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Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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Schreibtischlampe. Im Grunde alles, was ich in meinem ersten von Panik und Aktionismus getriebenen Besuch im Möbelhaus vergessen hatte.
    Anderthalb Stunden später schob ich zufrieden meinen vollen Einkaufswagen an der Kasse vorbei auf den Ausgang zu. Ich hatte eine unterschriebene Quittung dabei, die mir versicherte, dass meine neue Waschmaschine schon morgen zusammen mit meinem Kühlschrank und dem Herd geliefert werden würde. Im Wagen stapelten sich Kartons und Kleinteile und ich fühlte mich schon um Welten besser. Der Rest der Besorgungen würde ein Klacks werden.
    Ich steuerte gerade auf die Tür zu, als sich ein großer Typ vor meinem Einkaufswagen aufbaute und mit den Armen wedelte. Ich blieb abrupt stehen und ein vorwurfsvollen Schwall ergoss sich über mich: Ob es mir gut ginge, warum ich denn nicht Bescheid gesagt hätte, dass Martin ein doofer Arsch sei, ich solle mir doch helfen lassen, warum ich nicht angerufen hätte.
    Ich ließ die Schultern hängen und wurde sofort an die tröstende Brust gezogen. Irgendwann murmelte ich halb erstickt: „Ich bekomme keine Luft mehr.“
    Mein Bruder trat einen Schritt zurück und rieb sich verlegen über den Hinterkopf. Er nahm mir den Wagen ab und sagte: „Komm, ich mach’ schon.“
    Ich musste schlucken und nickte nur vorsichtig, um den Kloß in meinem Hals nicht zu provozieren. Ich sah Michael hinterher und freute mich ein wenig, dass ich einen so tollen Bruder hatte. Er war drei Jahre jünger als ich und überragte mich um zwei Köpfe. Er hatte gerade sein Jurastudium erfolgreich abgeschlossen und schon den Vertrag für seinen neuen Arbeitsplatz unterschrieben.
    Aber er hatte ebenfalls gute Menschenkenntnis und ich wusste, dass er nie viel von Martin gehalten hatte. Ich öffnete mechanisch den Kofferraum und ließ wieder die Schultern hängen. Ich wusste nicht so richtig, was ich Michael von der ganzen Geschichte erzählen sollte. Es war alles in so kurzer Zeit passiert und überhaupt, schon allein die Sache mit Alex hätte ihn vermutlich aus der Bahn geworfen.
    Trotz meiner Wortlosigkeit stapelte er fröhlich meine Einkäufe in den Kofferraum., bis der Einkaufswagen leer war. Dann sah er mich an.
    „Ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich wollte mich erst einmal in irgendwelche Aufgaben stürzen, damit ich nicht über die ganze Situation nachdenken muss.“
    Er nickte und sagte nichts, stattdessen brachte er schnell den Einkaufswagen weg.
    „Was hast du jetzt vor?“, fragte ich ihn.
    „Nichts, Papa hat mich hier abgesetzt und ist dann zur Arbeit gefahren, ich wollte eigentlich die Bahn nach Hause nehmen.“
    „Soll ich dich mitnehmen?“
    „Das wäre super.“ Er grinste und ich bedeutete ihm, auf dem Beifahrersitz Platz nehmen.
    „Kann ich fahren?“
    „Du spinnst wohl.“
    Immer noch grinsend zuckte er mit den Schultern und nahm auf der Beifahrerseite Platz. Ich war ein wenig erleichtert. Ich glaube der Hauptgrund, warum ich es bisher vermieden hatte, mich mit meiner Familie auseinanderzusetzen, war die Tatsache, dass ich Mitleid fürchtete. Aber Michael hatte sich gerade eigentlich wie immer verhalten.
    Nun begann er, etwas unruhig auf dem Beifahrersitz herumzurutschen und schien sich unwohl zu fühlen. „Willst du irgendwie darüber reden? Ich meine, falls ihr, wenn ihr, ja also irgendwelche Probleme hattet, in irgendwelchen Bereichen–“
    Ich musste lachen und winkte ab. „Nein, keine Sorge. Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich glaube, in Wahrheit weiß ich noch nicht einmal mehr als du gerade weißt. Eines schönen Morgens sagt Martin, er hätte wichtige Neuigkeiten und verkündet dann, dass er die Scheidung will. Ich bin erst total ausgeflippt und dann hab ich mich in Arbeit gestürzt. Also Arbeit in Anführungszeichen, ich habe mir einen Anwalt gesucht, meine Sachen gepackt und bin in ein Hotel gezogen. Eine Detektivin habe ich beauftragt und eine neue Wohnung gefunden.“
    „Wozu denn eine Detektivin?“
    „Weil ich mir ziemlich sicher war, dass Martin nicht von ganz alleine auf die Idee mit der Scheidung gekommen ist – zumal wir vorher noch nicht einmal richtige Probleme hatten.“
    Ich verstummte und presste die Lippen fest zusammen. Ich war noch immer nicht darüber hinweg, dass Martin mich tatsächlich betrogen hatte. Ich glaubte allerdings, was mich insgeheim noch mehr störte, war die Tatsache, dass es mir noch nicht einmal aufgefallen war. Gestern Abend im Bett hatte ich lange darüber nachgegrübelt und festgestellt, dass

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