Verführerische Julia
ihn liebst, zum Beispiel“, schlug Karolyn vor. „Und wenn er kein Feigling ist, wird er dir dasselbe sagen.“
Hoffnungslos sah Julia ihre Freundin an. „Aber er liebt mich doch gar nicht.“
Karolyn lachte amüsiert auf. „Ach, Julia …“
„Das ist nicht witzig.“
„Schätzchen, Cameron liebt dich so sehr, dass es fast schon albern ist.“
„Unsinn.“
„Ich hab ihn auf der Hochzeit genau beobachtet. Damals war er schon hin und weg von dir, und jetzt ist es noch viel, viel schlimmer.“
Julia schüttelte den Kopf. „Er begehrt mich, Karolyn, und das weiß ich auch. Aber mit Liebe hat das leider nicht viel zu tun.“
Seufzend murmelte ihre Freundin: „Sobald er die Konditorei betritt, knistert die Luft, Julia. Cameron betet dich an.“
„Wenn es doch nur so wäre. Was er empfindet, ist Begehren, nicht mehr und nicht weniger.“
„Und wenn er seine Gefühle noch so stur verleugnet“, erklärte Karolyn entschieden. „Cameron Duke liebt dich. Und zwar über alles.“
Am folgenden Freitag brachten sie Jake zu Sally, da Cameron an einer Konferenz für Hotelbesitzer in Monarch Dunes teilnehmen wollte. Am Samstag würde dort ein Wohltätigkeitsball stattfinden, den sie gemeinsam besuchen wollten.
Anders als bei Julias letztem Besuch in der luxuriösen Hotelanlage, bei dem sie ein Baby, eine Konferenz und eine Hochzeit unter einen Hut hatte bringen müssen, konnte Julia sich diesmal entspannen. Cameron hatte als Überraschung mehrere Terminen im Spa für sie vereinbart, wo sie es sich gut gehen lassen konnte, während er die Tagung besuchte. Sie konnte sich kaum noch daran erinnern, wann sie zuletzt so viel Ruhe und Zeit für sich gehabt hatte. Als sie sich am frühen Abend für den Ball zurechtmachte, fühlte sie sich nach Maniküre, Pediküre und Ganzkörpermassage vollkommen erholt.
Ausnahmsweise föhnte sie sich die Haare glatt. Nachdem sie zufrieden ihre Frisur begutachtet hatte, zog sie das trägerlose burgunderrote Kleid an, das sie zusammen mit Trish gekauft hatte, und legte sich die Diamantkette und das passende Armband von Cameron um. Dazu trug sie ein Paar Diamantohrringe, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Nach einem letzten Blick in den Spiegel betrat sie das Wohnzimmer, wo Cameron in einem schicken Smoking auf sie wartete. Lächelnd öffnete er eine Flasche Champagner und füllte zwei Gläser.
„Sieht toll aus“, sagte Julia bewundernd. Sie war sich selbst nicht ganz sicher, ob sie damit den Champagner oder ihren Mann meinte. Wahrscheinlich beides.
Als er ihr ein Glas reichte, hielt er mitten in der Bewegung abrupt inne. Ein Ausdruck wilden Verlangens trat in seine Augen. Die Intensität seines Blickes ließ Julia erzittern.
„Wow“, murmelte Cameron mit angehaltenem Atem.
Julia lächelte und nahm ihm das Glas aus der Hand. Seine Bewunderung machte sie unendlich glücklich. „Danke.“
„Nein, ich habe zu danken“, erwiderte er leise und stieß mit ihr an. „Lass uns die Party schwänzen und hierbleiben.“
„Aber du bist doch der Gastgeber!“
Frustriert verzog er das Gesicht. „Na gut, zu einer halben Stunde lasse ich mich breitschlagen.“
„Lange genug, um zu tanzen“, sagte sie und trank einen Schluck Champagner.
„Aber das können wir doch auch hier“, flüsterte er und zog sie in seine Arme. Dann wiegte er sich sanft mit ihr im Kreis und lachte auf. „Wusstest du, dass Sally uns drei Jungs zu Highschoolzeiten zu einem Tanzkurs verdonnert hat?“
Julia lachte ebenfalls. „Ihr Armen … Ich musste das auch über mich ergehen lassen.“
„Und wir haben beide überlebt“, sagte er anerkennend.
Julia ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken und flüsterte: „Du bist wirklich ein sehr guter Tänzer.“
„Mit dir in meinen Armen fällt es mir nicht schwer“, erwiderte er und begann, zärtlich ihren Hals zu küssen. „Vor einer Stunde hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass du noch schöner werden könntest. Aber dein Auftritt gerade hat mich eines Besseren belehrt.“
Mit klopfendem Herzen sah Julia zu ihm auf und erkannte das Verlangen in seinem Blick. Was würde er wohl tun, wenn sie ihm sagte, dass sie ihn liebte? Wäre er schockiert? Oder wütend, weil sie die Regeln gebrochen hatte? Würde er vielleicht sagen, dass er sie auch liebte? Wahrscheinlich täuschte sie sich, und es war nur Wunschdenken. Aber für einen kurzen Moment hatte sie den Eindruck, dass sich in seinen Augen dieselben Gefühle widerspiegelten, die in ihr
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