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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bei ihm etwas aus. Er wollte nicht mehr länger stehen bleiben. Keine Sekunde mehr. Dabei wunderte er sich über sich selbst, wie er es schaffte, sich herumzuwerfen. Dann rannte er. Er rannte, rannte und schrie…
    ***
    »Soll man die Leute bedauern, die in diesem Bau eingekerkert waren?« fragte Bill, als das Zuchthaus in unseren Sichtbereich geriet. »Oder wie siehst du das, John?«
    »Kein Bedauern.«
    »Warum nicht?«
    »Wer hier gelandet ist, der hat es verdient. Mörder, Erpresser, Totschläger, was weiß ich nicht alles. Dartmoor hat wirklich den Abschaum der Gesellschaft aufgefangen. Das muß man einfach so sagen, Bill.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Wir rollten weiter durch das düstere Gelände, in dem der Sumpf zumindest den Geruch bestimmte, der faulig über den Erdboden hinwegschwappte und durch die geöffneten Seitenfenster in unseren Wagen hineinwehte. Es war wirklich eine traurige Umgebung, aber wahrscheinlich trug dazu nur dieses alte Bauwerk mit bei, das diese Umgebung erst berühmt gemacht hatte, ebenso wie Buckingham Palace oder die Tower Bridge in London.
    Auch jetzt lag der Bau einsam. Wir sahen keinen Menschen, der sich in seiner unmittelbaren Umgebung herumgetrieben hätte. Die ›Ruine‹ lag im tiefen Schlaf.
    Aber sie war nicht vergessen, und sicherlich hatte es sich herumgesprochen, was hier geschehen war, denn die Menschen in anderen Städten lasen ebenfalls Zeitung.
    Die Wachtürme interessierten uns nicht. Auch nicht die hohen Mauern zwischen ihnen. Wir konnten durch den ehemaligen Eingang auf den Hof des Zuchthauses fahren, und ich erinnerte mich an alte Zeiten, als ich in dieser Zelle in Dartmoor eingesessen hatte, um eine schreckliche Gestalt zu stellen, die vom Zuchthaus aus gemordet hatte.
    Das lag lange zurück.
    Ich hielt neben einem leicht angerosteten Opel Vectra an, auf den Freund Bill mit dem Daumen zeigte. »Wir scheinen doch nicht die einzigen zu sein, aber ich glaube nicht, daß Darkman diesen fahrbaren Untersatz benutzt hat, auch wenn er fast so alt aussieht.«
    »Bestimmt nicht.«
    Außerhalb des Wagens empfingen uns die Mücken. Sie umsirrten uns wie kleine Torpedos.
    Der Himmel zeigte sich als graues Gewölbe. Die Luft drückte, war warm und roch muffig.
    Bill Conolly nickte dem Eingang entgegen. »Sollen wir uns mal innen umschauen?«
    »Deshalb sind wir hier.«
    »Dann kannst du mich ja führen.«
    »Ach«, wunderte ich mich. »Ich soll dich…?«
    »Du kennst dich doch von damals aus.«
    »Ja, sehr gut sogar. Und ich habe jeden Stein der Mauer in meinem Gedächtnis gespeichert.«
    »So ist das, wenn man alt wird«, stöhnte Bill. Er prüfte die Fenster und hob die Schultern, als er nichts Auffälliges bemerkte. »Da scheint nichts los zu sein.«
    »Und der Opel?«
    »Gehört vielleicht einem Betrunkenen, der ihn in der Nacht hier hat stehenlassen.«
    »Laß uns gehen.«
    Wir kamen nicht weit, denn etwas stoppte uns abrupt. Zuerst waren es nur die Schreie, die uns aus dem offenen Eingang entgegenhallten, als befände sich ein Mensch in allergrößter Gefahr.
    Sekunden später sahen wir ihn.
    Wie ein Geschoß stürmte er aus dem Zuchthaus.
    Er schaute nicht nach rechts oder links, er rannte einfach weiter. Und er lief uns in die Arme wie ein kleines Kind.
    Zwischen uns brach der Mann mit den grauen Haaren weinend zusammen…
    ***
    Minutenlang hatten Bill und ich zu tun, um ihn soweit zu bekommen, daß er reden konnte. Wir brauchten den Mann auch nicht mehr festzuhalten.
    Dabei schnappte er immer wieder nach Luft und wiederholte stets einen Namen. »Darkman, Darkman…«
    Bill und ich brauchten nicht lange zu raten. Es war mein Freund, der mit dem linken Daumen gegen das Gemäuer deutete. »Er ist dort, John. Darauf wette ich.«
    »Kannst du.«
    »Und es muß etwas passiert sein.«
    Der Mann hatte unser Gespräch gehört. Besonders der letzte Satz hatte ihn aufmerksam werden lassen. »Passiert sein?« Schwerfällig drehte er sich um. »Und ob etwas passiert ist, verdammt!«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ja oder nein. Nicht jetzt, aber…«
    Bevor das Durcheinander noch größer wurde, kümmerte ich mich um ihn. »Immer der Reihe nach, Mister. Wer sind Sie, und gehört Ihnen dieser Vectra?«
    »Nein, aber ich heiße Dean Fletcher. Ich war hier mal Wärter. Früher. Jetzt bin ich pensioniert. Und ich habe einen Reporter zum Zuchthaus begleitet. Ihm gehört das Auto.«
    »Ist der Mann drin?«
    Fletcher blickte mich aus großen Kugelaugen an. »Ja, da ist er«,

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