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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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haben, sorgfältig überprüft und Ihnen meine Antwort bereits mitgeteilt, wie ich glaube. Ginny und Paul sind amerikanische Staatsbürger. Diese Ranch ist ihr Erbe und wurde mir bis zu ihrer Großjährigkeit anvertraut. Dafür gibt es rechtskräftige Dokumente. Wenn Sie das anfechten wollen, können Sie mich vor Gericht bringen. Ich habe nicht die Absicht, meine Geschwister wildfremden Leuten anzuvertrauen.«
    Im Schatten rührte sich ein Mann. Colbys Blick flog zu ihm, und ihr Herz fing an zu hämmern. Eigenartig, dass er ihr nicht gleich aufgefallen war, aber er wirkte irgendwie verschwommen, als würde er mit der hereinbrechenden Dunkelheit verschmelzen. Als er unter die Lampe trat, konnte sie sehen, dass er groß und muskulös und insgesamt eine sehr eindrucksvolle Erscheinung war. Seine Gesichtszüge waren von einer herben Sinnlichkeit, seine Augen schwarz und kalt. Er trug sein Haar lang und im Nacken zusammengebunden. Alle Alarmglocken in Colbys Innerem schrillten.
    Der Mann hob eine Hand, und Juan Chevez, der Colby gerade antworten wollte, verstummte. Diese herrische Geste, die dem stolzen, schwerreichen Brasilianer sofort Einhalt gebot, ließ ihr Herz noch lauter klopfen, so laut, dass sie glaubte, er müsste es hören. Die Brüder Chevez traten zur Seite, als er lautlos aus dem Schatten glitt. Die Teilung des Roten Meers, dachte Colby fast ein bisschen panisch. Lag in den Augen der Chevez-Brüder ein Anflug von Furcht?
    Colby behauptete ihre Stellung, wenn auch etwas zittrig und mit der Befürchtung, ihre wackeligen Beine könnten sie nicht tragen. Dieser Mann jagte ihr Angst ein. Um seinen Mund lag ein grausamer Zug, und sie hatte noch nie so kalte Augen gesehen. Als hätte er keine Seele. Sie zwang sich, stehen zu bleiben und nicht hilfesuchend zu Ben zu schauen. Dieser Mann war eindeutig imstande, ohne mit der Wimper zu zucken zu töten. Das bestärkte sie nur in ihrer Entschlossenheit, ihre Geschwister bei sich zu behalten. Wenn die Che-vez-Familie einen Mann wie diesen zu ihrem persönlichen Schutz brauchte, was sagte das über sie aus? Trotzig starrte sie ihn an. Er beugte sich ein wenig vor und schaute mit seinen schwarzen Augen direkt in ihre grünen. Sofort spürte sie eine magische Anziehungskraft, die sie an den geistigen Angriff vorhin auf dem Feld erinnerte. Erschrocken wich sie zurück und riss ihren Blick von ihm los, um ihn stattdessen auf Bens verschrammte Stiefel zu heften. Dieser Mann hatte übernatürliche Fähigkeiten, genau wie sie!
    »Mein Name ist Nicolas De La Cruz.« Seine Stimme war leise, aber genauso bezwingend wie seine Augen. »Ich wünsche, dass Sie sich anhören, was diese Männer zu sagen haben. Sie haben einen weiten Weg auf sich genommen, um Sie zu sehen. Die Kinder sind von ihrem Blut.«
    Die Art und Weise, wie er »Blut« sagte, jagte ihr einen Schauer über den Körper. Er sprach leise und klang völlig ruhig und gelassen, aber seine Stimme war eine mächtige hypnotische Waffe, die Colby als solche erkannte. Könnte sie etwas dagegen ausrichten, wenn er diese Stimme vor Gericht bei dem Richter einsetzte? Sie wusste es wirklich nicht. Sogar sie war für die Wirkung dieser Stimme empfänglich. Ihr Herz hämmerte. Sie presste ihre Hände an ihre Schläfen. Er übte irgendwie Druck auf sie aus, um sie dazu zu bringen, sich seinem Willen zu fügen.
    Colby wusste, dass sie diesem gnadenlosen Druck nicht lange standhalten könnte. Ihr Kopf fühlte sich an, als wollte er jeden Moment zerspringen. Stolz war eine Sache, Dummheit eine ganz andere. »Ich wollte Sie bitten zu gehen, Gentlemen. Leider ist der Zeitpunkt für mich sehr schlecht. Ich fürchte, ich bin krank.« Eine Hand an ihren schmerzenden Kopf gelegt drehte sie sich zu Ben um. »Würdest du die Herren bitte hinausbegleiten? Ich werde einen neuen Termin ausmachen, sobald es mir besser geht. Tut mir leid.«
    Sie riss die Haustür auf und flüchtete sich in die Sicherheit ihrer eigenen vier Wände. Nicolas De La Cruz war ein nicht zu unterschätzender Gegner. Das Hämmern in ihrem Kopf, das davon herrührte, dass sie seinen Zugriff auf ihr Bewusstsein abgewehrt hatte, bereitete ihr körperliche Übelkeit. Sie legte sich ins Bett, vergrub ihr Gesicht in der Decke und atmete in tiefen, regelmäßigen Zügen ein, bis der ständige Druck allmählich nachließ. Dann lag sie noch lange dort, voller Angst um ihre Geschwister und um sich selbst.

Kapitel 1
    D er große Kastanienbraune schnaubte und rollte mit den Augen.

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