Verfuehr mich
Bliss, »sehr eindrucksvoll. Aber das könnte auch einfach nur die Anstrengung von unserer geilen Nummer sein.«
Jaz schüttelte den Kopf. »Das ist es nicht allein. Da ist noch einiges mehr. Eine Menge mehr. Aber vielleicht ist das auch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Ich muss morgen zurück nach Leonardville. Alf besteht darauf. Ich glaube, er hat mir die Ausrede für meinen überstürzten Kurztrip nicht so recht abgekauft.«
Sie tätschelte ihm die Wange. »Was hast du ihm denn erzählt?«
»Äh, dass ich mich mit einem französischen Fruchtsirup-Hersteller treffe und dass Monsieur Sucre tout suite zurückfliegen müsste und dass seine Sirupsorten möglicherweise eine neue, geheime Zutat sein könnten, blablabla. Er hat mich zwar merkwürdig angeschaut, aber wenigstens hat er nicht widersprochen.«
»Muss ich mich jetzt schuldig fühlen?«
»Quatsch! Bloß nicht.«
Bliss kuschelte sich an seine Brust, als Jaz einen Arm um sie legte und mit langen, genüsslichen Bewegungen von den Schultern bis zu ihren Hüften strich. Schließlich blieb seine Hand auf ihrem Hinterteil liegen, wo er sie spielerisch in eine Pobacke zwickte.
»Hey!«, entfuhr es ihr. »Solltest du nicht besser schlafen?«
»Schlafen kann ich auch im Flugzeug. Du hattest noch keinen Nachschlag.«
Sie lächelte und drückte ihm einen Kuss auf die warme, duftende Haut. »Ich bin bereit.«
10
Zwei Wochen später …
Jaz spazierte mit einem Kreditberater der Bank von Long Island am Strand vor dem Restaurant mitten im Nichts entlang. Er hatte Bliss gebeten, mitzukommen und ein möglichst enges Oberteil mit knappem Rock zu tragen, um den Mann so zu verwirren, dass er das kaputte Dach nicht bemerkte.
Sie wies ihn darauf hin, dass sie doch gar nicht so umwerfend aussähe. Jaz teilte diese Meinung nicht, und sie waren für einen Quickie erneut im Bett gelandet. Das war auch der Grund für sein träges Grinsen, immer wenn er Bliss ansah.
Er hatte Bliss völlig unerwartet gefragt, ob er das Anwesen denn nun kaufen sollte. Eine Antwort konnte sie ihm jedoch nicht geben. Es schien ziemlich schwer zu sein, das Ganze in ein erfolgreiches Restaurant zu verwandeln. Aber sie kannte sich in dieser Branche nicht wirklich aus, sondern wusste lediglich, dass neue Restaurants grundsätzlich eine hohe Pleiterate hatten. Jaz’ Geschäftssinn half hier auch nicht recht weiter, denn er war bei allem, was mit Pine Island zu tun hatte, sehr sentimental. Schließlich war er ja hier aufgewachsen.
Der Kreditberater, ein junger Mann namens Mike, war mit einem Motorboot gekommen – einem neuen Fiberglasmodell ohne Dach und mit grellen Rallyestreifen. Er stellte den Motor ab, drehte bei und knallte dreimal gegen den Anleger, bevor er Jaz ein Seil zuwarf. Als sein Ende des Seils ins Wasser fiel – er hatte versäumt, es irgendwo festzumachen -, sah er sie beide verlegen an. Jaz zog das Seil, ohne einen Kommentar abzugeben, an Land, warf Mike das trockene Ende zu und wickelte das nasse Ende in einem Achter an die Klampe der Anlegestelle, wo er es mit einem halben Schifferknoten fixierte.
Als Jaz das Boot ordentlich befestigt hatte, stieg Mike aus und begann sofort mit der Arbeit. Er machte sich Notizen auf einem Block und klopfte abwechselnd mit dem Stift gegen die verputzten Wände des Schlackensteingebäudes. Der Putz löste sich etwas, rieselte zu Boden und hinterließ dabei eine pudrige Spur in der Luft.
»Das ist hier draußen nun mal so. Die Seeluft fordert ihren Tribut«, erklärte Jaz.
Der Bankmensch zog die Stirn in Falten. »Ja, aber es ist sehr teuer, ein Gebäude neu zu verputzen. Der Besitzer konnte sich den Unterhalt irgendwann nicht mehr leisten. Deshalb mussten wir die Hypothek ja auch vor fünf Jahren kündigen.«
Als du noch auf der Highschool warst also! , hätte Bliss am liebsten gesagt. Irgendwas an Mikes aufgedunsenem Gesicht und seinem viel zu weißen Hemd sagte ihr, dass er ebenso wenig von Reparaturen und Renovierungen verstand wie von Booten.
Jaz lächelte breit. »Aber der Bau selbst ist stabil. Und ich glaube, die Kosten könnte ich unter Kontrolle halten. Mein Bruder Joe ist Bauunternehmer.«
Mike schrieb sich diese Information auf und betrat das Haus durch die Vordertür. Dabei starrte er mit beklommenem Blick auf ein altes Spinnennetz. Die Spinne war längst fort und die grauen Fäden ihres verlassenen Netzes würden bald folgen.
Bliss schlenderte am Anleger auf und ab und schaute sich in der Bucht um.
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