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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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bleiben muss. Womit wir wieder bei Owen wären. Gestern Nacht hat er mir richtig Angst eingejagt, es war wie in einem Albtraum. Keine Ahnung, woher er weiß, was ich treibe.
    Unten hockt Devlin vor der Glotze und zappt von einem Sender zum nächsten. Er fährt heute wieder nach Bexton, weil er Schiss hat, dass ihn jemand wegen dem ASBO verpetzt. Er ist achtzehn, da darf er allein wohnen. Aber weil Dad im Knast sitzt, ist kein Geld für Essen, Miete und so weiter im Haus. Wenn ich jetzt mit heimkommen würde, |214| müsste ich irgendeinen Vollzeitjob annehmen, und dann gute Nacht, College. Und mit Devlin zusammenzuleben, wenn kein Dad da ist, der ihn ab und zu wieder in die Spur bringt   … da könnte man genauso gut mit einem Irren zusammenleben. Außerdem – was sollte dann aus Kos werden? Ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen!
    Ich gehe leise die Treppe runter, klaue Devlins neue weiße Kapuzenjacke aus der Küche und verdrücke mich durch die Hintertür. Keiner hat was gemerkt. Ich sage doch nicht Devlin Tschüss! Ich könnte ihn immer noch umbringen, weil er Ella überfallen hat, und um Owen mache ich sowieso lieber einen Bogen. Im Gemeindehaus ist heute Nachmittag Flohmarkt. Vielleicht finde ich ja etwas für Kos. Er braucht dringend was Neues zum Anziehen. Wenn ich reich wäre, würde ich nach Bexton fahren und ihm ein nagelneues Outfit kaufen. Ich male mir aus, wie ich ihn mit geilen neuen Turnschuhen, einer weiten Jeans und ein paar anständigen T-Shirts ausstaffiere. Oder ist das albern? Er ist schließlich keine Puppe. Ach was! Es ist doch nichts dabei, wenn man möchte, dass der neue Beinahefreund gut aussieht.
    Eine halbe Stunde später wühle ich mich zusammen mit dem halben Dorf durch Berge von Opaunterhosen. Ella ist auch da. Sie zankt sich mit Mrs Harris vom Laden um einen blauen Wollmantel. Dabei kann ich Flohmärkte nicht ausstehen! Da sieht man mal, wie das Zusammenleben mit meiner Mutter den Verstand angreift. Egal. Ich entdecke eine Jeans, die Kos passen könnte, dazu zwei |215| Oberteile und eine warme Lammfelljacke, alles zusammen für nur drei Pfund. Dann kaufe ich mir noch klammheimlich für 20   Pence ein rosa Glitzertop, das aussieht, als könnte es mir passen. Ein Glück, dass Moz mich jetzt nicht sieht!
    Ich bezahle gerade 60   Pence für ein noch ziemlich gut erhaltenes Paar Männerturnschuhe, da klopft mir jemand auf die Schulter.
    »Was willst du denn mit Männerklamotten, Lexi Juby?« Es ist Ella. Sie schleppt zwei riesige, mit Klamotten und Schuhen vollgestopfte Plastiktüten.
    »Ach, das ist alles für meinen heimlichen Liebhaber«, gebe ich zurück und zwinkere der alten Oma hinter dem Stand zu. Sie macht ein verkniffenes Gesicht. Durchs Fenster sehe ich den Bus nach Bexton kommen. Devlin steigt unbekümmert in aller Öffentlichkeit ein. Der traut sich was! Wenn ihn jemand erkennt, war’s das! Ich gehe um den Stand herum, um ihn besser sehen zu können, und ernte noch einen verbiesterten Blick von der Alten. Wahrscheinlich denkt sie, ich hätte es auf die 2 0-Pence -Stücke in ihrer Blechbüchse abgesehen. Im Bus schlendert Devlin den Mittelgang entlang und verpasst dabei den Sitzen Boxhiebe. Er fläzt sich auf die hinterste Sitzbank, Füße hoch, den Arm lässig auf die Lehne vor sich drapiert. Womit habe ich so einen Bruder verdient? Jetzt dreht er sich um und schaut in meine Richtung. Ich ducke mich rasch. Nicht, dass sich rumspricht, ich, Lexi Juby, würde mich auf einem Flohmarkt herumtreiben! Außerdem dürfte |216| mein lieber Bruder inzwischen entdeckt haben, dass ich ihm seine neue Jacke geklaut habe.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragt die Alte.
    »Danke, aber mir ist bloß meine Kontaktlinse rausgefallen«, schwindle ich immer noch geduckt.
    Ich höre, wie der Bus anfährt. Ich verharre noch einen Augenblick in gebückter Haltung, dann richte ich mich wieder auf.
    Draußen ist es schön. Die Sonne scheint. Bevor ich zur Arbeit muss, will ich noch sehen, wie Kos seine neue Kapuzenjacke steht. Jetzt, wo ich angeblich hundesicher bin, brauche ich auch keine Angst mehr zu haben, zerfleischt zu werden.
     
    Ich lehne das Rad an den Zaun vom Klinikgelände und krieche durch das Loch. Dann stapfe ich durch Disteln und welkes Gras, steige über Schlaglöcher und herumliegende Ziegel. Einen Augenblick sehe ich mich aus der Vogelperspektive – eine kleine graue Gestalt, allein zwischen den verfallenen Gebäuden. Emily hat mir ja erzählt, dass hier vor hundert

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