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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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überwältigt. Ihr weicher Leib, ihre schmiegsamen Glieder … Welcher Irrsinn zu glauben, er hätte von dieser süßen Frucht kosten können, ohne sie zu verzehren? Die Erschöpfung musste ihm vorgegaukelt haben, dass er Herr der Lage bleiben konnte. Aber natürlich entschuldigte ihn das nicht. Und dann war er wie ein grüner Junge gleich danach eingeschlafen! Hatte nicht einmal dafür gesorgt, dass sie sicher und ungesehen zurück in ihr Zimmer gelangte. Himmel, wenn sie neben ihm eingeschlafen wäre! Die Folgen!
    Dass er immer noch atmete, hieß, dass sie nicht entdeckt waren, andernfalls hätte Marcus ihn längst erledigt! Hätte ihn nicht einmal zuvor gefordert!
    Also war sie ohne seine Hilfe in ihr Zimmer gelangt. Und er hatte seit über einem Jahr zum ersten Mal wieder eine ganze Nacht durchgeschlafen! Zwölf Stunden, ohne Laudanum, und er war klaren Kopfes aufgewacht und hatte sogar Appetit. Fühlte sich seltsam optimistisch, trotz seines törichten Verhaltens. Und er hatte einen Plan und sah eine herrliche Zukunft vor sich!
    Sobald er angekleidet war, würde er zu Esme gehen und um ihre Hand anhalten! Schon morgen, noch vor dem Lunch, konnten sie verheiratet sein, wenn sie sich sofort auf den Weg nach Schottland machten. Keine Suche nach passenden jungen Männern, keine väterlichen Einwände mehr. Sollte es nachträglich Schwierigkeiten geben, würde er Marcus bitten, mit Canville zu reden. Marcus würde seinen Titel in die Waagschale werfen, und so dumm war wohl auch Esmes Vater nicht, eine Verbindung mit der Familie eines Herzogs auszuschlagen.
    Natürlich hatte er es sich anders gedacht; ein Haus, ein Vermögen hätte vorhanden sein sollen, die Sicherheit, die, wie er fand, Esme zustand. Außerdem fragte er sich, ob diese Angelegenheit die Geduld des Prinzregenten bezüglich seiner Person nicht über Gebühr strapazierte.
    All diese Überlegungen waren jedoch müßig, denn … er liebte sie. Zu lange hatte er sich gegen dieses Gefühl gewehrt, es ignoriert, doch vergebens. Er liebte sie, mit Körper und Seele. Also würde sie sich mit ihm begnügen müssen, und er würde ein ganzes Leben lang Zeit haben, an ihr alles wiedergutzumachen. Der Gedanke ließ sein Herz vor Glück schneller schlagen.
    Rasch kleidete er sich mit Hilfe seines Kammerdieners an und stürmte hinab ins Speisezimmer.
    „Ist es nicht ein bisschen spät am Morgen?“, fragte Marcus, seine Serviette zur Seite legend. „Oder sollte ich schon Nachmittag sagen?“
    „Ich habe geschlafen“, antwortete Radwell.
    „Dachte ich mir. Und du nahmst kein …“
    „Nein, tatsächlich nicht. Ich glaube, das Schlimmste habe ich hinter mir. Habe geschlafen wie ein Bär.“
    Miranda gab vor, nicht zu wissen, um was es ging, doch Radwell las Erleichterung in ihrer Miene. „Deinem Diener gelang es nicht, dich zu wecken, und Esme sagte, er solle sich nicht weiter bemühen, aber da ist ein Brief von ihr.“
    „Ein Brief? Wozu das?“ Plötzlich bemerkte er, dass es nicht so aussah, als ob Esme hier gespeist hätte – kein benutztes Gedeck, keine Krümel, keine zerknitterte Serviette. „Was ist so wichtig, dass sie mir schreibt, anstatt auf mich zu warten?“
    „Weißt du es denn nicht?“, fragte Miranda entrüstet.
    „Wohl kaum, sonst hätte ich nicht gefragt. Also, wo ist Esme, und warum schreibt sie mir Briefchen?“
    Verwirrt sagte Miranda: „Sie meinte, es sei zwischen euch alles geklärt, und ihr fändet beide, dass es so am besten sei. Was ich von dir recht hartherzig finde.“ Sie betrachtete ihn missbilligend. „Es wäre nett gewesen, ihr wenigsten Lebwohl zu sagen, wo du weißt, dass sie eine Schwäche für dich hat.“
    „Lebwohl? Warum denn?“
    Miranda und Marcus sahen ihn an, als sei er verrückt geworden. Seine gerade gewonnene Ruhe wankte, sodass er unfreundlich laut sagte: „Verdammt, sagt mir endlich, wo meine Esme ist.“
    „ Deine Esme, wie du sie nun, da sie fort ist, zu nennen be liebst, ist zu ihrem Vater zurückgekehrt, wozu du sie ja dau ernd ermutigt hast.“ Ein versiegeltes Papier auf den Tisch klatschend, fuhr Miranda fort: „Das hier soll ich dir geben. Und wenn du mich nun entschuldigst, überlasse ich dich deinem Lunch und hoffentlich tiefem Bedauern.“ Mit eisiger Miene stolzierte sie aus dem Raum.
    Mit steigendem Entsetzen betrachtete er den vor ihm liegenden Brief. Als er ihn endlich nahm und das Siegel brach, zitterten ihm die Hände.
    Mein liebster Freund,
    du wirst mir stets der teuerste Mensch auf

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