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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dann hörten wir nichts mehr.
    »Verflucht, er ist da«, flüsterte Fletcher. »Das habe ich gewußt. Der hält uns zum Narren.«
    »Jedenfalls ist die Schlinge besetzt«, sagte Bill Conolly und bewies schwarzen Humor.
    »Wir gehen weiter!« entschied ich.
    Darüber war Fletcher froh. Er bewegte sich schneller, um so rasch wie möglich seinen ehemaligen Arbeitsplatz verlassen zu können. Bill hielt mit ihm Schritt, während ich mich etwas zurückfallen ließ, wie eine Beute für den Killer. Meine Vorahnung hatte mich nicht getrogen. Schon vor dem Gelächter hatte ich die Veränderung gespürt. Da war es mir vorgekommen, als hätte ich in der Klemme gesteckt.
    Ich ging weiter, aber sehr langsam. Dabei schaute ich mich ständig um, denn ich rechnete mit allen Tricks. Aber er blieb verschwunden.
    Körperlich zeigte er sich nicht.
    Allmählich wurde ich wütend. Der Kerl hielt uns zum Narren. Er kannte sich hier aus und nutzte seinen Platzvorteil. Bill und Fletcher hatten den langen Gang bereits durchschritten. Sie warteten am Ende auf mich. Ich sah Bills Lampe wie ein kleines Auge, das sich ständig bewegte.
    Ich erreichte die beiden, ohne daß etwas geschehen war, aber zufrieden war ich nicht.
    »Woran denkst du?« fragte Bill, der meine Mimik kannte.
    »Daran, daß wir nur einen winzigen Teil des Zuchthauses gesehen haben.«
    »Dafür den schlimmsten.«
    »Das bringt uns nichts.« Ich war der Überzeugung, daß es noch mehr gab und Darkman möglicherweise auf uns wartete. Orte gab es genug.
    Deshalb drehte ich mich Fletcher zu. »Ich will zu den Zellen.«
    »Was? Nein!« Er schluckte. »Die verteilen sich über mehrere Etagen, das wissen Sie doch.«
    »Da möchte ich auch nicht herumturnen, sondern mich lieber in der Halle aufhalten.«
    Er dachte eine Weile nach, bevor er nickte. »Ich werde Sie hinführen. Bei Ihnen fühle ich mich noch sicherer als allein.«
    »Das sehen wir auch so.«
    Der Weg in diesen Haupttrakt des Zuchthauses war sehr leicht zu finden.
    Es gab noch immer die großen Gittertore, wo allerdings die Schlösser ausgebaut worden waren, damit die Besucher nicht auf den Gedanken kamen, irgendwelche Scherze zu treiben.
    Fletcher ging vor.
    Er stieß die Gitter auf. Und er tat es mit den Bewegungen, die ihm während seiner jahrelangen Arbeit in Fleisch und Blut übergegangen waren. Plötzlich war er wieder der Wärter, der hier jeden Stein und jede Fuge kannte.
    Schließlich standen wir in einem düsteren, schmutzigen Mittelpunkt. Mit einem Kirchenschiff hatte diese Umgebung kaum Ähnlichkeit, auch wenn es ähnlich kühl war.
    Über uns und auf mehreren Etagen verteilt, sahen wir die Galerien und auch die zahlreichen Zellentüren, von denen einige offenstanden. Ich konnte mir gut vorstellen, mit welchen Gedanken und Gefühlen die Besucher die Zellen betraten, aber das war jetzt uninteressant. Vom langen Starren in die Höhe schmerzte bereits mein Nacken, aber dort oben bewegte sich nichts. War Darkman weg? Abgetaucht?
    Auch Bill und Fletcher starrten in die Höhe. Die beiden hatten sich von mir entfernt. So konnte jeder einen Teil der Galerie überblicken und würde sofort melden, wenn er etwas sah.
    Ich sah ihn trotzdem als erster.
    Wie er auf die zweite Galerie gekommen war, hatte ich nicht mitbekommen, zudem war seine düstere Gestalt auch nicht so gut zu erkennen, weil der Hintergrund dunkel war. Aber er stand da und hatte seine Hände auf das Geländer gelegt.
    Den Kopf hielt er gesenkt, starrte nach unten, und wir hörten sein Lachen…
    ***
    Ich spürte nicht mehr die leichte Verkrampfung der Muskeln im Nacken.
    Jetzt gab es nur noch Darkman und meine Erinnerungen, denn er sah noch so aus wie vor Jahren.
    Er trug sogar dieselbe gleiche Kleidung. Das helle, leicht schüttere Haar bedeckte seinen Kopf. Das Gesicht sah aus wie altes Fett, und die dunklen Gläser der Brille schirmten seine Augen ab.
    Sein Auftauchen ließ mich zudem Frösteln und warf zugleich eine Frage auf: Warum trug er seine Brille? Was wollte er damit verstecken? Seine Augen? Warum? Waren es normale Augen, oder hatten sie mit dem Geheimnis seiner Existenz zu tun?
    Er nahm die Brille auch dann nicht ab, als er uns zunickte. Das Lachen war längst verhallt, dafür hörten wir seine Stimme. »Willkommen in meinem Reich…« Nicht weit entfernt stöhnte Dean Fletcher leise auf. I.
    »Ich pack es nicht, verflucht! Ich pack es einfach nicht. Das ist noch immer dieselbe Stimme…« War sie es wirklich? Die Begegnung zwischen ihm und mir

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