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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konzentrierte.
    Durch das Viereck der Luke gähnte mir die Tiefe entgegen. Sie war wie ein böser Tunnel, in dem sich das Grauen versteckt hielt. Den Boden sah ich nicht. Ich wollte ihn aber erkennen können und holte deshalb meine schmale Lampe hervor. Vielleicht waren ja Darkmans Fußspuren zu sehen, daran konnten wir seinen Fluchtweg ablesen.
    Ich veränderte die Optik, so daß der Kegel einen etwas größeren Umfang bekam.
    Er traf auch sein Ziel. Es war dunkel, es war naß. Schwarz und auch irgendwie teerig. Jetzt, wo das Licht den Erdboden traf, schimmerte die Nässe, die auch an den feuchten Wänden klebte. Ich umging die Luke und leuchtete dabei weiter. Über Pfützen glitt der Schein hinweg, aber Fußspuren konnte ich nicht erkennen.
    Nach einer zweimaligen Umrundung gab ich auf und drehte mich den beiden Männern zu. »Da ist nichts«, erklärte ich. »Keine Spuren, nicht mal ein Hauch davon.«
    »Was denkst du?« fragte Bill.
    »Das gleiche wie du. Diesen Weg durch die Unterwelt hat Darkman nicht genommen.«
    »Dann wäre er noch hier.«
    »Oder irgendwo draußen. Verstecke gibt es genug. Er kann sich im Moor aufhalten. Wahrscheinlich kennt er sich dort aus.«
    »Willst du die Gegend absuchen lassen?«
    Ich stieg wieder über die Absperrung. »Quatsch! Wir machen die Leute nicht verrückt. Ich will kein Aufsehen, Bill, verstehst du?« Dabei blickte ich ihn auf eine bestimmte Art und Weise an, was er auch verstand, denn er nickte.
    Dean Fletcher hatte geschwiegen. Ihm war doch schummrig geworden.
    Jetzt konnte er nicht mehr still sein. »Sie wollen Robin Gift dort hängen lassen?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Aber warum, Mr. Sinclair? Da muß doch die Polizei kommen und sich um ihn kümmern.«
    Mein Lächeln fiel etwas blasiert aus, was aber nicht beabsichtigt war.
    »Die Polizei sind wir, Mr. Fletcher. Und wir wollen auch keine Unruhe haben, verstehen Sie? Mein Freund und ich müssen uns voll und ganz auf die Jagd nach diesem Unhold konzentrieren. Alles andere können Sie vergessen. Es ist zweitrangig. Es geht einzig und allein um Darkman, denn er hat Vorrang.«
    »Ja«, sagte Fletcher und stöhnte dabei. »Wie Sie meinen, Mr. Sinclair. Sie sind der Chef.«
    »So sehe ich das nicht.«
    »Und was haben Sie jetzt vor? Sie sind Polizist. Die haben doch meist Pläne.«
    »Das wäre schön«, antwortete Bill an meiner Stelle. »Ich denke nicht, daß du das gesamte Zuchthaus durchsuchen willst. Oder siehst du das anders, John?«
    »Nein. Wir laufen nicht hinter ihm her. Er soll zu uns kommen.«
    Dean Fletcher hatte erstaunt und mit offenem Mund zugehört. »Zu Ihnen kommen, sagen Sie?«
    »Sie haben richtig gehört.«
    »Dann wollen Sie sich als Köder hinstellen?«
    »Das ist genau die treffende Umschreibung.«
    Er schlug wild mit den Armen um sich. »So etwas können Sie doch nicht machen, verdammt! Sie begeben sich in große Gefahr. Wissen Sie das nicht?«
    »Doch, aber das sind wir gewohnt«, erwiderte Bill lakonisch, auch wenn es ein wenig überheblich klang.
    Fletcher gab sich mit dieser Antwort keinesfalls zufrieden. »Denken Sie dabei nicht auch mal an mich?« fragte er flüsternd. »Wissen Sie eigentlich, was ich durchgemacht habe?« Er tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Brust. »Ich bin derjenige, der ihm am nächsten steht. Zwei Menschen hat er umgebracht. Zum einen den Pfarrer und jetzt den Reporter Robin Gift. Mir hat er deutlich gemacht, und zwar in diesem verdammten Raum hier, daß ich als nächster an die Reihe komme. Er hat es nicht gesagt, er hat es nur angezeigt. Das war für mich ebenso schlimm, als hätte er dabei mit mir gesprochen.«
    Wir hatten ihn ausreden lassen. Fletcher war erregt. Er schwitzte und schnappte nach Luft. »Beruhigen Sie sich bitte, Mr. Fletcher. Noch ist nichts passiert. Außerdem sind Sie jetzt nicht allein.«
    »Das weiß ich, das weiß ich. Aber ich weiß auch, daß Darkman seine Androhungen wahr macht. Und davor habe ich Schiß. Ich bin zwar schon über sechzig, aber ich möchte noch ein paar Jahre leben.«
    »Das werden Sie auch.«
    »Oh, danke.«
    »Lassen Sie die Ironie, obwohl ich Sie verstehen kann. Sie wohnen in Dartmoor, denke ich mir.«
    »So ist es.«
    »Darkman wird davon ausgehen, daß Sie sich in der Wohnung verkriechen. Dort kennen Sie sich aus, das ist der Platz, wo Sie sich am besten fühlen. Der Ihnen auch Sicherheit gibt. Er wird zudem davon ausgehen, daß Sie nicht den Versuch unternehmen, sich draußen im freien Gelände zu verstecken oder

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