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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tod über ist. Wie konnte das geschehen?«
    »Er hat Helfer«, sagte ich.
    »Und wen?«
    Eine Antwort gab ich nicht, weil mir Dean Fletcher zuvorkam. »Da ist noch etwas«, sagte er. »Ich mag zwar spinnen, aber ich glaube, daß es mit etwas anderem bei ihm zusammenhängt. Und zwar geht es um seine Augen. Niemand sollte in Darkmans Augen schauen können. Er hat die dunkle Brille Tag und Nacht getragen. Er nahm sie nie ab, und Sie haben doch auch seine Hinrichtung erlebt. Da hatte er nicht auf sie verzichtet.« Wir erinnerten uns.
    »Die Augen«, flüsterte Fletcher. »Es waren keine normalen Augen, das weiß ich. Sie hatten etwas Unheimliches an sich. Sie waren dunkle Tunnel. Mir ist mal ein kurzer Blick in die Augen gelungen. Ich konnte hinter die Brille schauen. Und der Pfarrer hat sie auch mal gesehen, glaube ich.«
    »Es waren also keine normalen Augen.«
    »Nein, nein, auf keinen Fall, Mr. Sinclair! Das waren dunkle Eingänge.«
    »Waren sie leer?«
    »Keine Ahnung.« Mit dem Handrücken wischte Fletcher über seine Lippen. »Sie können leer gewesen sein – oder auch nicht. So genau weiß ich das nicht. Es war ja immer nur ein kurzer und rein zufälliger Blick gewesen. Da konnte man schon Angst bekommen. Und ich habe auch diese verdammte Kälte gespürt, die man kaum beschreiben kann. – In der Hölle soll es ja heiß sein. Wäre das Gegenteil der Fall, würde ich sagen, daß diese Kälte aus der Hölle gekommen ist.«
    Wir ließen ihn in seinem Glauben.
    »Wenn du an die Schwärze denkst, John, fällt dir dabei nichts ein?«
    »Doch, mein Lieber, und ich habe schon die ganze Zeit über an den Spuk gedacht.«
    »Genau.«
    »Wovon reden Sie?« fragte Fletcher.
    »Das ist intern«, sagte ich.
    »Aber er selbst kann es nicht sein«, murmelte Bill. »Ob es einer seiner Geschöpfe ist?«
    »Frag mich nicht so etwas Schweres. Ich kann es dir beim besten Willen nicht sagen. Wenn ja, wäre das allerdings sehr ungewöhnlich, denn der Spuk geht zumeist allein auf Tour. Er brauchte im Prinzip keine Helfer.«
    »Es kann auch ein Relikt gewesen sein. Jemand, den er vergessen hat.«
    »Das weiß ich nicht.«
    Wir erschraken in der Gruppe, als sich plötzlich das Telefon mit lautem Schrillen meldete. Das Geräusch kannten wir kaum noch, aber Fletcher schlug seine Hand auf den Hörer wie eine Kralle, ohne allerdings abzuheben. Dafür schaute er uns mit flackerndem Blick an. »Ob er das ist? Darkman?«
    »Versuchen Sie es.«
    »Aber was soll ich denn sagen?«
    »Halten Sie den Hörer möglichst weit vom Ohr weg, damit wir mithören können.«
    »Gut, Mr. Sinclair.«
    Während er abhob und sich dann meldete, rückten Bill und ich näher auf ihn zu. Den Namen hatte er kaum ausgesprochen, als wir Bescheid wußten. Es war Darkman.
    »He, wie geht es euch…?«
    »Wieso rufst du an?«
    »Ich will nur wissen, wie es euch geht. Ob ihr meine Flucht gut verkraftet habt. So schnell wie ich verschwinde, kann ich auch erscheinen. Egal wo.«
    »Du bist aus dem Sarg so gekommen, wie?«
    »Gut, Fletcher, gut. Endlich hast du mal etwas begriffen. Ich habe mich auf meine Weise zurückgezogen. Aber deshalb rufe ich nicht an. Es geht um etwas anderes. Ich wollte das Spiel hochreizen und euch fragen, ob ihr es schon entdeckt habt?«
    »Was entdeckt?«
    »Ich habe mir jemanden geholt.«
    »Nein«, flüsterte Dean Fletcher, »wir haben hier nichts entdeckt.« Er schwitzte wieder stark und bewegte seinen Mund, aber er kaute nicht.
    »Das ist schade.«
    »Warum sagst du das?«
    »Weil ich mit mir selbst nicht mehr zufrieden war. Ich bin mir für eine Weile untreu geworden, und das möchte ich ändern, und ich habe schon damit angefangen.«
    »Wieso untreu?«
    Das kalte Lachen klang blechern, und es war Darkmans Abschiedsgruß.
    Er legte auf. Es wurde still, und wir saßen da, starrten uns an.
    Fletcher rieb über sein Gesicht. »Was kann er nur gemeint haben?« keuchte er.
    »Er ist sich untreu geworden«, sagte Bill.
    Ich wußte, daß er von mir eine Antwort erwartete. Ich beugte mich nach vorn, stemmte die Ellenbogen auf die Oberschenkel und starrte zu Boden, während durch meinen Kopf die Gedanken rasten. Mit dem Wort untreu hatte er uns einen Hinweis gegeben. Ich wußte ihn nur nicht so recht zu deuten. Außerdem hatten wir angeblich noch nichts gefunden.
    »Worin war er sich denn immer treu?« fragte Bill.
    »Im Töten!« flüsterte Fletcher.
    Mein Kopf ruckte hoch. Ich setzte mich kerzengerade hin und starrte ihn an. »Genau das ist es. Er war

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