Verfluchte Fesseln
machte
große Augen und kratzte sich dabei am Kopf.
„ Also
Tim trau ich das auch nicht zu, aber warum sollte Gunnar das gemacht
haben? Wo ist denn da der Sinn?“
„ Tja,
wenn ich das mal wüsste“, seufzte Robert. „Ich fahr
zu ihm. Das muss jetzt geklärt werden.“
„ Ich
komm mit!“, entschied Max.
Gunnar
war das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben, als er seinen
Kumpels öffnete. Er versuchte, ein paar vermeintlich witzige
Bemerkungen los zu werden, aber niemand lachte. Robert fiel gleich
mit der Tür ins Haus.
„ Was
wolltest du in der Boutique?“
Gunnar
wurde leichenblass und stammelte, dass er nicht wüsste, wovon
Robert rede.
„ Mann,
hör auf mit dem Theater. Was wolltest du in der Boutique?“
Gunnar
plumpste in einen Sessel und verbarg das Gesicht in seinen Händen.
Einen Moment war es absolut still, aber dann sah er seine Freunde
zerknirscht an.
„ Ja,
ich war da! Es tut mir leid, ich hätte das nicht machen sollen,
ich weiß, aber ich war völlig verzweifelt. Das heißt,
ich bin es immer noch.“
Er
legte eine Pause ein, weil er dachte, er würde gefragt, was denn
los sei, aber niemand machte Anstalten zu sprechen. Also fuhr er
fort.
„ Okay,
ich erzähl euch alles. Gestern morgen bin ich zu dem Haus
gefahren, also in den Ahornweg, das heißt, zuerst in den
Ulmenweg. Aber da war kein Cayenne zu sehen. Also habe die anderen
Straßen danach abgesucht. Und vor dem Haus Ahornweg 66 stand
einer. Und dann habe ich gesehen, dass du angefahren kamst. Bin ich
erst einmal abgebogen und habe gewartet. Bis du dann dem Golf nach
gefahren bist. Ich bin euch gefolgt bis in die Stadt. Ich habe
gewartet, bis du wieder abgefahren bist und bin dann in die Boutique
gegangen.“
„ Und
warum?“ Jetzt war es Robert, der nichts verstand.
„ Ich
hatte das Haus gesehen und gedacht, die müssen unendlich Kohle
haben. Und ich..., also kurz gesagt, ich bin so gut wie Pleite!“
„ Was?“
Robert konnte es nicht glauben. Gunnar hatte oft und gern gezeigt,
dass er Kohle hatte. Allerdings, und das fiel Robert erst jetzt auf,
hatte sich in dieser Richtung in letzter Zeit ungewöhnlich
zurückgehalten. „Ich dachte, du bist so fett im Geschäft.“
Jetzt dämmerte es Robert endgültig. „Du wolltest sie
erpressen?“
„ Nein,
nicht erpressen. Ich wollte den Leuten was verkaufen.“
„ Den
Stick?“ Robert konnte es nicht glauben. „Den hattest du
doch gar nicht!“
„ Nee,
natürlich nicht. Ich wollte erst einmal ausloten, was machbar
ist, und dann hätte ich mit dir gesprochen.“
Er
sah Robert an wie ein kleines Kind, das beim Fußballspielen
versehentlich eine Fensterscheibe zertrümmert hatte. Der
versuchte das eben Gehörte zu verdauen.
„ Mann,
oh, Mann, was hat dich denn da geritten? Du hast keine Ahnung, was du
da um ein Haar angerichtet hättest, oder vielleicht sogar schon
hast. Wieso bist du eigentlich Pleite? Egal jetzt, das klären
wir später. Jetzt erst mal die eine Sache.“
Robert
berichtete, was er alles gesehen hatte und was er inzwischen in
Erfahrung bringen konnte.
„ Verstehst
du jetzt, was da abläuft?“
Gunnar
war noch ein wenig blasser geworden.
„ Ach,
du Schande! Das wusste ich doch nicht. Mann, bitte entschuldige, das
wollte ich nicht. Egal, was es ist, wenn ich das wieder gutmachen
kann, sag es. Ich mache, was du willst.“
„ Okay,
Entschuldigung angenommen! Und jetzt lasst uns überlegen, was
wir tun können.“
Max
, der bisher nur zugehört hatte, wollte nun wissen, wieso Gunnar
finanziell so angeschlagen war.
„ Also
das ist eine lange Geschichte, die erzähl ich euch ein anderes
Mal. Fakt ist, ich habe in das falsche Geschäft investiert. Es
sah alles so rosig aus, scheinbar ohne Risiko, und jetzt ist alles
futsch. Das ist wie beim Elfmeter, haust du das Ding rein, bist du
der King. Und versemmelst du es, bist du der Arsch! Dabei war nur ein
halber Meter Unterschied.“
Robert
meinte, das hätte er ihnen aber auch schon vorher sagen können.
Er würde ihm gern wieder auf die Beine helfen, soweit es seine
Mittel zuließen. Und auch Max versicherte, dass er auch dazu
beitragen würde, so weit es in seiner Macht stünde.
Die
drei Freunde saßen noch einige Zeit zusammen und
beratschlagten, was sie tun könnten, um der Frau aus ihrer
prekären Situation zu verhelfen, aber eine wirklich zündende
Idee hatten sie nicht.
13.
Franziska
wusste in etwa, was sie erwartete, als sie ihren Golf abgestellt
hatte und die Haustür aufschloss.
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