kann auch ein Nachahmer gewesen sein. Einer, der sich richtig verkleidet hat.«
    »Unsinn. Wenn ich das meinen Lesern unter die Weste schieben will, werde ich entlassen.« Er räusperte sich. »So, jetzt möchte ich mir den Galgen anschauen.«
    »Kannst du.«
    Robin Gift hatte verstanden. »Du nicht?«
    »Nein.«
    »Taus…«
    »Es ist mir scheißegal. Ich gehe nicht mit. Ich begleite dich bis zur Tür.«
    Er nickte. »Ist gut, Dean, ist gut. Ich werde die Dinge schon regeln. Fünf Minuten reichen.«
    »Dann komm mit.«
    Die Männer verließen die Zelle. Der Reporter sprach wieder in das kleine Mikrofon des Recorders. Nur Stichworte, die aber würde er zu einem Artikel zusammenfügen.
    Sie gingen auf die breite Tür zu, hinter der dieser Raum mit dem Galgen lag. Die Hinrichtungsstätte. Ein Ort des Todes, des Blutes, und auch der Tränen.
    Fletcher versuchte erst nicht, das Zittern zu unterdrücken. Er zog die Tür nur so weit auf, bis der Reporter Einlaß finden konnte. »Der Lichtschalter ist an der rechten Seite.«
    »Danke.«
    »Viel Spaß.«
    »Zehn Minuten brauche ich.«
    »Okay.« Die Tür schwang wieder zu und fiel auch ins Schloß. Das Grab war wieder dicht…
    ***
    Robin Gift versuchte etwas von der alten Atmosphäre zu schnuppern, die sich zwischen den Wänden dieser Hinrichtungsstätte breitgemacht hatte. Er fragte sich dabei, ob man den Tod überhaupt riechen konnte. In diesem Fall sah er nur die Schatten vor sich. Düstere Schatten, beim ersten Hinschauen war nicht zu erkennen, ob sie sich je auflösen würden, aber der Mann erinnerte sich an den Lichtschalter. Er hatte ihn schnell gefunden, und unter der Decke erhellten sich die beiden Lampen, die nur einen trüben und trügerischen Schein abgaben, der auf das Gebilde fiel, unter dem schon zahlreiche Menschen gestanden hatten. Es war der Galgen.
    Um ihn herum waren

Weitere Kostenlose Bücher