Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
längst tot war und trotzdem noch umhergeisterte und mordete.
    Was steckte dahinter? Es war ein Motiv. Auch verschiedene Möglichkeiten, die mir durch den Kopf schössen, ohne daß ich mich für eine entscheiden konnte.
    Es war ruhig, aber nicht still.
    Irgendwo floß Wasser, das dann zu Boden fiel. Wir hörten den Aufschlag eines jeden Tropfens, wenn er auf dem harten Untergrund zerklatschte.
    Fletcher ging zwischen uns.
    Er atmete heftiger, je mehr wir uns dem Bereich der Todeskandidaten näherten. Das Licht schuf einen fahlen Glanz, ließ Schatten entstehen und wir sahen unsere eigenen Körper als dunkle Abbilder über die Wände huschen.
    In diesem Bau gab es unzählige Verstecke. Da waren ja nicht nur die einzelnen Etagen und Zellen, das Zuchthaus war teilweise sogar unterkellert.
    Die dumpfe Luft schlug wie ein feuchtes Tuch gegen uns. Wir atmeten mit offenem Mund, hatten offene Zellentüren passiert, hin und wieder hinein in diese kleinen Räume geschaut und auch den Abfall entdeckt, der von neugierigen Touristen hinterlassen worden war.
    Mir rann es kalt den Rücken hinab, wenn ich daran dachte, daß eine Gruppe Touristen das Zuchthaus besuchte. Sie würden einem Killer wie Darkman gerade recht kommen. Zum Glück hatte sich das Wetter so verschlechtert, daß wir mit keinem großen Ansturm zu rechnen brauchten.
    Damals hatte man ihn gehängt. Bill und ich waren als Studenten dabeigewesen. Ein praktischer Unterricht war uns erteilt worden, und ich erinnerte mich wieder an die Worte des Mannes. Er wußte, daß wir uns wiedersehen würden. Damals hatte ich mir aus dieser Ankündigung nichts gemacht. Zwar war mir nach dieser Drohung schon komisch zumute gewesen, mehr aber auch nicht. Die Zeit hatte vieles in den Höhlen der Erinnerung vergraben. Da waren die Erinnerungen wie die Menschen, die in den Zellen von Dartmoor dahinvegetierten. Irgendwann kamen sie wieder frei und konnten sich entfalten.
    »Wir sind da!« flüsterte Fletcher. Er hob den Arm und deutete auf die große Tür.
    Ich drängte mich vor. Geschlossen war sie nicht. Ich zog sie auf, schaute vorsichtig in den Raum und wußte Bescheid. Nein, die Stühle standen dort nicht mehr, aber ich erinnerte mich noch daran, wo ich gesessen hatte. Auch Bill sprach davon, als er kurz nach mir die Stätte des Todes betreten hatte. Selbst Fletcher war uns gefolgt. Wir hörten ihn keuchen, und das Bild, das wir zu sehen bekamen, war wirklich schrecklich.
    Der Mann hing im Strick und baumelte über der Öffnung. Er sah schlimm aus, aber er mußte es auch schnell hinter sich gehabt haben. Sicherlich hatte er nicht lange leiden müssen. Hier war ein Fachmann am Werk gewesen, so makaber sich das auch anhörte.
    Darkman war nicht da.
    »Es ist weg«, flüsterte Fletcher. »Der verdammte Unhold hat sich wieder zurückgezogen.«
    »Wohin?«
    »Überall hin, Mr. Conolly.« Fletcher wußte inzwischen unsere Namen.
    »Da ist er wie ein Phantom. Ihm gehört dieses verfluchte Zuchthaus. Ihm allein, verdammt!«
    »Bleib du mal an der Tür«, bat ich Bill.
    »Gut.« Da die Tür offenstand, konnte er hin und wieder einen Blick in den Gang werfen, um zu schauen, ob sich uns jemand näherte.
    Darkman trauten wir alles zu.
    Die Umgebung des Galgens war abgesperrt worden. Eine straff gespannte Kordel markierte das Rechteck. Die Zuschauer konnten sich dieses Instrument nur aus einer gewissen Distanz anschauen.
    Er sah einen Schatten!
    Unheimlich und auch unheilvoll schwebte er über mir und berührte mich, als ich an die Absperrung herantrat und sie dann überkletterte. Ich war auf der Hut, da ich nicht wußte, wie brüchig der Boden um die Luke herum war.
    Nein, die Bohlen waren noch fest. Sie hielten mein Gewicht bestimmt aus. Zwischen mir und dem Gehängten befand sich die Luke. Ich schaute mir den Mann noch einmal an, dessen Kopf ein wenig zur Seite gedrückt worden war. Hängenlassen konnte ich ihn hier nicht. Man mußte ihn abnehmen, dazu würden die Kollegen herkommen müssen, um auch nach Spuren zu suchen. Das war die eine, die normale Seite.
    Es gab noch eine andere. Zu der tendierte ich eher. Wir würden den Mann hängen lassen. Er war tot, er spürte nichts mehr, denn nur so konnten wir uns sofort auf die Jagd nach Darkman konzentrieren. Das Auftauchen unserer Kollegen hätte ihn eventuell gestört und auch wütend gemacht. Einen wütenden Killer konnten wir nicht gebrauchen.
    Der lief Amok und brachte Menschenleben in Gefahr. Da war es besser, wenn er sich auf Bill und mich

Weitere Kostenlose Bücher