Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Hm. Das alles machte sie ganz verrückt. Sie überlegte schon, ihm klipp und klar zu sagen, was sie wollte, in der Hoffnung, dass sie gleich zur Sache kamen und sie dann endlich nicht mehr so auf ihn fixiert wäre. Er wirkte so menschlich, und das machte es schwer, nicht zu vergessen, dass er es nicht war.
» Gern.« Xia bog den Kopf zurück, richtete den Blick zur Decke. » Also gut. Okay. Ich war…«
Alexandrine schüttelte den Kopf und zog ihren Schreibtischsessel heran. Sie setzte sich. O nein, sie würde nicht den ersten Schritt machen. Noch nicht. Nicht bis er ihr wenigstens einen guten Grund gab zu glauben, dass sie auch auf ihre Kosten kam und er nicht nur vorhatte, sie verrückt zu machen. So, wie er es jetzt gerade tat. Ihre Blicke trafen sich. Alexandrines Magen schlug einen Purzelbaum. Es knisterte verdammt heftig zwischen ihnen.
» …weg«, beendete er seinen Satz so leise, dass sie ihn kaum verstand. » Ich war so lange weg.« Seine Stimme wurde ausdruckslos, und Alexandrine hatte den Eindruck, als hätten sich so viele Emotionen in ihm aufgestaut, dass er es nicht wagte, auch nur einem dieser Gefühle nachzugeben. » Weg vom normalen Leben. Bis vor ein paar Monaten hat mir mein Leben nicht gehört.«
Was er ihrem Vater zu verdanken hatte, begriff Alexandrine.
» Ich befand mich außerhalb der Normalität…« Xia hob die Arme, legte dann die Hände auf seine Oberschenkel. » Aber jetzt…« Er zog das Messer erneut hervor, hielt die Klinge waagerecht und starrte darauf. » Jetzt habe ich meine Freiheit zurückgewonnen.«
Sie sah, wie sich die dichten schwarzen Wimpern über seine Augen senkten.
» Ich baue ziemlich viel Mist, wenn ich mit anderen zusammen bin. Ich kann nicht mit normalen Leuten umgehen. Egal, ob sie von meiner Art oder Menschen sind.«
» Normale Leute wie ich, meinst du?«
Xia lachte und blickte sie an. Seine Augen funkelten im reinsten Blau. In ihrem Magen flatterten Schmetterlinge. Selbst wenn er sich keine Mühe gab, hatte er eine unglaubliche sexuelle Ausstrahlung.
» Baby«, meinte er, » du bist alles andere als normal.«
Alexandrine schüttelte den Kopf, obwohl sie es als Erleichterung empfand, dass er über ihre Gabe Bescheid wusste. » Ich verstehe, was du damit meinst, dass du mit anderen nicht zurechtkommst. Vielleicht sollte man dir ein Schild umhängen, auf dem ›Vorsicht bissig!‹ steht.«
» Alles hat sich verändert.« Er zog die Knie an, und sein Blick ging in die Ferne. In diesem Moment war er im Geist eine Million Meilen entfernt. » Das ist nicht meine Welt. Nicht mehr. Nicht die, an die ich mich erinnere.«
» Die Welt, wie sie vor Rasmus war, nicht wahr?«
Xia nickte. » Ja. Wie sie vor Rasmus war.«
Alexandrine mochte diesen nachdenklichen Xia nicht. Weil es bedeutete, dass er Tiefgang besaß. Es war viel einfacher, jemanden zu verabscheuen, den man für oberflächlich und egoistisch hielt.
» Ich kenne die Regeln nicht mehr«, fuhr Xia fort. » Falls ich sie je gekannt habe. Und wenn es neue gibt– na ja, ich weiß nicht, ob ich ihnen folgen möchte.«
» Das tut mir leid für dich.«
Er fuhr mit dem Zeigefinger über die Linien der glänzenden Klinge. Es war eine seltsam liebevolle Geste, und doch interessierte es Alexandrine nicht, woran er in diesem Moment dachte. Sie konnte die Funken sehen, die zwischen der bläulichen Klinge und seiner Fingerspitze aufsprangen.
» Ich weiß. Aber du bist immer noch eine Hexe«, entgegnete Xia sanft. » Deine Rasse tötet meine, und wenn ihr uns nicht umbringt, dann versklavt ihr uns.«
» Du irrst dich«, widersprach Alexandrine. » Ich tue so etwas nicht.« Sie verstand nicht viel von der Welt, in der er und Harsh lebten, aber sie wusste, dass sie selbst und andere, die so waren wie sie, nicht einmal im Traum an solches Unrecht dachten.
Er sah sie an, und ein Hauch von Traurigkeit lag in seinem Blick. » Du bist eine Hexe, Alexandrine.«
» Das ist nicht fair.« Es ärgerte sie, mit Sklavenhaltern und Mördern gleichgesetzt zu werden, obwohl sie so etwas nie tun würde. Niemals. Nicht einmal dann, wenn sie die Fähigkeiten dazu hätte. » Ich bin anders«, fügte sie hinzu.
» Glaub, was du willst.« Xia wandte den Blick ab. Keine Spur von einem Lächeln mehr. » Du besitzt einen gottverdammten Talisman. Verzeih mir also, wenn ich mich von deinem blutenden Herzen nicht rühren lasse, Lady.«
Sie zog ihre Beine an und verschränkte sie. » Ich beherrsche diese Art von Magie nicht, Xia.«
»
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