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Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)

Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)

Titel: Verführerischer Dämon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jewel
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Als ob das einen Unterschied machen würde!«
    » Wir wollten doch ehrlich sein, oder? Du wolltest mir etwas anvertrauen und ich dir.«
    » Ja.«
    Wenn er tatsächlich einmal magiegebunden war, dann bedeutete das, dass er nicht menschlich war. Dass er kein Mensch war. Und wenn er unter Rasmus’ Befehl gestanden hatte, dann musste er einige ziemlich scheußliche Sachen gesehen und getan haben. Dinge, die nicht zur Weltsicht normaler Menschen gehörten. Aber was solche » Altlasten« betraf: Sie beide hatten eine Menge gemeinsam. Und das ließ Alexandrine weniger streng urteilen. Denn wenn ihr leiblicher Vater sie tatsächlich umbringen wollte, dann konnte sie ein paar Freunde wie Xia gut gebrauchen.
    Dennoch konnte sie sich nicht vorstellen, dass ihm das, was er gleich hören würde, gefallen würde.

8 n
    » Kurz nach meinem zwölften Geburtstag begannen mir plötzlich merkwürdige Dinge zu passieren«, erzählte Alexandrine. » Damals hatte ich meine erste Vorahnung. Ich war fest davon überzeugt, ich würde durchdrehen, und ich hatte viel zu viel Angst, jemandem davon zu erzählen. Meine Eltern waren reine Verstandesmenschen. Ohne große Emotionen. Sie glaubten nicht an übersinnliche Wahrnehmungen und ähnlichen Unsinn. Ich versuchte trotzdem, mit meiner Mom zu reden, aber sie meinte, ich würde mir das alles nur einbilden, und brachte mich zum ersten von vielen Therapeuten, die noch folgen sollten. Meine Eltern, ich meine, die Leute, die mich großgezogen haben, besaßen selbst nicht das kleinste bisschen Magie. Sie waren vollkommen normal.«
    » Taub. So nennen es manche.« Xia nickte und sah sie an. » Zwölf, dreizehn, das ist das Alter, in dem normalerweise das Training einer Hexe beginnt«, erklärte er dann und verschränkte die Hände hinter dem Nacken. » Wenn die Magie an Kraft gewinnt. Magellan begann, mit Carsons Magie herumzupfuschen, als sie noch viel jünger war, und selbst Rasmus hielt das für ziemlich krank.«
    Er redete über Carson, als sei sie etwas ganz Besonderes für ihn. Seine Freundin vielleicht? Aber war diese Carson nicht mit Nikodemus zusammen? Umso schlimmer. Dann mochte es unerwiderte Liebe sein. Was einen weiteren Keil zwischen Xia und sie trieb.
    » Ich bekomme immer noch Albträume, wenn ich mich an jene Zeit erinnere«, fuhr Alexandrine fort. » Ich dachte wirklich, ich würde verrückt.«
    » Tatsächlich?«
    Wieder trafen sich ihre Blicke, und für einen Moment kam es Alexandrine so vor, als würde sie sich völlig in diesen Augen verlieren und für immer darin gefangen bleiben. Ein Schauder lief über ihren Rücken. Wieder musste sie sich daran erinnern, dass er kein Mensch war, auch wenn er so aussah. Er war etwas völlig anderes. Doch was, das lag vollkommen außerhalb ihrer Vorstellungskraft– was ein Nachteil für sie war. Denn Xia kannte die Unterschiede zwischen ihnen nur zu gut.
    » Es ging mir immer schlechter«, fuhr sie fort. » Mom schleifte mich zu Ärzten, Psychiatern und Therapeuten. Dann verschwand Harsh. Und ich begriff, dass alle sich viel wohler fühlten, wenn ich nicht über meine Probleme sprach. Also sprach ich nicht mehr darüber, und sie waren glücklich. Aber meine Probleme blieben. Ich war immer noch ein Freak.«
    Xia spielte weiterhin mit seinem Messer.
    Wahrscheinlich interessierte es ihn herzlich wenig, was sie von ihrem Leben erzählte. Warum hätte es das auch tun sollen? Es war immer noch das Gleiche: Es war besser, den Mund zu halten. Nichts zu wissen machte die anderen glücklich, half ihnen, ihr Leben weiterzuführen.
    Das Dumme war nur, dass sie sich wünschte, dass Xia verstand. Und dazu musste sie reden. Auch wenn es ihr widerstrebte.
    » Erzähl weiter«, bat er sanft. » Ich höre zu.«
    Wenn auch nur ein Hauch von Spott in seinen Worten gelegen hätte, hätte sie keinen Ton mehr gesagt.
    » Es gibt Magier, die ganz anders sind als Rasmus und Magellan«, erklärte Alexandrine. » Typen wie ich, die man entsorgt, wenn sie diesen Test nicht bestehen, dem man sie mit drei Jahren unterzieht– was auch immer man da testen mag. Die in normale Familien abgeschoben oder zu Verwandten geschickt werden, die nicht ahnen, was wir sind. Keine normalen Kinder nämlich, und manche von uns verfügen über mehr Magie, als du dir vorstellen kannst.«
    » Ja, ein Magier ist und bleibt ein Magier. Im Grunde seid ihr alle gleich.«
    Alexandrines Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sie wollte nicht, dass Xia sie weiterhin hasste. » Nein, das stimmt nicht.

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