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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Abendanzug getragen, als er das Haus verließ?«
    »Nicht dass ich wüsste«, meinte Morecombe und stellte den Lammrücken auf den Tisch. »Endlich. Es gibt Pastinaken und die überbackenen Pastetchen, die Sie am liebsten mögen. Erbsen mit Zwiebeln, und Grütze aus roten Johannisbeeren. Die liebe Ada will wissen, ob Sie danach den Bachsaibling essen wollen.«
    »Oh, nein, vielen Dank. Das sieht alles sehr gut aus«, lehnte Livia hastig ab. »Prinz Prokov hat keine Ahnung, was ihm entgeht.«
    Morecombe drückte seine Freude über das Lob aus, indem er schniefte, und entkorkte den Burgunder. »Stimmt, da haben Sie Recht. Wird Ihnen schmecken.«
    »Ja, ganz bestimmt. Vielen Dank«, wiederholte Livia. Sie setzte sich an den Tisch und betrachtete den Lammrücken vor ihren Augen mit leerem Blick. Eigentlich hatte sie keinen Appetit. Aber sie durfte es nicht riskieren, es sich mit Morecombe und den Zwillingen zu verderben. Entschlossen schnitt sie sich ein Stück Lammrücken ab.

23
    K urz vor Mitternacht war Livia außer sich. Sie wusste, dass Alex ihr längst eine Nachricht geschickt hätte, wenn er beabsichtigt hätte, so lange fortzubleiben. Niemals würde er sie absichtlich in Sorge stürzen, ganz gleich, wie zerstritten sie waren. Seine Abendgarderobe hatte er nicht angezogen. Offenbar hatte er nicht geplant, mit seinen Freunden zum Dinner auszugehen; außerdem schien er nicht vorgehabt zu haben, den Club oder das Theater oder die Oper zu besuchen. Wie dem auch sei, ohnehin würde er nicht in die Oper gehen, ohne sie zu fragen, ob sie ihn begleiten wolle. Gestern jedenfalls wäre es noch undenkbar gewesen, dachte sie.
    Nervös marschierte sie im Empfangszimmer auf und ab. Sie war viel zu unruhig, um zu lesen oder zu handarbeiten. Vielleicht ist er zum Kartenspielen gegangen, grübelte Livia, zusammen mit seinen Freunden, wo sie hohe Einsätze wetten und viel trinken. Natürlich wusste sie, dass er manchmal Karten spielte. Nicht dass sie ihm jemals Vorwürfe gemacht hätte. Mit wem konnte er unterwegs sein? Sie zerbrach sich den Kopf, wen sie am besten hätte fragen können. Aber ihr fiel niemand ein.
    Wie dem auch sei, wiederholte sie stumm, wenn er tatsächlich nur zu seinem Vergnügen unterwegs ist, hätte er mich benachrichtigt, dass er erst spät nach Hause kommt. Es fiel ihr schwer, sich von dieser Gewissheit zu verabschieden.
    Konnte es sein, dass er einen Unfall erlitten hatte? Dass er von einer Kutsche überrollt worden war? Oder von Straßenräubern niedergeschlagen, die nachts durch die Gegend streunten? Plötzlich sah sie vor ihrem geistigen Auge, wie er blutüberströmt in einer dunklen, einsamen Gasse lag. Sie schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie die Bilder dadurch so schnell wie möglich wieder loswerden. Ihre Angst war lächerlich. Alex war sehr wohl in der Lage, auf sich selbst zu achten. Mehr als sie es sich eingestehen wollte.
    Wieder stieg die Panik in ihr auf. Mühsam riss Livia sich zusammen und eilte in die Bibliothek. Die Hunde rannten vor ihr in den Raum, in dem die Lampen noch immer brannten, ließen sich vor dem Kamin nieder und linsten sie aus großen Knopfaugen unter dem fransigen Fell an. Die Vorhänge waren zugezogen, das Feuer brannte hell, als würde es nur auf die Rückkehr des Hausherrn warten. Sie setzte sich an den Schreibtisch und versuchte, die Schubladen aufzuziehen; sie waren alle verschlossen. Nur die unterste Schublade nicht.
    Livia zog die Lade auf und staunte, als ihr Blick auf eine Pistole mit einem Kolben aus Elfenbein fiel. Noch nie hatte sie Alex mit einer Pistole gesehen. Soweit sie informiert war, ging er noch nicht einmal zu Manton’s Schützenhaus, wo man Schießübungen absolvieren konnte. Andererseits hatte sie auch die schmerzliche Erfahrung machen müssen, dass er es nicht gewohnt war, ihr zu erzählen, was in seinem Leben vor sich ging.
    Behutsam nahm Livia die Waffe aus der Schublade und drehte sie in der Hand hin und her. Ob sie wohl geladen war? Sie hatte keine Ahnung, wie sie es hätte feststellen können. Aber Morecombe würde ihr sicher weiterhelfen. Immerhin war er Experte an der Donnerbüchse. Obwohl es keine Rolle spielte. Livia war gerade dabei, die Waffe wieder in der Schublade zu verstauen, als es an der Eingangstür klopfte. Laut und drängend. Die Hunde sprangen auf die Füße und kläfften wie verrückt.
    Alex. Er klopfte so heftig, weil er wusste, dass Boris nicht im Dienst war. Warum ist Boris eigentlich noch nicht nach Hause

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