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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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aufmerksam werden sollen, die für ihr eigenes Leben keinerlei Bedeutung besaß? Solche Verbindungen konnten doch erst offensichtlich werden, wenn man bestimmte Fakten kannte.
    Ein überwältigendes Gefühl der Ernüchterung stürmte auf sie ein. Den ganzen Nachmittag über hatte sie sich daran geklammert, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Wieder und wieder hatte sie in ihrem Kopf die Worte wiederholt, die sie Alex sagen wollte, wenn sie ihn traf. Jetzt musste sie feststellen, dass er das Haus verlassen hatte, ohne ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Ohne auch nur den Versuch zu machen, mit ihr zu reden. Wieder keimte der Ärger in ihr auf. Vielleicht interessierte es ihn tatsächlich nicht, ob sie sich entfremdeten oder nicht. Ganz bestimmt machte es den Eindruck, als würde es ihn nicht übermäßig interessieren. Wie sonst hätte er es fertigbringen können, in aller Ruhe mit seinen Freunden das Haus zu verlassen, ohne ein Wort an sie zu richten? Aber ja, natürlich, dachte Livia frustriert, bestimmt ist er unterwegs, weil dringende Geschäfte für sein Land ihn gerufen haben. Sieht so aus, als sei es ihm wichtiger als seine Ehe.
    Livia ging in ihr Schlafzimmer, um sich das Reitkostüm auszuziehen. Sie klingelte nach Ethel und schlenderte dann hinüber in Alex’ Zimmer. Obwohl er nicht dort war, roch es überall nach ihm. Sie fühlte sich unbehaglich. Ein leichter Schauder rann ihr über den Rücken, als sie sich umschaute. Die Krawatte lag zerknittert auf der Kommode, der Mantel war achtlos über die Stuhllehne geworfen, die Stiefel hatte er offenbar in die Ecke geschmissen, der Schrank stand sperrangelweit offen, die Laken auf dem Bett waren zerwühlt.
    Hatte Alex so überstürzt das Haus verlassen, dass er auf Boris’ Hilfe verzichtet hatte? Warum war niemand ins Zimmer gekommen, um anschließend aufzuräumen?
    Livia ließ den Blick durch den Raum schweifen und fühlte sich noch immer unbehaglich. Es war nur ein unbestimmtes Gefühl; aber trotzdem prickelte die Haut unter den feinen Härchen in ihrem Nacken. Sie drehte sich um und ging in ihr eigenes Schlafzimmer zurück. Ethel war dabei, einen Krug mit heißem Wasser auf die marmorne Platte des Waschtisches zu stellen.
    »Haben Sie Prinz Prokov heute Nachmittag gesehen, Ethel?«, fragte Livia, während sie ihre Jacke aufknöpfte.
    »Nein, M’lady. Möchten Sie Ihr Dinnerkleid anziehen?«
    »Nein. Ich werde allein essen. Bitte bringen Sie mir das Samtkleid.« Sie schlüpfte aus der Jacke und löste die Haken an ihrem Rock. »Um welche Uhrzeit hat Boris das Haus verlassen?«
    »Gegen drei, M’lady.«
    »Vor meinem Ehemann oder nach ihm?« Livia zog sich den Rock aus und wusch Gesicht und Hände am Waschtisch.
    »Ich weiß es nicht genau, Madam.« Ethel reichte ihr ein Handtuch. »Ich wusste auch nicht, dass der Prinz nicht zu Hause ist.«
    »Oh, dann werde ich Morecombe fragen, wenn ich nach unten gehe.« Livia trocknete sich Gesicht und Hände ab und schlüpfte mit den Armen in die großzügig geschnittenen Ärmel des Samtkleides, das Ethel ihr hielt. Sie schloss die vorderen Knöpfe und setzte sich an den Frisiertisch. Ethel zog ihr die Nadeln aus dem Haar und bürstete es aus.
    »Wollen Sie das Haar offen tragen, M’lady?«
    »Nein. Geben Sie mir das Haarnetz.« Livia drehte sich das Haar zu einem lockeren Knoten und stülpte sich das Netz ordentlich über den Nacken. »Das ist alles, Ethel. Vielen Dank. Würden Sie bitte im Zimmer nebenan aufräumen? Ich begreife gar nicht, warum sich niemand darum gekümmert hat, nachdem mein Mann aus dem Haus ging.«
    »Vielleicht wusste niemand, dass Seine Lordschaft nicht zu Hause ist, Ma’am. Schließlich ist Boris auch nicht zu Hause. Mr. Morecombe hat sicher vergessen, es zu erwähnen.«
    »Ja, so muss es gewesen sein«, stimmte Livia zu. Es gab keine bessere Erklärung; außerdem war es nicht besonders wichtig, denn an den Tatsachen gab es nichts mehr zu rütteln. »Gibt es unter den Dienstboten jemanden, der mir sagen kann, wohin Boris gegangen ist?« Boris’ Abwesenheit kam ihr äußerst merkwürdig vor. Seit sie sich in London aufhielten, konnte sie sich nicht daran erinnern, dass der Butler schon einmal das Haus verlassen hatte. Es sei denn, er war in Alex’ Auftrag unterwegs.
    »Nicht dass ich wüsste, M’lady. Bestimmt hat er seinen freien Nachmittag«, meinte Ethel.
    »Ja, das vermute ich auch«, stimmte Livia wieder zu, »obwohl mir noch gar nicht aufgefallen ist, dass er gelegentlich

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