Verfluchter Bastard! (German Edition)
Kinder – alles Mädchen.
Obwohl
jedem Kind im Umkreis von hundert Meilen schon von klein auf
eingebläut wurde, einen großen Bogen um Flander
Moss zu
machen, kam es immer wieder zu so tragischen Unglücksfällen, wie
bei Calum Blackwell.
Der
noch junge Clanchief hatte versucht zwei wertvolle Mutterschafe aus
dem heimtückischen Hochmoor zu befreien, und war dabei selbst
eingesunken.
Flander
Moss erstreckte sich über eine Fläche von fast fünfzig
Quadratmeilen und wirkte so harmlos wie eine karg blühende Wiese.
Doch unter der trügerischen Oberfläche lauerte zäher, schwarzer
Torfschlamm – der mehrere Meter tief war.
Der
Untergrund war weder fest noch flüssig, wenn man einbrach, fanden
weder Hände noch Füsse Halt in der matschigen, schweren Brühe aus
Torfresten und Pflanzenschlingen. Alles gab nach – oben wie unten.
Jeder Versuch sich aus dem zähen Schlammloch zu befreien, führte
dazu, dass das Loch noch größer und weicher wurde. Jede Bewegung
wurde zu einer enormen Kraftanstrengung und bereits nach wenigen
Minuten begannen die Kräfte zu schwinden.
Die
größte und tödlichste Gefahr ging jedoch nicht von der
Erschöpfung, sondern von der Eiseskälte aus.
Während
die Luft an der Oberfläche des Moores brütend heiß sein konnte,
war der Torfschlamm darunter eisig kalt. Auch im Sommer. Die Kälte
kroch unerbittlich durch den Körper; Hände und Füsse wurden taub,
nach wenigen Minuten schwanden dem Eingesunkenen die Sinne.
Die
meisten Mooropfer starben nicht den Erschöpfungs-, sondern den viel
grausameren Erfrierungstod. Ohne Hilfe von außen war man im Moor
hoffnungslos verloren und innerhalb weniger Stunden tot.
Flander
Moss war eine einzige, riesige Todeszone und niemand begab sich
freiwillig dorthin – mit Ausnahme der wenigen Torfbauern-Familien,
die das tückische Hochmoor wie ihre Westentasche kannten. Seit
Generationen bauten sie in dem Höllenmoor den dringend benötigten
Torf ab. Im waldarmen Schottland gab es kaum anderes Heizmaterial,
außerdem wurde der dunkle Torf für das Brennen des berühmten
schottischen Whiskys gebraucht. Nur diese Familien kannten die
wenigen, geheimen Wege und Inseln im Hochmoor, die festen Untergrund
boten und damit gefahrlos betreten werden konnten.
„ Sei
nicht albern, Lorn. Natürlich wirst du der nächste Clanchief. Du
bist der Einzige und letzte legitime Nachfolger deines Vaters.“
Margaretes Stimme klang ungehalten. Sie wusste, dass es an der Zeit
war alle Karten auf den Tisch zu legen.
„ Du
hast lange genug deine Freiheit genossen. Jetzt wirst du dich den
Familieninteressen beugen. Du wirst Cathy McKinley unverzüglich den
Hof machen, sie heiraten und schnellstmöglich schwängern.“
Verärgert
nahm Margarete zur Kenntnis, dass ihr Sohn wieder nur ein belustigtes
Lächeln für ihre schockierend klaren Worten übrig hatte.
Lorn
hatte es sich mittlerweile in einem der vielen Polstersessel bequem
gemacht und zeigte sich von der autoritären Forderung seiner Mutter
völlig unbeeindruckt.
„ Ich
bitte Euch, Mutter“, wieder schwang dieses nachsichtige Lächeln in
Lorns Stimme mit, das Margarete so hasste. „Mal abgesehen davon,
dass ich einen miserablen Ehemann abgäbe, ist das, was ich über
Cathy McKinley gehört habe, alles andere als schmeichelhaft. Wenn
auch nur ein Bruchteil davon wahr ist, tut jeder halbwegs vernünftig
denkende Mann gut daran, das Weite zu suchen. Offenbar hat sich das
kleine Miststück kein Stückchen verändert. Aus der vorlauten, vor
Schmutz starrenden Rotzgöre ist eine unansehnliche, bissige, alte
Jungfer geworden. Kein Mann legt sich freiwillig mit solch einem
Monstrum ins Bett.“
„ Sprich
nicht so respektlos von deiner zukünftigen Frau“, schnaufte
Margarete erbost und ignorierte erneut Lorns amüsiertes Lachen.
„ Cathy
McKinley ist kein Monstrum, sondern eine sehr außergewöhnliche
Frau. Sie ist nicht nur unglaublich reich, klug und mächtig, sondern
auch …“
„
… streitsüchtig,
hinterhältig und frigide?“ Um Lorns Lippen zuckte es belustigt.
„… das
Beste was uns Blackwells passieren kann“, vollendete Margarete
würdevoll ihren Satz, ohne auf Lorns spöttischen Einwand
einzugehen.
„ Deine
persönlichen Präferenzen, mein lieber Lorn, sind in diesem Fall
völlig ohne Belang“, fuhr Margerete entschlossen fort. „Hier
geht es um nüchterne Politik. Als Clanchief hast du die Pflicht,
deine persönlichen Interessen hinten an zu stellen und das zu tun,
was zum Wohl aller getan
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