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Verführerische Fesseln (German Edition)

Verführerische Fesseln (German Edition)

Titel: Verführerische Fesseln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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unser Plan aufgegangen. Denn Alex war in die Bibliothek gekommen und sagte Kai, dass mein Bruder sich schon erkundigt hätte, wo er denn abgeblieben wäre.
    Kai gab sich erstaunlich überzeugend unentschlossen. Er habe sich so nett mit mir unterhalten und ich würde ja auch gleich wiederkommen. Alex versprach mit Nachdruck, mich ebenfalls nach unten zu schicken. Schließlich gab Kai nach und verließ den Raum.
    Ich holte tief Luft und zählte langsam bis zehn, dann öffnete ich die Tür und ging wieder hinein.
    „Oh“, tat ich überrascht, als ich Alex sah. Dieser lehnte grimmig guckend mit verschränkten Armen an einem der Regale und ließ mich nicht aus den Augen, als ich das Zimmer betrat. Ich schloss die Tür hinter mir und fragte: „Wo ist denn Kai?“
    Mit einem Knurren stieß Alex sich von der Wand ab und kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Ich wich zurück. Kurz bevor er bei mir war, ging die Tür auf und meine Mutter stand im Rahmen. „Kuchen?“, fragte sie strahlend.
    Alex schenkte ihr ein liebenswürdiges Lächeln und sagte: „Aber sicher, wir kommen sofort.“
    Meine Mutter nickte zufrieden und verschwand.
    „Du brauchst gar nicht so wütend zu tun, das hast du dir selbst eingebrockt“, sagte ich klopfendem Herzen. „Aber weißt du was? Du darfst mich nachher bestrafen.“
    Fluchtartig verließ den Raum und folgte meiner Mutter in die Küche. Leicht atemlos reichte ich ihr die leeren Kaffeetassen. Wie hatte ich das nur sagen können? Aber es stimmte und ich freute mich sogar darauf.
    Als wir wieder am Tisch saßen, war die Stimmung definitiv anders: Alex wirkte viel angespannter, während Kai und ich gelöster waren als beim Mittagessen. Meine Mutter verteilte fröhlich plappernd Kuchen, vermutlich weil sie glaubte, dass ihre Kuppelei Anklang gefunden hatte, während mein Bruder immer noch versuchte aus der Situation schlau zu werden. Nur mein Vater war – wie immer – mit sich und der Welt zufrieden.
    Ich lächelte Kai an. Mein Blick wanderte zu Alex, der seinen Kuchen wütend mit der Gabel attackierte und mich dabei mit hochgezogener Augenbraue ansah. Ich blickte schnell auf meinen Teller, um ein wohliges Schauern zu unterdrücken. Ich war schon gespannt, was Alex sich einfallen lassen würde, um es mir „heimzuzahlen“.
    „Der Kuchen ist wirklich gut“, lobte Kai und meine Mutter strahlte noch ein bisschen breiter.
    „Das Rezept ist von meiner Oma und die hat es von ihrer Mutter, Familientradition sozusagen.“
    Meine Mutter plauderte fröhlich weiter und Kai zwinkerte mir zu, was Alex natürlich nicht entging und er richtete sich ruckartig auf.
    Ich glaube, das war der Moment, in dem meinem Bruder ein Licht aufging und seine Augen groß wurden. Er legte seinen Kopf schief und sah mich an, er hatte leicht gespitzte Lippen – genau diesen Ausdruck hatte er schon als Kind gehabt, wenn er eine Entdeckung gemacht hatte und sich gut überlegte, wie er diese verwenden konnte. Ich nahm schnell einen Schluck Kaffee und wandte mich dann fragend an meinen Vater: „Kann ich noch einen bekommen?“
    Mein Vater stand auf und verschwand mit meiner Tasse in der Küche. Meine Mutter erhob sich ebenfalls – angeblich um noch Schlagsahne zu holen, in Wahrheit würde sie natürlich versuchen, meinen Vater davon abzuhalten, mich komplett betrunken zu machen.
    „Sag mal, Schwesterherz, jetzt wo du ja wieder Single bist, erinnerst du dich noch an Matthias?“
    „Deinen Kumpel vom Fußball, ungefähr in meinem Alter?“
    „Genau der. Jetzt ist er Zahnarzt.“
    „Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.“
    „Ach, der stand schon immer total auf dich. Soll ich da jetzt mal etwas klarmachen?“
    Ich starrte meinen Bruder mit offenem Mund an. Kai verschluckte sich hustend an seinem Kuchen und Alex holte ziemlich scharf und tief Luft. Dabei schlug er, vermutlich lauter als beabsichtigt, mit seiner flachen Hand auf den Tisch.
    Die Zeit schien für eine Sekunde still zu stehen, dann schwang die Tür zur Küche auf und meine Mutter kam mit meinem Vater zurück ins Esszimmer. Ich drehte den Kopf zu dem noch immer hustenden Kai, dem meine Mutter nun mit einem Glas Wasser zu Hilfe kam und zurück zu meinem Bruder, der mir zublinzelte. Alex hatte inzwischen mit Nachdruck seinen Stuhl zurückgeschoben, war aufgestanden und zum Fenster gewandert. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt stand er nun dort und sah nach draußen.
    Kai hatte sich mittlerweile beruhigt und ich musste mit Trauer feststellen,

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