Verfluchter Bastard!
Whisky-Karaffe aus. Doch wieder verfehlten seine Finger ihr Ziel und griffen ins Leere. Er hatte mit einem Mal das Gefühl völlig betrunken zu sein. Dabei hatte er sich gerade mal ein Glas Whisky gegönnt. Leise fluchend beugte er sich nach vorne, um erneut nach der Karaffe zu greifen, die er nur noch verschwommen wahrnahm. Im nächsten Moment versagten ihm auch seine Arme den Dienst. Bevor er sich näher mit diesem seltsamen Umstand befassen konnte, bemerkte er gerade noch, wie eine bleierne Müdigkeit durch seinen Körper kroch, Arme und Beine lähmte – und seinen Geist in wohlige Dunkelheit hüllte.
Kapitel 3
„ Was ist so wichtig, dass Ihr mich jetzt stört?“
Cathy McKinleys Stimme klang ruhig, aber unwirsch. Sie machte sich nicht einmal die Mühe von ihren Büchern aufzusehen, als sich der ungebetene Gast direkt vor ihrem mächtigen Eichenschreibtisch aufbaute. Sie wusste auch so, wer es war. Die monatlichen Abrechnungen erforderten ihre ganze Konzentration und niemand auf Gut McKinley würde es wagen, sie dabei zu stören – außer ihrem Vater, Charles McKinley.
„ Das weißt du genau.“
Charles McKinleys Stimme klang so brüchig, wie er aussah. Er war ein spindeldürrer, vornüber gebeugter, alter Mann mit schütterem, weißen Haar, das so dünn war, dass es ihm flusig vom Kopf abstand. Die Haut seines verwitterten Gesichts hatte große Ähnlichkeit mit Pergamentpapier: bräunlich, faltig und durchscheinend. Von weitem wirkte Charles McKinley, als ob er jede Minute zu Staub zerfallen würde. Doch seine Zerbrechlichkeit täuschte. Sobald man in seine unglaublich strahlend blauen Augen sah, vergass man sofort, dass man es mit einem alten Mann zu tun hatte. Seine Augen besaßen eine unbändige Leucht- und Lebenskraft. Im Moment wirkten diese strahlend blauen Augen jedoch sehr ungehalten und verhießen nichts Gutes.
„ Ich weiß nicht wovon Ihr redet, Vater.“
„ Natürlich weißt du das, Cathy McKinley. Halte mich nicht zum Narren!“
Die Augen ihres Vater sprühten blaue Blitze, doch das ließ Cathy völlig kalt. Natürlich wußte sie, was ihren Vater auch dieses Mal wieder in ihre Räume getrieben hatte. Es gab nur ein einziges Thema, das sein altes Blut noch so in Wallung brachte, dass er freiwillig die vielen steilen Stufen zu ihrem Kontor nach oben stieg.
Cathy seufzte innerlich. Zu oft hatte sie in der Vergangenheit schon derlei fruchtlose Diskussionen mit ihrem Vater geführt, als dass sie diese noch fürchten müsste. Aber es ärgerte sie dennoch, dass er immer wieder hartnäckig auf dieses leidige Thema zu sprechen kam. Vor allem, wenn ihr Kopf mit anderen, wichtigeren Dingen gefüllt war. Wie zum Beispiel jetzt, wo sie die Monatsabrechnungen machte. Nun gut, wenn ihr Vater wieder eines dieser sinnlosen Scharmützel brauchte, um sein Gewissen zu beruhigen, dann sollte er es bekommen.
„ Wie Ihr seht mache ich gerade die Monatsabrechnungen, Vater. Wenn Ihr nichts dagegen habt, verschieben wir das leidige Thema bis nach dem Dinner.“
„ Mitnichten. Ich werde nichts mehr verschieben und auch nicht mehr mit dir diskutieren.“ Charles McKinleys Augen blitzten. „Du hattest deine Chancen, Cathy. Mein letztes Ultimatum liegt bereits einen Monat zurück und du hast es wie üblich einfach verstreichen lassen. Ich bin nur hier, um dir meine Entscheidung mitzuteilen.“
Er verstummte und hielt sein Schweigen solange aufrecht, bis Cathy sich bequemte fragend den Kopf zu heben. Charles blaue Augen schienen sie zu durchbohren, während er mit entschlossener Stimme sagte:
„ Du wirst in Kürze heiraten. Es ist alles arrangiert.“
Nach dieser Ankündigung herrschte zunächst absolute Stille im Raum. Charles McKinley runzelte ärgerlich die Stirn, als er sah, dass seine Tochter ungerührt mit den Schultern zuckte, stumm den Kopf senkte und seelenruhig ihre Zahlenkolonnen weiter aufaddierte.
„ Hast du gehört was ich gesagt habe, Cathy?“, hakte ihr Vater aufgebracht nach.
„ Natürlich, Vater. Ihr habt es ja laut genug geschrieen.“
„ Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Willst du nicht wissen, mit wem ich dich verheiraten werde?“
„ Aber sicher doch, Vater. Sagt mir, welcher Hornorchse sich freiwillig bis auf die Knochen blamieren und ohne Braut vor den Traualtar treten will?“
Cathy gab sich nicht die geringste Mühe, ihre Belustigung zu verbergen.
„ Das ist kein Scherz, Cathy. Du wirst vor den Traualtar treten. Selbst wenn ich dich eigenhändig dorthin
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