Verfluchte Fesseln
erwischt hätte, würde ich wohl nicht
wenden, aber er behielt es für sich.
Nach
der übernächsten Kurve hatten sie die Stelle erreicht. Ein
anderes Fahrzeug aus der Gegenrichtung hatte schon angehalten und der
Fahrer sah aus gebührender Entfernung in die lodernden Flammen.
„ Da
ist nichts mehr zu machen!“, wandte er sich an Robert. Er hatte
zwar einen kleinen Feuerlöscher in der Hand, aber die
unglaubliche Hitze ließ es gar nicht zu, sich dem brennenden
Fahrzeug zu nähern.
Der
Fahrer, wer auch immer am Steuer saß, hatte wohl in der Kurve
die Gewalt über das Fahrzeug verloren und war seitlich vorn
rechts gegen eine alte, knorrige Eiche gekracht. Der Wagen war dabei
umgekippt und mit dem Dach gegen einen weiteren Baum geknallt. Wann
und wie es zu der Explosion gekommen war, war auf den ersten Blick
nicht zu erkennen. Der Wagen war derart deformiert, dass man kaum
sagen konnte, um welchen Fahrzeugtyp es sich hier handelte, aber
Robert und Franziska hatten das rußgeschwärzte Kennzeichen
erkannt. Sie schämte sich fast dafür, dass sie, wenn sie in
Flammen blickte, eine gewisse Erleichterung empfand.
Robert
hörte, wie der Fahrer des zweiten Fahrzeuges Feuerwehr und
Polizei anrief.
„Das arme Schwein hat keine Chance
gehabt!“, wandte er sich danach an Robert, der den Blick nicht
von den Flammen wenden konnte.
„ Es
waren zwei!“, antwortete er dem verduzzten Mann, der ihn
fragend ansah. „Sie haben uns verfolgt!“, klärte
Robert den Mann auf.
30.
Etwa
zehn Minuten später trafen Polizei und Feuerwehr ein. Der Wagen
war inzwischen nahezu komplett ausgebrannt, und die Feuerwehr hatte
nur doch ein paar brennende Äste und Sträucher zu löschen.
Robert
war mit Franziska überein gekommen, der Polizei gleich reinen
Wein einzuschenken, damit es in späteren Untersuchungen nicht zu
peinlichen Situationen kommen würde. Mit reinem Wein meinte er
jedoch nur die Tatsache, dass Franziska sich von ihrem Mann getrennt
und er sie verfolgt hatte, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Sie
waren überein gekommen, dass es besser wäre, die
Vorgeschichte für sich zu behalten.
Ein
Beamter nahm ihre Aussage stoisch entgegen und sagte ihnen, dass sie
sich weiterhin zu Verfügung halten müssten, falls es
weitere Fragen gäbe. Der andere Fahrer hatte ausgesagt, dass der
Cayenne ihm allein mit viel zu hoher Geschwindigkeit entgegen
gekommen war, und dass der Fahrer wohl in der Kurve die Kontrolle
über das Fahrzeug verloren habe. Später fand man auf der
Straße Ölspuren, die sich als die eigentliche
Unfallursache herausstellten. Das Fahrzeug hatte bei der hohen
Geschwindigkeit keine Chance, der Kurve zu folgen. Es war ohne die
geringste Fahrtrichtungsänderung geradewegs in die Bäume
gekracht.
Gegen
22.00 Uhr durften Robert und Franziska den Unfallort verlassen.
„ Was
nun?“, fragte er sie.
„ Ich
weiß nicht, aber in unser Haus will ich auf keinen Fall zurück.
Kann ich nicht heute Nacht bei dir schlafen?“
Robert
sah sie an und lächelte.
„ Du
kannst, wenn du willst, den Rest deines Lebens bei mir schlafen!“
Sie
war froh, dass er in der Dunkelheit nicht sehen konnte, wie rot sie
geworden war. Den Rest des Weges sprachen sie nicht mehr viel. Jeder
hatte mit seinen Gedanken genug zu tun. Das alles, was sich in den
letzten Tagen, und erst recht heute, ereignet hatte, zu verarbeiten,
würde bei beiden noch eine Weile dauern.
31.
Erst
als Robert, zu Hause angekommen, den Motor seines Wagens abstellte,
wandte er sich wieder an sie.
„ Da
wären wir! Jetzt bekomm keinen Schreck, wenn wir hinein gehen.
Es sieht alles noch so aus, wie es dein..., du weißt schon,
hinterlassen hat. Ich hatte noch keine Zeit aufzuräumen.“
Seine
Vorwarnung hatte keine große Wirkung.
„ Ach,
du je! Was ist das denn?“, platzte Franziska heraus, als sie
die Diele betrat. Und ihr Erstaunen ließ in den anderen Räumen
keinen Deut nach. „Meine Güte, wirst du das jemals wieder
hin bekommen?“
„ Ach,
sicher, das dauert ein wenig, aber das wird schon. Möchtest du
noch etwas trinken? Oder möchtest du gleich schlafen gehen? Du
kannst natürlich im Bett schlafen. Ich bleib hier auf der
Couch.“
Franzi
sah ihn mit großen Augen an.
„ Möchtest
du nicht mit mir zusammen schlafen?“
„ Doch,
möchte ich schon. Ich dachte nur, nach all dem, was jetzt
passiert ist, wärst du vielleicht lieber allein.“
„ Unsinn!
Nein, möchte ich nicht. Findest du in dem Chaos vielleicht einen
Rotwein? Dann hätte ich
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