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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte Fletcher. »Er ist im Zuchthaus. Aber er lebt nicht mehr. Er hängt in der Schlinge. Darkman hat ihn erwischt, und er hat ihn brutal aufgehängt.«
    Wir waren zunächst einmal geschockt. Ich besah mir den Eingang. Dort bewegte sich nichts. Es war alles ruhig. Kein Henker, kein ehemals Gehängter. Es war so verdammt still. Ich dachte wieder daran, daß ich vor Jahren selbst einmal hier im Zuchthaus gesessen hatte. An Fletcher konnte ich mich nicht mehr erinnern. Wahrscheinlich war er mir auch damals nicht über den Weg gelaufen.
    Durch meinen Kopf huschten abermals die Erinnerungen. Ich versuchte mir rein skizzenhaft vorzustellen, wie es hinter den Mauern ausgesehen hatte. Geändert hatte sich dort nichts, das war mir auch klar, aber die Erinnerung brachte nicht viel zutage. Ich hätte mich hinter den Mauern nicht ausgekannt und würde Hilfe brauchen.
    »Wo hat man ihn gehängt?«
    »Am Galgen. Am alten Galgen. Aber er hat sich gerächt. Damals wurde er dort aufgehängt, jetzt war es umgekehrt. Darkman ist wieder da.«
    »Ja, Mr. Fletcher. Deshalb sind wir hier.«
    »Wieso?«
    »Das erkläre ich Ihnen später.« Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und schaute dabei in sein verzerrtes Gesicht. Daß er getrunken hatte, roch ich, aber er war nicht so betrunken, um weiße Mäuse zu sehen.
    »Fühlen Sie sich gut, um uns einen Gefallen erweisen zu können, Mr. Fletcher?«
    »Hä – was meinen Sie damit?«
    »Wir müssen da hinein«, sagte Bill.
    »Was?« Fletcher bekam fast einen Zitteranfall. »Sind Sie denn verrückt oder lebensmüde?«
    »Weder das eine noch das andere«, erklärte ich. »Ich habe Ihnen schon gesagt, daß wir aus einem bestimmten Grund hier erschienen sind. Wir werden Darkman jagen. Um das zu können, müssen wir zunächst seine Spur aufnehmen.«
    »Ich soll Sie also führen.«
    »Nicht bis direkt ans Ziel, Mr. Fletcher. Sie können uns zeigen oder erklären, wo wir hinmüssen.«
    Er dachte darüber nach, ob er uns den Gefallen tun sollte. Er kämpfte mit sich und seiner Angst.
    »Einer muß es tun, Mr. Fletcher. Wir sind zu zweit. Es darf nicht noch mehr Tote geben.«
    »Ich soll als nächster an der Reihe sein.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    Er nickte.
    »Dann kann er reden?« fragte Bill.
    »Auch das«, flüsterte der ehemalige Wärter. »Dabei haben wir ihn hier auf dem Gefängnisfriedhof verscharrt, aber davon will wohl keiner mehr was wissen. Nichts ist, wie es war. Die Natur wurde auf den Kopf gestellt. Er ist zurückgekehrt.«
    »Haben Sie sich das Grab schon angeschaut?«
    »In der letzten Zeit nicht mehr.«
    »Und wen hat Darkman dort aufgehängt?« Fletcher schaute Bill Conolly an. »Das kann ich Ihnen sagen. Es war der Mann, der über ihn schreiben wollte. Der dachte an die Story seines Lebens. Er wollte groß rauskommen. Er hat auch Fotos geschossen. Jetzt baumelt er über der Öffnung, die Kamera um den Hals.« Fletcher schüttelte den Kopf. »Es ist eines der schlimmsten Bilder, die ich je gesehen habe.«
    »Ist es weit?« fragte ich.
    »Nein, unten.«
    »Dann gehen wir.«
    Fletcher zögerte noch. Verständlich. Ich schob ihn vor. »Wissen Sie, Mr. Fletcher, ich kann Sie gut verstehen. Sie brauchen auch nicht mitzukommen. Nicht bis zum Ziel. Wir möchten nur, daß Sie uns den Weg erklären.«
    »Okay.«
    Es war schon ein seltsames und auch deprimierendes Gefühl für mich, wieder dieses alte Zuchthaus zu betreten. Damals hatte ich den Unheimlichen von Dartmoor durch das Moor gejagt. Heute würde ich den Killer wahrscheinlich noch im Zuchthaus stellen können. Zumindest war das zu hoffen.
    Der Gestank ist geblieben. Hier war nichts erneuert oder umgebaut worden. Es ist alles so wie damals, dachte ich. Nur vermißte ich die Gefangenen, die Stimmen, die wütenden Schreie, die Ausbrüche, den Haß. All das hatte mich damals umgeben, aber die Erinnerung kehrte zurück. Und all das, an das ich beim Eintreten gedacht hatte, schien sich in den alten Mauern gefangen zu haben.
    Hier war es immer feucht. Auch im Sommer. Stickig und dumpf. Eine gewaltige unterteilte Höhle. Zellen. Manche vergittert, andere wiederum mit Holztüren versehen. Eine bedrückende Atmosphäre, analog zu Alcatraz, der Zuchthausinsel vor San Francisco, auf der vor kurzem ein starker Film gedreht worden war – The Rock. Ich hatte den Streifen gesehen, und jetzt drängten sich mir diese Bilder auf.
    Nur würden wir nicht von kampfbereiten Soldaten erwartet werden, sondern von einer Gestalt, die schon

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