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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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lieber an die Wahrheit. Letzte Nacht – ja, es ist, wie du vermutest. Zu meiner Verteidigung kann ich nur eins sagen: Dass ich es mit allen Mitteln zu vermeiden suchte. Aber dann geschah es, aus Liebe, nicht aus Lust an der Eroberung! Leider schlief ich anschließend ein! Wenn sie jetzt hier wäre, ich würde auf der Stelle um ihre Hand anhalten.“
    „Aber sie ist fort. Sie wird den reichen Earl heiraten, den ihr Vater für sie wählte.“
    Radwell wurde die Kehle eng. Reichtum und Rang. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau sich dafür entschied.
    Natürlich konnte er ihr Liebe bieten, aber vielleicht war ihr klar geworden, was es heißt, von den mageren Einkünften eines ehemaligen Soldaten zu leben. Nach wochenlangem Hin und Her, nach all ihren trickreichen Versuchen, ihn in den Ehestand zu locken, musste sie ihn ausgerechnet jetzt beim Wort nehmen und der Vernunft folgen! Nun, da sie gesiegt hatte, da sie von ihm bekommen hatte, was sie die ganze Zeit wollte, fand sie wohl, dass Geld auch nicht zu verachten war. Immerhin bot sie an, ihn zu nehmen, sobald sie ihren lästigen Gatten los war.
    Er schloss die Hand um den Brief und zerdrückte die süßen Worte. „Also gut, wahrscheinlich hat sie recht. Von Liebe kann man nicht leben, und mit einem Earl kann ich sowieso nicht mithalten.“
    Angeekelt schnaufte Marcus. „Feigling! Gingst du jetzt zu ihr, folgte sie dir ohne Zögern auf dem Fuße! Dein ganzes Gerede von Liebe und Heirat ist nur Gefasel.“
    Höhnisch entgegnete Radwell: „Vermutlich würdest du mir gestatten, mit Weib und Kind auf deine Kosten zu leben, oder?“
    „Du weißt, ich könnte es mir erlauben.“
    „Aber ich könnte es nicht annehmen. Lass mir ein wenig Stolz. Ehe ich eine Frau nehme, möchte ich sicher sein, dass ich ihren Lebensunterhalt bestreiten kann.“
    „Zugegeben, dafür ist ein festes Einkommen hilfreich.“
    Mit einem leichten Räuspern trat der Butler an den Duke heran und murmelte ein paar Worte. Verwirrt frage Marcus: „Erwartest du Nachricht aus London?“
    „Nein. Nein, eigentlich nicht. Ich …“
    „Ein Bote in der Livree des Regenten ist hier. Er wünscht dich zu sprechen. Aber zuvor wirst du mir sagen, was du angestellt hast und was es mich kosten wird, oder willst du mich überraschen?“
    Wie ein Schlafwandler stand Radwell auf und ging in die Halle, um den Boten zu empfangen. Nur langsam drang die Bedeutung in sein Hirn.
    Der Lakai verbeugte sich förmlich und überreichte ihm ein mit dem königlichen Siegel versehenes Schreiben. Radwell nahm es entgegen, dankte und erklärte dem Boten, auf Antwort zu warten sei nicht nötig, da er sich schnellstens nach London begeben werde, um dem Regenten seine Aufwartung zu machen. Dann öffnete er mit zitternden Fingern den Brief.
    „Was, zum Teufel, ist los? Willst du uns alle im Dunkeln lassen?“ Wie durch Watte drang die Frage an sein Ohr. Er reichte seinem Bruder das Blatt und sank auf die nächste Bank nieder.
    „Was ist das für ein Unfug? Hier, Miranda, lies! Ich glaube, ich werde verrückt! Der Earl of Stanton ist ohne Erben gestorben, und meinem kleinen Bruder sind Titel und Land überschrieben worden! Für seine Verdienste an der Krone und außerordentliche Tapferkeit im Felde.“
    Miranda riss ihm das Blatt aus der Hand und stieß einen entzückten Schrei aus.
    „Muss ich jetzt Stanton zu ihm sagen, und Euer Lordschaft? Wach auf, Junge, steh hier nicht herum wie ein Narr. Alle deine Probleme sind gelöst! Lauf, schreib Esme und sag ihr, sie soll ihren Earl zum Teufel schicken. Du bist ihm jetzt ebenbürtig. Wenn deine Gefühle echt sind, verkünde ihr die Neuigkeit persönlich!“
    Sinnend tastete Radwell nach Esmes Brief. Nun konnte er ihr nicht nur sein Herz zu Füßen legen, sondern obendrein einen Titel, Vermögen, Ansehen und Sicherheit.
    „Toby!“, brüllte er unvermittelt, dass es durchs ganze Haus schallte. „Pack meine Sachen. Auf nach London, ich hole mir meine Frau.“

17. KAPITEL

    Auf der Suche nach Esme ließ Radwell von der Tür aus seine Blicke durch den Saal schweifen, in dem ihre Verlobung gefeiert wurde. Bei diesem Anlass würde ihr Vater sie wohl kaum in ihrem Zimmer eingeschlossen halten.
    Täglich hatte er ihr seit dieser einwöchigen Trennung geschrieben und um sie angehalten, doch entweder waren ihr seine Zeilen nicht ausgehändigt worden oder sie wollte nicht antworten. Er zwang sich, das Erstere zu glauben, denn auch Miranda bekam keine Antwort auf ihre Briefe.

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