Verführerische Julia
tobten.
Während Julia und Cameron im Ballsaal herumspazierten und hier und da plauderten, hielt er ununterbrochen ihre Hand fest. Sie war so atemberaubend, dass jeder einzelne männliche Gast sie bewundernd musterte. In so einem Haifischbecken würde er sie ganz sicher keine Sekunde lang allein lassen.
„Da ist ja der Mann der Stunde“, sagte eine vertraute Stimme, und Cameron fuhr herum. Ihm gegenüber stand sein alter Freund Byron Mirabelle, Besitzer der Luxushotelkette Pinnacle. Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hände, dann stellte ihn Cameron seiner Frau vor. „Byron hat sich auf kleine Luxushotels in den Bergregionen von Colorado, Wyoming und Montana spezialisiert“, erklärte er.
„Nächstes Jahr kommt noch ein Hotel in Utah dazu“, sagte der attraktive ältere Herr stolz.
„Das ist ja fantastisch“, erwiderte Cameron und fuhr, an Julia gewandt, fort: „Byron ist mein wichtigster Mentor gewesen. Eigentlich habe ich den Erfolg meiner Hotels nur ihm zu verdanken.“
„Wie schön, Sie kennenzulernen“, sagte Julia.
„Und Sie sind also die Dame, die Camerons Herz erobert hat. Ich war sehr gespannt auf Sie, allerdings auch aus anderen Gründen“, erwiderte er geheimnisvoll.
„Gespannt? Auf mich? Warum denn?“
„Ihretwegen zwingt mich meine Frau bei jedem Aufenthalt in Kalifornien, in einem Duke-Hotel zu wohnen.“
„Aber …“ Verwirrt sah Julia zu Cameron auf. Dann wandte sie sich wieder an Byron. „Wieso denn das?“
„Na, weil sie süchtig nach Ihren Schokoladencroissants ist“, erklärte er. „Und die gibt es nun mal nirgendwo sonst.“
„Oh, das ist aber ein nettes Kompliment“, sagte Julia lachend.
Byron beugte sich vertraulich zu ihr hinüber. „Mir persönlich haben es ja Ihre Apfelringe angetan. Wenn mein Arzt mich lassen würde, würde ich den ganzen Tag nichts anderes essen.“ Stirnrunzelnd klopfte er sich auf den Bauch. „Schätze, es macht sich langsam bemerkbar.“
Cameron beobachtete voller Zärtlichkeit, wie die beiden weiterplauderten. Die Welle an Zuneigung, die ihn durchströmte, war so mächtig, dass er kaum noch atmen konnte.
Was zur Hölle war nur los mit ihm? Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich vollkommen wohl und erfüllt.
Dieses unbekannte Gefühl verwirrte ihn so sehr, dass er beschloss, dass nur ein Glas Scotch helfen konnte. Da er wusste, dass Julia bei Byron in besten Händen war, ließ er die beiden allein und lief zur Bar. Nachdem er seinen Whiskey heruntergestürzt hatte, konnte er nur noch an eines denken, und das war Julia. Julia, die er gleich in die Suite entführen würde. Julia, die er langsam von ihrem umwerfenden Kleid befreien würde. Julia, die er …
In diesem Moment riss ihn eine Hand auf seiner Schulter aus seinen Träumereien. Erschrocken fuhr er herum.
„Hallo, Cameron.“
Unwillkürlich spannte er all seine Muskeln an. „Martina.“
„Ach, du siehst einfach fabelhaft aus“, sagte seine Ex mit sinnlich tiefer Stimme. Sie trug ein schwarzes Spitzenkleid, dessen tiefer Ausschnitt ihr üppiges Dekolleté betonte. Mit flatternden Lidern beugte sie sich zu ihm vor. „Ich hatte gehofft, dir hier zu begegnen.“
Es hatte eine Zeit gegeben, in der er diese Frau geliebt hatte. Wenigstens hatte er das geglaubt. Doch jetzt, wo sie vor ihm stand, empfand er rein gar nichts. Er war einfach nur desinteressiert.
„Und wo ist Andrew?“, fragte er. Viel wichtiger war aber, wo Julia steckte. Suchend sah er sich im Saal um, konnte sie aber nirgends entdecken.
Martina zog einen Schmollmund. „Andrew ist heute unpässlich. Aber er hätte mich sowieso nur gestört. Ich habe dich vermisst, Cameron. Wie geht es dir?“
„Könnte nicht besser gehen“, erwiderte er knapp.
„Wie schön für dich.“ Sie ließ ihre Finger sein Revers entlangwandern. „Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dass wir zwei uns irgendwohin zurückziehen könnten, wo wir alleine sind, und …“
„Und was?“, fragte er scharf und entfernte vorsichtig ihre Hand von seinem Jackett. „Willst du vielleicht deinen Ehemann betrügen? Ihn eifersüchtig machen? Danke, kein Interesse.“
„Ach, Cameron, jetzt sei doch nicht so nachtragend“, sagte sie und umklammerte seinen Arm. „Ich … Andrew und ich lassen uns scheiden.“
„Das tut mir leid für dich“, murmelte er geistesabwesend und suchte weiter nach Julia.
„Ich dachte, das solltest du wissen“, sagte Martina leise. „Denn du bist der Grund dafür, dass meine Ehe
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