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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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taten uns in der Seele weh, doch ändern konnten wir daran nichts. Wir wußten auch nicht, wie wir ihm hätten helfen sollen. Mit seiner Trauer mußte er leider allein zurechtkommen. Und auch mit seiner Angst.
    Wieder erschreckte uns das Schrillen des Telefons. Keiner von uns war Hellseher, aber jeder wußte sofort, wer da anrief. Diesmal allerdings hob ich ab.
    »Du bist es nicht, Dean?« Ich hörte die Frage, obwohl ich noch kein Wort gesagt hatte. Aber Darkmans Stimme konnte ich nie vergessen.
    »Ich bin nicht Dean.«
    »Gut, auch gut.« Er kicherte schrill in mein Ohr. »Früher hast du einen blauen Pullover getragen. Erinnerst du dich? Einen blauen Pullover.«
    »Das kann sein.«
    »Es stimmt. Ich weiß es genau. Einen blauen Pullover. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Ich wollte dir nur klarmachen, daß ich alles behalten habe, alles. Aber kommen wir zurück zur Gegenwart. Hast du das Andenken schon gefunden?«
    »Was meinst du damit?«
    »Sei doch nicht so dumm. Oder habt ihr das Schlafzimmer etwa nicht durchsucht?«
    »Doch.«
    »Gut, Sinclair. Was sagst du?«
    »Ich sage nur, daß du es weit genug getrieben hast. Zwischen der ersten und der jetzigen Begegnung sind einige Jahre vergangen. Ich kann dir versprechen, daß ich dazugelernt habe. Die Zeit ist nicht spurlos an mir vorübergegangen, und deshalb wirst du dich wundern, Darkman. Sogar sehr wundern, denn aufgeben werde ich nicht. Wir nehmen den Kampf an, wir werden dich stellen, und wir werden dich auch vernichten.«
    »Ja, versucht es. Versucht es nur. Darauf freue ich mich. Hast du nicht gesehen, wie ich in der Dunkelheit verschwand? Da kannst du mich stellen. Ich lade dich ein. Du kannst mir folgen, aber du kannst auch in Dartmoor bleiben. Es ist meine Stadt. Ich bin wieder da, und ich habe versprochen, Dartmoor in eine Hölle zu verwandeln. Keiner hat mir damals geholfen. Sie haben sogar ihre verdammten Glocken geläutet, als ich endlich baumelte. Aber das ist vorbei. Wir sehen uns, Sinclair…«
    Er legte auf, und auch ich knallte den Hörer zurück, denn ich war verdammt wütend.
    »Er hält uns zum Narren«, sagte Bill.
    Ich schwieg. Auch Fletcher gab keinen Kommentar ab. Er hatte aufgehört zu weinen, saß geduckt auf seinem Stuhl und starrte vor sich hin ins Leere. Seine Lippen zitterten dabei.
    In der Küche war die Luft schlecht geworden und zum Schneiden dick.
    Außerdem lag ein widerlicher Geruch über dem Raum. Ich stand auf und öffnete das Fenster.
    Graues Sommerwetter. Eine dicke Schwüle. Ein Ort, der trostlos aussah.
    Menschen hielten sich versteckt, als wüßten sie Bescheid. Das kam mir nur so vor, denn niemand – außer uns – wußte, was da vorgefallen war.
    Eine Tote lag im Nebenzimmer, ein anderer hing noch in der Schlinge im Hinrichtungsraum. Ein Reporter, und ich ging davon aus, daß man den Mann vermißte.
    Darüber sprach ich mit Bill, der mir zustimmte, und ich fragte: »Für welch eine Zeitung hat er gearbeitet?«
    »Southwest Cronicle.«
    »Bringt uns das weiter?«
    »Muß nicht«, sagte Bill. »Zumindest aber hat sich Robin Gift mit dem Fall beschäftigt. So einer müßte mehr wissen. Er kann Unterlagen gesammelt haben, um sie zu verwerten. Da traue ich ihm schon einiges zu. Und ich werde auch recht haben«, sagte Bill. »Aber das bringt uns nicht großartig weiter, denn wir haben einfach nicht die Zeit, in den Zeitungsverlag zu fahren und Dartmoor allein zu lassen. So und nicht anders sieht es aus. Für uns nicht eben super.«
    »Und wenn er hier ein Büro hatte?«
    Bill hob die Arme. »Ist alles möglich, aber das sollte dann Freund Fletcher wissen.«
    Der ehemalige Wärter reagierte nicht. Er saß bewegungslos auf seinem Stuhl und schien in tiefer Trauer erstarrt zu sein.
    Erst als ich ihn anstieß, hob er mit einer müden Geste den Kopf. »Ich weiß wie Sie sich fühlen, Mr. Fletcher, aber denken Sie daran, daß wir den Killer fangen müssen.«
    »Ich weiß, Sinclair, ich will ihn ja auch.«
    »Dann müssen wir noch einmal von vorn beginnen. Und zwar bei diesem Robin Gift.«
    »Der ist doch tot.«
    »Klar, aber er hat sich, das glauben wir zumindest, doch mit dem Fall beschäftigt. Sonst hätte er keinen Bericht schreiben können. Sehe ich das richtig?«
    »Ich habe davon keine Ahnung.«
    »Hat Robin Gift hier gewohnt?«
    »Nein, nicht hier im Haus. Der kam auch von auswärts.«
    »Ist er dort immer wieder hingefahren? Das kann ich mir nicht vorstellen. Er wird sicherlich recherchiert haben und fuhr doch nicht jeden

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