Verfolgt
geht es ihm besser, keine Frage.
|206| Ich mache mich daran, Kos klitschnass zu spritzen, und schließlich sitzen wir beide auf dem Hintern im Flachen und lachen uns kaputt.
Danach wärmen wir uns am Feuer wieder auf. Kos hat eine große alte Decke geholt und mir um die Schultern gelegt. Mein Oberkörper ist nur feucht, aber meine Hose und meine Turnschuhe triefen.
»Kos, bitte erzähl mir doch …«
Aber er nimmt mich einfach in den Arm und küsst mich wieder. Herrje – was habe ich da angerichtet? Es ist nicht so, dass ich Angst hätte. Ich weiß, wie man Männer auf Abstand hält. Aber Kos macht von Kuss zu Kuss beträchtliche Fortschritte, das muss man ihm lassen. Er ist wirklich ein gelehriger Schüler.
Ich mache mich los. »Hey, immer langsam! Wir knutschen bloß ein bisschen rum.«
Kos springt auf und läuft davon. Ich schaue ins Feuer. Hoffentlich lässt er mich hier nicht sitzen und seine Höllenhunde fressen mich. Da ist er schon wieder. Er holt ein Messer aus der Tasche und spitzt einen Ast an. Dabei beobachtet er mein Gesicht, doch schließlich kehrt er mir den Rücken zu. Er scheint mit dem Messer an etwas herumzusäbeln. Blutgeruch steigt mir in die Nase, als er etwas feucht Glänzendes auf den improvisierten Bratspieß steckt.
»Puh!« Ich rücke ein Stück vom Feuer ab. »Ist das wieder so ein armes Karnickel?« Ich kann so was nicht sehen. Ich hatte mal einen Hasen namens Benjamin. Als |207| ich sechs war, starb Benjamin angeblich eines natürlichen Todes, aber wenn ich grade finster drauf bin, habe ich Devlin im Verdacht, ein bisschen nachgeholfen zu haben.
»Essen!«, verkündet Kos fröhlich.
Ich stütze den Kopf in die Hände. Was mache ich hier? Ich hätte ihn nicht küssen sollen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Mir war ja klar, dass es verkehrt ist, ihn zu küssen, aber wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, kann ich meistens nicht widerstehen. Vor allem, wenn es um Kos geht. Er ist kräftig und breitschultrig und an den richtigen Stellen muskulös. Herrgott noch mal, er hat sogar eine Art Dreitagebart. Dass ich mal einen Mann mit Bart küsse, hätte ich mir nicht träumen lassen! Ich habe wohl den Verstand verloren. Vielleicht habe ich mir ja in Mutters Haus eine Kohlenmonoxidvergiftung geholt und das hat mir aufs Hirn geschlagen.
Ich mag nicht mehr ins Feuer schauen. Jetzt, wo ein totes Tier darin brutzelt, haben die Flammen ihren Zauber verloren.
»Wie lange bist du schon hier, Kos?«
Kos schnalzt mit der Zunge, zuckt die Achseln und stupst mit dem Finger das Kaninchen an. »Mutter«, sagt er, aber das ist leider auch schon alles. »Mutter, Vogel.« Er zeigt zum Himmel und wedelt mit den Ellbogen.
»Deine Mutter ist ja wohl kein Vogel«, sage ich ein bisschen biestig.
|208| Kos macht ein gekränktes Gesicht. »Vogel!«
Ich seufze. Aus unserer Beziehung wird wohl doch nichts. Trotzdem – er sieht einfach zu verdammt gut aus! Ich kann nichts dafür … meine Teenagerhormone sind schuld.
»Also meine Mutter ist ja eher eine Kuh«, sage ich aus Quatsch. »Aber eine sehr gepflegte. Und mein Vater …«, ich überlege, »… der ist eine Ratte. Er lebt in der Kanalisation und taucht überall dort auf, wo er nichts zu suchen hat. Und mein Bruder …« Was für fiese Tiere gibt es noch? »Mein Bruder ist ein Stinktier und ist die meiste Zeit eingesperrt, wie es sich für so jemanden gehört. Und mein Stiefvater …« Ich stelle mir Owens Visage vor und muss mich schütteln. »Mein Stiefvater ist ein Gorilla und hockt die meiste Zeit in der Kneipe oder im Flugzeug.«
Kos nickt, als hätte er jedes Wort verstanden. Hat er vielleicht ja auch! »Lexi?«, fragt er.
Das Ganze macht mir allmählich Spaß. Es ist beinahe eine richtige Unterhaltung.
»Ich? Ich bin ein Schwan. Schlecht gelaunt, eingebildet und frech.«
»Kos?«, fragt er verlegen.
Ich lächle ihn an. »Du bist ein Fuchs.« Dann beuge ich mich vor und küsse ihn.
Als das Kaninchen gar ist, hält Kos es mir hin. Nein danke!
»Du hast es nötiger als ich«, lehne ich großmütig ab. Er |209| schlägt die Zähne in das dampfende Fleisch. Mir fällt wieder auf, wie mager er ist.
»Hör mal, Kos«, fange ich an. »Was hältst du davon, wenn du mit zu mir kommst? Hier geht es dir doch nicht gut. Bestimmt kannst du dich wieder dran gewöhnen, in einem richtigen Haus zu leben. Wenn es dir bei uns gar nicht gefällt, kannst du auch zu meinem Bruder nach Bexton ziehen. Der kann
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