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Verführerische Unschuld

Verführerische Unschuld

Titel: Verführerische Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CHRISTINE MERRILL
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sie dicht an sich und flüsterte ihr eindringlich etwas ins Ohr. Er ließ seine Hände bis zu ihren Hüften gleiten, anfangs streichelnd, dann mit hartem Griff, wobei seine Finger sich so tief in ihr Fleisch drückten, dass es schmerzen musste, während er sich dicht an sie presste. Ein Vorgeschmack auf das, was sie erwartete.
    Und plötzlich fiel Radwell ein, wo er den Mann gesehen hatte: Nicht etwa in einem gewöhnlichen Bordell, nein, sondern an einem der Orte, wo man nur genügend Gold bieten musste, um auch die schwärzesten Wünsche erfüllt zu bekommen, ohne eine Bloßstellung befürchten zu müssen.
    Alle Mädchen dort hatten vor dem feinen Herrn gezittert.
    Blind vor Wut stürzte Radwell zu den Terrassentüren, als er von den kräftigen Händen zweier Lakaien ergriffen und zurückgezerrt wurde.
    „Was soll das heißen? Lasst mich sofort los!“ Er versuchte, die beiden Diener, die ihn festhielten, abzuschütteln, doch vergebens, und als einige Gäste aufmerksam wurden, ließ er sich ohne weitere Gegenwehr durch eine Seitentür hinausführen, wo einer der beiden ihn so grob auf die Straße hinausstieß, dass er strauchelte und auf das Pflaster stürzte.
    Neben ihm tauchte sein Bruder auf. „Das lief nicht ganz so wie geplant. Doch ich sollte mich nicht beklagen, da ich wenigstens noch auf den Füßen stehe.“
    Missmutig knurrte Radwell: „Privileg des Hochadels.“
    „Offensichtlich.“
    „Komm, hilf mir auf, es eilt.“
    „Du hast einen neuen Plan?“
    Radwell nickte. „Bald ist Esme mein! Doch zunächst ist unser Ziel ein Hurenhaus.“
    Unverwandt betrachtete Radwell das Gemälde einer unbekleideten reizvollen Schönheit an der Wand gegenüber, um sich einen anderen irritierenden Anblick zu ersparen – nämlich den seines tugendhaften Bruders, der zwanglos auf einem roten Diwan saß und mit der Besitzerin des berüchtigten Etablissements genauso höflich plauderte wie mit dem Vikar seiner Pfarre. Er benahm sich völlig unbefangen, wohingegen die anwesenden Damen beträchtlich aus der Fassung schienen. Die im Hintergrund sitzenden Mädchen kicherten hinter vorgehaltener Hand und wiesen immer wieder flüsternd und verstohlen auf den Besucher, vergingen aber fast vor Ehrfurcht, wenn sein Blick auf sie fiel.
    Die Dame des Hauses füllte gastfreundlich ihre Gläser nach und fragte schließlich: „Wenn Sie keine Unterhaltung wünschen, Johnny – oder soll ich lieber Captain Radwell sagen? – was ist dann der Anlass Ihres Besuchs?“
    Verlegen, da er hier so bekannt war, räusperte er sich. „Bald dürfen Sie mich Lord Stanton nennen; allerdings ist die Neuigkeit noch nicht öffentlich gemacht.“
    Erstaunt bemerkte er ihre Reaktion. Sie nahm eine ehrerbietigere Haltung an und ihr Blick verlor die Dreistigkeit.
    „Aber das ist im Moment unwesentlich, immerhin kennen wir uns schon lange genug, Annie. Ich kam, weil wir eine Information brauchen.“
    „Nun, Euer Lordschaft wissen doch, dass nichts in diesem Haus umsonst ist.“
    „Darüber kann man reden. Allerdings denke ich, wenn ich erläutere, worum es geht, wird Ihnen das Bezahlung genug sein. Sie werden eine alte Rechnung begleichen können. In vertraulichen Situationen plaudern Ihre Kunden oft recht offen, nicht wahr?“
    Indigniert antwortete sie: „Aber wir verwerten diese Mitteilungen nicht. Wir sind weder Spione noch Erpresser.“
    Lächelnd entgegnete er: „Sie waren vermutlich auch nie in der Lage, die Informationen zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Doch wenn, sagen wir, jemand wie ich oder mein Bruder Dinge erführen, die der Untergang des Earl of Halverston wären, der bei Ihnen, wie ich weiß, unter dem Namen Eddie bekannt ist, könnten wir die entsprechenden Behörden einschalten.“
    „Und warum interessieren Sie sich plötzlich für Halverston?“, fragte sie begierig.
    „Bei meinem letzten Besuch hier traf ich zu meinem Pech auf ihn. Ich hörte die Schreie der Mädchen, mit denen er zusammen war, und sah später ihre Striemen und Blutergüsse.“
    „Das war vor fünf Jahren“, merkte die Bordellwirtin an.
    „Aber ich habe es nicht vergessen. Sehen Sie, ich schätze die junge Dame, mit der Halverston verlobt ist, außerordentlich, deshalb würde ich ihm mit Freuden sein schwarzes Herz aus der Brust reißen, ehe ich zulasse, dass sie ihm gehört. Wenn es also einen Weg gibt, dass die Gerechtigkeit ihn schnell, unauffällig und auf rechtmäßigem Wege ereilt? Natürlich würden Sie ihn als Kunden verlieren, doch ich wette, Sie

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