Verführerische Fesseln (German Edition)
vissssta.“
Nachdem ich mir die Tränen getrocknet hatte, steigerte Fritzken mein Glücksgefühl noch mehr. Sie hatte bereits mit Doegmann telefoniert und dieser hatte ihr lebhaft versichert, dass die Geliebte unter sogenannte „Unzumutbare Härte“ fallen würde und zusammen mit ein paar eingeforderten Gefälligkeiten bei seinem Lieblingsrichter würden Martin spätestens in zwei Tagen die Scheidungspapiere vorliegen.
Ich war noch ein wenig skeptisch. „So schnell?“
Fritzken zuckte mit den Schultern. „Wer weiß, was für Gefallen Doegmann da eingefordert hat und rein theoretisch kann sich der ganze Papierkram noch eine Weile hinziehen. Ihr Exmann könnte immerhin versuchen, Einspruch einzulegen. Aber mit dem hier“, sie wedelte mit Jeanettes unterschriebener Aussage, „hat er eigentlich keine Chance.“
Auf der Fahrt nach Hause beschloss ich, einen Abstecher in den Elektromarkt zu machen und mir endlich die nötigen Küchengeräte zu kaufen, bevor ich im Hotel mein Zimmer bezahlte, meinen Krempel packte und offiziell in meiner neuen Wohnung einzog.
Die Tür fiel hinter mir zu und ich seufzte. Ich war fix und fertig mit der Welt – abgesehen davon, dass der Tag schon durch Fritzkens Anruf ganz anders ausgesehen hatte, als mein Plan gewesen war.
Wie still es in der neuen Wohnung war. Kein Kühlschrank, der summte, kein Holz, das knackte, keine andere Person. Ich war allein.
Nachdem ich geduscht und das Bett bezogen hatte, legte ich mich hinein und griff nach meinem Handy.
„Hey, ich dachte, du meldest dich gar nicht mehr. Ich habe mich schon richtig benutzt gefühlt“, witzelte Alex, als er abnahm.
Mit knappen Worten berichtete ich von meinem Zusammentreffen mit Jeanette und wie der weitere Tag verlaufen war. „Jedenfalls treffe ich mich morgen zum Frühstück mit Kathrin. Du weißt schon, die Freundin, die ich letztens wiedergesehen habe. Außerdem muss ich mindestens eine Million Dinge erledigen.“
„Wenn nicht sogar zwei Millionen“, machte Alex sich über meine Formulierung lustig. „Das heißt, mir wird keine Audienz mehr gewährt? Dabei habe ich mir schon so“, er machte eine kurze Pause, die mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, „tolle Dinge überlegt. Und was ist mit Montagabend? Kommst du zu mir?“
„Ich weiß nicht, Dienstagmorgen wird der Kühlschrank geliefert.“
„Okay, ein Vorschlag: Ich gebe dir einfach ein wenig Zeit, dich von den Strapazen zu erholen und denk mir etwas Nettes aus. Am Dienstagmorgen komme ich mit Frühstück vorbei. Dann feiern wir deinen neuen Kühlschrank und was uns noch so einfällt.“
Ich stimmte erleichtert zu und wir verabschiedeten uns. Allerdings empfahl Alex mir noch mit belegter Stimme, dass ich morgen nach meinem Treffen mit Kathrin auf jeden Fall meine Emails checken sollte.
„Ach komm, hör auf“, lachte Kathrin und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Kaffee hatte sie mich nach Martin gefragt und ich hatte mich dazu hinreißen lassen, Jeanette zu beschreiben und natürlich auch nachzumachen. Als Kathrin wieder Luft bekam, schüttelte sie den Kopf und musterte mich eindringlich.
„Was ist?“, fragte ich daraufhin.
„Nichts. Ich frage mich nur, was in Martins Kopf vorgeht. Um ehrlich zu sein, ich bin froh, dass du ihn los bist. Immer, wenn ich dich in der Stadt gesehen habe, hast du so gehetzt gewirkt, so unnahbar und abwesend.“
Ich erschrak bei ihren Worten, doch sie meinte es noch nicht einmal böse. Ich versuchte zu überlegen, wann ich Kathrin das letzte Mal getroffen hatte.
Sie machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Keine Sorge, ich weiß, dass du es weder böse gemeint hast noch mich absichtlich ignoriert hast. Aber du wirktest auf einmal so weit weg, wir alle haben uns gewundert, was passiert ist. Als hätte Martin dich einer Gehirnwäsche unterzogen.“
Ich starrte in meinen Kaffee und bemerkte, dass ich scheinbar schon eine Weile ziemlich fleißig in der Tasse herumrührte. Ich ließ den Löffel los und räusperte mich. „So langsam glaube ich auch an die Gehirnwäschetheorie. Nachdem er mir seinen Scheidungswunsch unterbreitet hat, habe ich mich im Spiegel gesehen und fast nicht erkannt. Ich habe mein Handy genommen und wollte einen Freund anrufen, aber ich hatte keine einzige Nummer von früher. Keine einzige.“
Meine Stimme brach ab und ich schluckte mühselig. Kathrin legte mir aufmunternd die Hand auf den Arm und lächelte
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