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Verfolgt

Verfolgt

Titel: Verfolgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Kennen
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Jahren geisteskranke Frauen eingesperrt waren, und ich male mir aus, wie Patientinnen in bodenlangen Kleidern in Zweierreihen durch den Park spazieren. Der Rasen ist gemäht, das Unkraut ist ausgerissen. Das Denkmal hat noch seine Nase, keine Efeuranken überwuchern das Kleid. Die Uhr am Turm schlägt alle halbe Stunde. Der Kies auf der Zufahrt knirscht, als ein Einspänner vorfährt und an der Treppe vor der Villa hält. |217| Eine vermummte Gestalt wird in das düstere Haus geführt. Ich kriege richtig Gänsehaut und bin froh, dass ich nicht damals gelebt habe.
    Ein Rotkehlchen setzt sich auf das Frauendenkmal. Wie hieß die Dame doch gleich   … Lady Fallondale? Laut Emily hat ihr Mann sie unter den Gummizellen verscharrt. Abermals überläuft mich ein leiser Schauder. Es würde mich nicht wundern, wenn es die Gummizellen noch gäbe, das Gebäude ist ja groß genug. Aber wo steckt Kos? Sonst brauche ich doch bloß aufzutauchen, schon steht er hinter mir wie aus dem Erdboden gewachsen.
    Dann sehe ich ihn kommen. Er dreht mir den Rücken zu und geht vorn an der Mauer entlang. Ich schaue noch einmal hin. Ach du Scheiße! Das ist gar nicht Kos, das ist Jak! Was will der denn hier? Ich hätte ihn gar nicht so eingeschätzt, dass er gern durch den Wald streunt, er ist eher der Typ Stubenhocker. Ich will schon rufen, überlege es mir aber anders. Wenn Kos uns beide zusammen sieht, denkt er vielleicht, ich hätte ihn verpfiffen. Außerdem habe ich keine Lust zu erklären, was ich hier mache. Aber was will Jak hier? Er geht langsam und vorgebeugt. Er nimmt die Brille ab und steckt sie in die Tasche. Ohne Brille sieht er gleich viel besser aus. Ich bleibe so lange hinter dem Denkmal stehen, bis er durch das Parktor gegangen ist, erst dann wage ich mich hervor. Kein Wunder, dass sich Kos nicht blicken lässt. Bestimmt hat er Jak gesehen. Dann kann ich es wohl vergessen, ihm heute seine neuen Klamotten zu überreichen.
    |218| Ich lege einen Schritt zu und laufe zum Zaun. Am Haupttor lehnt Ellas Rad. Das hat sich Jak wohl ausgeborgt, oder Ella läuft auch noch irgendwo durch die Gegend (was ich mir nicht vorstellen kann). Es passt mir nicht, dass Jak hier ist. Er hat ausgesehen wie   … ich weiß auch nicht, wie ein Detektiv oder Spion oder so. Klar, vielleicht ist das Unsinn und er macht bloß einen kleinen Ausflug, aber ich habe den Verdacht, dass hier etwas vorgeht, wovon ich nichts weiß. Oder ist Jak tatsächlich hergekommen, weil er mich gesucht hat? Mein Rad, das gleich neben seinem lehnt, ist ihm bestimmt nicht entgangen? Hat ihn die Liebe hierhergeführt? Hoffentlich nicht.
    Ich radle die Landstraße entlang. Da sehe ich plötzlich etwas, das mich vor Schreck beinahe vom Sattel haut. Am Straßenrand steht Owens Kleinbus. Aber Owen sitzt nicht drin. Ich trete kräftiger in die Pedale. Was hat das nun wieder zu bedeuten? Bestimmt nichts Gutes.
    Ich fahre so schnell ich kann, damit mich weder Owen noch Jak einholen. Das ist mir alles irgendwie unheimlich.
     
    Zu Hause ist alles ruhig. Ich klappe auf der Couch zusammen. Die Sonne ist wieder herausgekommen, das Wohnzimmer ist von goldenem Licht erfüllt. Jetzt, wo Devlin weg ist, ist die Atmosphäre gleich viel entspannter. Typen wie er machen ihre Mitmenschen total nervös, wenn sie bloß im selben Zimmer sind. Das sage
ich,
obwohl er mein |219| Bruder ist! Ich will lieber gar nicht wissen, was andere Leute von ihm halten. Mein früheres Leben fehlt mir zwar, aber es wäre echt keine gute Idee, in Bexton mit Devlin unter einem Dach zu wohnen. Wir würden uns ständig an die Gurgel gehen, außerdem habe ich aus seinen Schilderungen geschlossen, dass er sowieso jeden Abend die Bude voller Kumpels hat, die alles auf den Kopf stellen. Wir reden hier von Devlin, der muss immer gleich übertreiben. Na schön. Dann bleibe ich eben hier. Das ist eindeutig besser, jedenfalls so lange, bis Dad aus dem Knast kommt und die Zügel wieder in die Hand nimmt.
    Ich habe Hunger, darum stürme ich die Küche und gehe auf Nahrungssuche. Meine Mutter sitzt am Tisch. Sie ist natürlich wieder mit irgendwelchen Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Das nimmt sie seit ein paar Tagen dermaßen in Anspruch, dass ich praktisch Luft für sie bin. Aber als ich gerade enttäuscht vor dem leeren Küchenschrank stehe, kriege ich fast einen Herzinfarkt, weil sie mich von hinten antippt und mir eine Abbildung von dem Brautstrauß zeigt, den sie sich ausgesucht hat. Wie ich ihn finde, will sie

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