Verführerische Julia
Empfindungen erste Anzeichen einer nahenden Grippe waren, denn die Alternative würde ihr das Herz brechen.
Schließlich riss Jakes vergnügtes Kinderlachen sie aus ihren düsteren Gedanken. Sie musste sich zusammenreißen, und zwar jetzt sofort. Denn Cameron würde ihre Gefühle niemals erwidern.
Langsam stand sie auf, zwang sich zu einem Lächeln und öffnete die Schiebetür. Cameron winkte ihr lächelnd zu und schwenkte auch Jakes kleine Hand hin und her.
„Ich mache eben eine Kanne Limonade“, rief Julia betont fröhlich und flüchtete wieder ins Haus.
Er war ein guter Vater. Und ein guter Ehemann. Er las ihr jeden Wunsch von den Augen ab, hörte ihr zu, versuchte, ihr zu helfen, wo er nur konnte. Außerdem überschüttete er sie mit teurem Schmuck: die Diamantkette, nachdem sie geheiratet hatten. Ein passendes Armband, nachdem sie mit Jake bei ihm eingezogen war.
Tatsächlich schenkte er ihr immer dann etwas Kostbares, wenn etwas Positives in seinem Leben geschah. Ihr kam der Verdacht, dass es mit diesen Schmuckstücken vielleicht mehr auf sich hatte. Dass sie bedeutsam waren und von Herzen kamen. Ob Cameron ihr wohl auf diese Weise mitteilen wollte, dass er sie liebte?
„Ach komm, jetzt hör schon auf damit“, schimpfte sie sich laut und drückte wütend eine Zitrone aus. „Er liebt dich nicht. Find dich endlich damit ab.“
Cameron Duke kümmerte sich um seine Frau und seinen Sohn. Er würde alles dafür tun, seine Familie glücklich zu machen. Er würde sein Leben für ihres geben. Wen kümmerte es da, ob er Julia liebte oder nicht?
Mich, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
„Halt die Klappe“, murmelte Julia und schüttete Zucker in den Limonadenkrug. Cameron war der beste Mann, der ihr je begegnet war. Kein Wunder, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Aber wenn sie das Gleichgewicht ihrer Ehe nicht zerstören wollte, musste sie ihre Gefühle tief in ihrem Herzen vergraben. Denn Cameron durfte nichts davon wissen. Die Liebe, das hatte er Julia mehr als deutlich zu verstehen gegeben, gehörte nicht zu seinem Plan.
10. KAPITEL
„Sieht so aus, als ob die Dinger gleich in Flammen aufgehen“, sagte Julia besorgt.
Cameron und seine Brüder standen plaudernd und lachend um den Grill herum und brieten Würstchen, Buletten und Steaks. Die Rauchwolke, die von dem Fleisch aufstieg, schienen sie überhaupt nicht zu bemerken.
„Das werden sie aber nicht“, versicherte Sally und fügte trocken hinzu: „Ich denke seit Jahrzehnten, dass die Jungs mir gleich das Haus abfackeln. Aber bisher ist immer alles gut gegangen.“ Zusammen mit Julia deckte sie den Tisch auf der Veranda und legte Servietten auf die Teller. „Das scheint ein Männerritual zu sein. Versuch bloß nicht, den Sinn des Ganzen zu ergründen.“
„Genau, mach dir nicht so viele Sorgen“, sagte Trish und drückte beruhigend die Schulter ihrer Schwägerin, bevor sie die Gläser aufstellte. „Du hast noch mindestens zwei Jahre Zeit, bis Jake sich mit ihnen in ihre männliche Rauchwolke hüllt.“
Bei dem bloßen Gedanken zuckte Julia zusammen und strich ihrem Sohn über den Kopf. Dann legte sie ihm ein paar Kinderkekse auf das Tablett an seinem Hochstuhl. Inzwischen lebten sie seit zwei Monaten bei Cameron, und er hatte beschlossen, diesen denkwürdigen Tag mit ihrem ersten offiziellen Familiengrillen zu feiern.
Es war ein sonniger, warmer Tag im Spätfrühling, den sie mit einem ausführlichen Bad im Pool begonnen hatten. Jetzt tummelte sich die ganze Familie auf der Veranda, die Männer mit Bier, die Frauen mit Julias hausgemachtem Sangria. „Will noch jemand ein Glas?“, fragte Julia und nickte in Richtung des Krugs.
„Sehr gerne“, sagte Sally.
„Für mich nicht.“ Trish schüttelte den Kopf. „Das wäre nicht gut für das Baby.“
Für einen kurzen Augenblick wurde es ganz still. Sally war mitten in der Bewegung erstarrt und sah ihre Schwiegertochter aus großen Augen fassungslos an. „Nein“, flüsterte sie.
„Ja“, erwiderte Trish und lachte auf.
„Oh …“ Sally traten die Tränen in die Augen, und sie schlug sich die Hand vor den Mund. In ihrem Blick lagen Rührung, Staunen und Freude.
Auch Julia spürte, wie ihre Augen feucht wurden. „Du bist schwanger?“
Mit einem stolzen Lächeln nickte Trish.
Dann sprang ihre Schwiegermutter auf und zog sie ganz fest in ihre Arme. „O Gott, ich freue mich so wahnsinnig!“
„Ja, das ist wirklich eine tolle Nachricht“, sagte Julia und lachte auf, als Sally sie
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