Verfluchter Bastard! (German Edition)
führt,
während wir hier darben. Warum muß er nur so ein verdammt
störrischer Ochse sein , dachte sie gequält. Aber so war Lorn
schon immer gewesen. Eigenwillig, stur und unbelehrbar. Eigentlich
hatte sie ihren Ältesten nie wirklich verstanden.
Lorn
war zwar immer der ruhigste ihrer drei Söhne gewesen, aber auch der
sturste. Während Arran und Calum typische, schottische
Hochlandkrieger waren – groß, laut und stark - hatte sich Lorn
lieber in die verstaubte Bibliothek zurückgezogen, um alte Bücher
und Zeichnungen zu studieren. Seine jüngeren Brüder schwangen mit
größter Begeisterung ihre Waffen, Lorn hingegen nur Pinsel und
Meisel. Jeder Versuch, einen wilden, harten Hochlandkrieger aus ihm
zu machen, scheiterte an seinem Sturkopf und endete meist in einem
Riesenkrach.
Hilfesuchend
schaute Margarete zu ihrer Schwiegertochter Camilla hinüber, die in
einem der großen bequemen Polstersessel saß und ihrer einjährigen
Tochter Maisi unter ihrem Plaid die Brust gab.
Camilla,
die Witwe ihres jüngsten Sohnes Calum, hatte bislang nur schweigend
zugehört und die Gelegenheit genutzt ihren beeindruckenden Schwager,
den sie erst seit wenigen Tagen kannte, ein weiteres Mal ausgiebig zu
mustern. Was sie sah, gefiel ihr ausnehmend gut.
Lorn
war das schwarze Schaf der Familie Blackwell. Und irgendwie sah er
auch danach aus.
Alle
Blackwell Männer waren dafür bekannt, dass sie prächtig gebaute,
raue, kampferprobte Männer waren. Doch der älteste Blackwell hier,
war der prächtigste von allen.
Auch
er war gut gebaut, größer noch als seine Brüder, vor allem aber
viel breiter und muskulöser. Die jahrelange Arbeit als Steinmetz und
Bildhauer hatten ihm ein breites Kreuz, starke Schultern und
muskelbepackte Oberarme beschert.
Camilla
war fasziniert. Ihr Schwager war so ganz anders, als seine beiden
verstorbenen Brüder. Er sah bei weitem nicht so gut aus wie Arran
oder Calum, aber das tat seiner ungeheuer faszinierenden Ausstrahlung
keinen Abbruch.
Seine
Gesichtszüge waren nicht fein, wie die seiner Brüder, sondern grob
und rau. Die dicken, dunkelbraunen Haare hatte er nachlässig zu
einem Zopf gebunden. Seine Haut war von der spanischen Sonne
lederartig gebräunt, das kantige Kinn durch ein Grübchen gespalten,
die buschigen Augenbrauen beschatteten amüsiert funkelnde Augen, die
von einem Kranz dichter Wimpern umgeben waren. Die vielen Falten um
seine Augen zeugten davon, dass er gerne und oft lachte.
Lorns
Nase war breit und schief und sah aus, als ob sie irgendwann einmal
von etwas Schwerem plattgedrückt worden wäre.
Seine
teure Kleidung war ganz offensichtlich maßgeschneidert, von feinster
Qualität und hatte ihm dennoch schon jede Menge Spott eingebracht.
Denn im Gegensatz zu den abgehärteten Hochländern, die sich trotz
der zunehmend kühlen Witterung immer noch mit dünnem Hemd, Kilt und
Wams begnügten, trug Lorn Blackwell unter seiner edlen Tageskleidung
bereits Wäsche aus warmer Schafswolle.
Ein
gefundenes Fressen für die tratschenden Waschweiber rund um
Blackwell Castle. In Windeseile verbreitete sich diese pikante
Neuigkeit in ganz Stirlingshire und brachte Lorn prompt den Ruf eines
Weichlings ein. Was er beileibe nicht war, wie Camilla mit einem
Blick auf seine imponierende Gestalt feststellte. Der Umfang seiner
Oberarme war gewaltig und Camilla zweifelte nicht eine Sekunde daran,
dass er bei den alljährlichen Highland-Games mühelos den Wettbewerb
im Bäumestemmen oder Steinestossen gewinnen würde.
Ihre
Schwiegermutter hätte keine bessere Wahl für einen neuen Clanführer
treffen können. Auch wenn sie Lorn Blackwell erst seit wenigen Tagen
kannte, strahlte er für Camilla soviel Kraft, Ruhe und Überlegenheit
aus, dass sie nicht den geringsten Zweifel an seiner Autorität und
Klugheit hegte. Selbst das wenige Personal und die verbliebenen
Clanangehörigen schienen das zu spüren.
Seit
Lorn Blackwells Ankunft wehte plötzlich eine heitere,
zuversichtliche, ja fast schon ausgelassene Stimmung durch Blackwell
Castle. Die lähmende Zukunftsangst und Ungewissheit war wie
weggeblasen. Mit Lorn Blackwell gab es nicht mehr nur Hoffnung auf
den Weiterbestand des Clans – sondern auch auf ein Wiedererstarken
zu einem stolzen und mächtigen Verbund.
Fasziniert
schaute Camilla auf Lorns Lippen. Dieser Berg von einem Mann hatte
den sinnlichsten Mund, den sie je gesehen hatte. Der
leidenschaftliche Schwung seiner Lippen zeugte davon, dass er Sinnes-
und Lebensfreuden zu schätzen
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