Verfluchter Bastard!
noch nicht einmal die Tatsache etwas, dass ihr ein Bart fehlte.
Hin und wieder beschlich Charles McKinley das ungute Gefühl, dass seine Tochter keine „richtige“ Frau war. Er hasste sich für diesen sündigen Gedanken. Umso mehr war es sein Bestreben, seine Tochter endlich unter die Haube zu bekommen. Selbst wenn er dafür einen Pakt mit dem Teufel eingehen musste. Was er schlußendlich auch getan hatte.
Ihm war anfangs nicht ganz wohl gewesen, seine Tochter einem Mann auszuliefern, von dem er nur eine verschwommene Erinnerung hatte. Nachdem er jedoch vorsichtig Erkundigungen eingezogen hatte, wa er immer mehr zu dem Schluss gekommen, dass dieser Mann wunderbar zu seiner widerspenstigen Tochter passte. Die beiden hatten einander wahrlich verdient.
Dieser Mann war mindestens so stur, eigenwillig und unkonventionell, wie seine widerspenstige Cathy. Am besten gefiel Charles McKinley jedoch, dass dieser Mann nicht nur körperlich, sondern auch geistig in der Lage sein würde, seine überaus störrische Tochter zu zähmen. Das war bislang bei keinem der bisherigen Heiratskandidaten der Fall gewesen.
Nichts wünschte sich Charles McKinley mehr für seine Tochter, als dass sie einen ebenbürtigen Mann finden würde, mit dem sie glücklich werden und den sie eines Tages vielleicht auch lieben konnte. Denn Liebe war etwas, was Cathy in ihrem bisherigen Leben nicht viel erfahren hatte. Was zum Großteil auch meine eigene Schuld ist , seufzte Charles McKinley bekümmert.
Nach dem Tod seiner geliebten Frau Hannah, war er so mit dem eigenen Schmerz beschäftigt gewesen, dass er seine beiden Kinder in fremde Hände gegeben und sein Leben irgendwie weitergelebt hatte.
Erst als er auch seinen Sohn Euan bei einem Reitunfall verloren hatte, war ihm bewusst geworden, dass er Cathy nicht auch noch verlieren wollte, in dem er sie bei fremden Menschen aufwachsen ließ.
Mit knapp fünfzehn Jahren hatte er sie auf das halbzerfallene Gut der McKinleys zurückgeholt und sich fortan um sie gekümmert, soweit Cathy das damals noch zugelassen hatte. Denn seine Tochter war bereits mit fünfzehn Jahren unglaublich eigenwillig und klug gewesen. Nur zu gern hatte er ihr damals die Verwaltung des halbzerfallenen Gutes überlassen. Schon damals war ihr scharfer Geschäftssinn zu erkennen gewesen.
Anfangs hatte Charles Cathy für verrückt erklärt, als sie ihm eröffnet hatte, dass sie eine Schaffarm auf dem brachliegenden McKinley Land errichten wollte. Doch dank ihrer Hartnäckigkeit und dem Versprechen das geliehene Geld mit Zins und Zinseszins zurückzuzahlen, überließ er ihr schließlich, trotz größter Skepsis, die Hälfte seines letzten Soldes.
Zusammen mit der hinkenden Jezebel und dem stummen Isaac hatte sich Cathy auf den Weg in den englischen Teil der Lowlands gemacht, um sich dort, bei einem der Großgrundbesitzer, eine winzige Schafherde zu kaufen.
Jetzt, fast zwanzig Jahre später, waren daraus eine Schaffarm, eine eigene Spinner-, Weber- und Stofffärberei, ein Schlachthof, ein Fuhrunternehmen, eine Whisky-Destillerie und ein Bankhaus geworden. Edle Wollstoffe und Bekleidung aus den McKinley-Webereien waren in ganz England berühmt und heiß begehrt.
Doch nicht nur das McKinley-Unternehmen war gewachsen, auch Killean, das ehemals ärmliche Dorf am Fuße des McKinley-Gutes hatte sich dank Cathys Ideen zu einer prächtigen Kleinstadt entwickelt. Als ihre eigenen Unternehmen immer größer wurden und sie vieles nicht mehr selber leisten konnte, lockte sie Händler, Handwerker, Gastwirte, Goldschmiede und sonstige Dienstleister nach Killean, in dem sie jedem Arbeitswilligen ein kleines Grundstück und zehn Jahre Steuerfreiheit zusicherte.
Viele hatten diese ungewöhnliche Chance genutzt, sich in Killean niedergelassen und mitgeholfen, das ehemals verschlafene Dörfchen in eine wichtige Drehscheibe für den Nord-Süd-Warenverkehr zu verwandeln. Natürlich lockte ein derart pulsierendes Zentrum auch allerlei lichtscheues Gesindel an – doch dank der immer noch lose vorhandenen Clanstrukturen und der damit verbundenen sozialen Kontrolle, hielten sich Gewalttaten in Killean und Umgebung in Grenzen.
„ Hast du verdammt noch mal gehört, was ich gesagt habe, Cathy?“ Es wurmte Charles McKinley gewaltig, dass seine Tochter offenbar noch immer nicht glaubte, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde.
„ Doch, Vater.“
Cathy blieb ruhig und lächelte ihn freundlich-milde an. Sie wusste aus Erfahrung, dass jedes
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