Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
einmal ansprach. Seine Stimme glitt wie Seide über ihren Rücken.
» Hexe?«
Sie drehte sich nicht um. » Ja?«
» Bist du in Ordnung?«
Zur Hölle, nein, das war sie nicht. Sie würde niemals wieder in Ordnung sein.
Nun drehte Alexandrine sich doch um. » Nein, Xia, ich bin nicht okay. Mein ganzes Leben steht Kopf. Ich bin müde. Und ziemlich schlecht drauf. Ich will nicht, dass solche Sachen passieren.«
» Lass die Tür offen, Alexandrine, ja?« So viel zu seinem Einfühlungsvermögen.
7 n
Alexandrine kam zu dem Schluss, dass es nicht viel Sinn machte, die Tür ihres Schlafzimmers abzuschließen. Jeder, der wollte, würde sowieso hereinkommen können, einschließlich Xia. Gerade Xia. Der Typ war furchteinflößend. Und nicht wirklich menschlich. Überhaupt nicht menschlich. Und in diesem Augenblick stand er auf der anderen Seite ihrer Tür. Klopfte.
Sie dachte nach. Nachdem sie geduscht hatte– bei offener Tür!–, war sie in ihr Schlafzimmer gegangen und hatte völlig die Kontrolle verloren. Hatte geheult, bis sie nicht mehr konnte, das Gesicht in die Kissen gepresst, damit Xia sie nicht hörte und sah, was für ein zitternder Angsthase sie doch war.
Alexandrine hatte keine Lust, auf sein Klopfen zu reagieren. Ihr erster Gedanke war gewesen, so zu tun, als schliefe sie. Gut, das Licht brannte, aber hallo, man konnte doch auch bei eingeschaltetem Licht einschlafen, oder? Es ging auf halb sechs zu. Bald würde es dämmern. Sie hatte jedes Recht, um diese Zeit zu schlafen. Nun ja, es war eine kindische Idee, aber eine verlockende. Doch vermutlich wusste Xia eh, dass sie wach war.
» Was willst du?«, rief sie.
Schweigen. Erst nach einem Moment antwortete er. » Wir müssen reden. Einverstanden?«
Sie stand auf und öffnete ihm. » Worüber müssen wir reden?«
Er wirkte bedrohlich, einfach indem er dastand.
Wie sie hatte Xia geduscht und sich umgezogen. Sein Haar, so schwarz wie die Sünde, glitzerte noch feucht. Seine graue Baumwoll-Jogginghose zeichnete Hüften und Oberschenkel nach, genau wie das T-Shirt die breite Brust. Es war nicht so, dass seine Kleidung zu eng angelegen hätte, sie verbarg nur nicht, was für eine unglaubliche Figur er hatte. Ein Körper wie seiner wertete selbst so einfache Kleidung wie diese auf.
Dazu trug er schäbige Leinen-Sneaker ohne Schnürsenkel. Und am Bund war die Messerscheide befestigt, aus der das gravierte Heft ragte.
Wenn er nicht gerade wütend auf sie war, war er atemberaubend schön, auf eine sehr männliche Weise. Aber wem wollte sie etwas vormachen? Er war auch dann umwerfend, wenn er wütend war. Attraktiv bis zum Gehtnichtmehr.
Alexandrine ließ ihre Hand an der Tür, um anzudeuten, dass sie dieses Gespräch möglichst schnell hinter sich bringen wollte. Wenn ihre Gedanken bloß nicht immer wieder abschweifen würden… Sie mochte Männer, die sexuelle Wünsche in ihr weckten. Aber Xia war kein Mann, zumindest kein menschlicher.
» Über uns. Wir müssen über uns reden«, antwortete er.
» Es gibt kein ›uns‹. Kein ›wir‹.« Und es würde garantiert auch kein Gespräch über » uns« geben. Niemals. Auch wenn er noch so hinreißend war.
Xia zog die Augenbrauen zusammen. » Na gut. Dann reden wir eben darüber, warum Harsh mich zu dir geschickt hat.«
» Mir ist im Moment nicht sonderlich nach Reden«, erwiderte Alexandrine. » Ich bin müde, und ich wäre gern allein. Hey, ist nicht persönlich gemeint.« Sie wollte die Tür schließen, doch er stemmte sich dagegen.
Nicht vielen Männern gelang es, sie anzuschauen und ihr dabei das Gefühl zu geben, dass sie klein sei. Wie groß mochte Xia sein? Eins sechsundneunzig? Eins achtundneunzig? Bedeutend größer als sie selbst auf jeden Fall.
Sie versuchte, die Tür zuzudrücken, er drückte dagegen. Nichts passierte. Natürlich war er auch stärker als sie.
Xia seufzte. Drückte ein bisschen fester. Alexandrine wusste, dass sie nur zwei Möglichkeiten hatte: ihn den Wettbewerb gewinnen zu lassen oder das Spielchen aufzugeben. Sie gab auf.
Xia blieb in der Tür stehen. » Ich habe Harsh gewarnt, dass das nicht funktionieren würde.«
Er bemühte sich wirklich, nett zu sein oder zumindest so höflich, wie es ihm möglich war. Wenn sie daran dachte, wie er sich anfangs benommen hatte, war es schon ein großer Vorteil, dass er darauf verzichtete, auf der Tatsache herumzureiten, wie sehr er sie hasste, weil sie eine Hexe war.
» Ja«, meinte Alexandrine und zuckte mit den Schultern. » Ich
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