Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
sickert allmählich heraus, findet ihren Weg nach draußen durch Risse in ihrem Gefängnis. Magellan entdeckte, wie sich ein Talisman aufbrechen ließ und er dessen Magie in sich aufnehmen konnte. Führ das oft genug durch, und du wirst keines natürlichen Todes mehr sterben. Nie. Ich war dabei, als er Rasmus sein Wissen lehrte.«
Immer noch fand Alexandrine keine Worte. Kein Wunder, dass Xia sie hasste. Wahrhaftig nicht.
» Wenn ein nicht gebundener Dämon von einem Talisman erfährt, versucht er, ihn an sich zu bringen. Und ihn aufzubrechen. Die darin Gefangenen haben keinen eigenen Körper mehr, und so bieten wir ihnen unsere Körper an, wer auch immer sie einst gewesen sein mögen.« Er fuhr mit der Zungenspitze über seine Lippe. » Es ist niemals einfach, ihre Macht an unsere anzupassen. Wir wissen ja nicht, vorher, was ihre Magie umfasst, und wenn wir es erkennen, ist es bereits zu spät, um etwas zu ändern. Doch wenn wir es überleben, ehren wir denjenigen, dessen Körper starb. Seine Magie lebt in uns weiter. Mit uns.«
» Hast du selbst das schon einmal gemacht?«
Xia legte das Messer auf seine Oberschenkel, und sein Blick wurde erneut unscharf, während er über die Waffe strich, vom Griff bis zur Spitze. » Nein«, antwortete er.
Ein Eisklumpen bildete sich in Alexandrines Magen. » Aber du hast es vor«, sagte sie. Natürlich hatte er es vor– mit ihrem Amulett. Unwillkürlich ließ sie ihre Finger über den Talisman gleiten, der unter ihrer Bluse verborgen war.
» Ja«, gab Xia zu.
Sie suchte nach den richtigen Worten. » Ich… ich hatte keine Ahnung. Davon, was dieses Amulett ist.«
» Ich weiß.«
Alexandrine fühlte sich erbärmlich klein. » Selbst wenn ich wollte, Xia, könnte ich niemals jemandes Magie in einer solchen Thunfischdose einschließen.«
Er wandte den Kopf, sodass ihre Blicke sich trafen. » Trotzdem bist du eine Hexe.«
» Meine Magie ist nutzlos.«
Xia schien nicht dieser Meinung zu sein. » Der Talisman ist dabei, das zu ändern.«
» Nein, tut er nicht.«
» Doch, er bringt sie zum Funktionieren. Das spüre ich. Früher oder später wirst du genauso Magie ziehen können wie dein Daddy.«
» Nein«, erwiderte Alexandrine. Ihr Herz zerbröselte zu Staub. » Ich weigere mich, das zu glauben. Für mich ist das einfach nur ein Stein, in den ein Muster graviert ist. Mehr nicht. Und irgendwelche Fähigkeiten hat das Ding schon gar nicht.«
Natürlich hatte sie gerade Unsinn geredet. Der Talisman hatte sie verändert. Oder gab es vielleicht eine nicht-magische Erklärung dafür, dass es ihr nicht möglich war, das Amulett abzulegen?
Sie zog den Talisman aus ihrer Bluse. Der steinerne Panther starrte sie aus leblosen Augen an.
» Das ist einfach nur Stein«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Xia. » Nichts als ein Stück Stein. Vielleicht war ja mal irgendwann etwas da drin, doch nun ist da gar nichts mehr.« Alexandrine bemühte sich, rational zu argumentieren, aber sie fühlte sich unwohl dabei. Handlungen hatten Konsequenzen, manchmal, oft sogar auch unbeabsichtigte, und Konsequenzen musste man sich stellen.
» Was auch immer es war, ist fort«, fügte sie lahm hinzu. Doch sie wussten beide, dass sie das nicht glaubte. Nicht wirklich.
Xia beugte sich zu ihr hinüber. » Zieh das aus.«
» Ich wette, das sagst du zu allen Mädels.«
» Komm schon, Alexandrine!«
Sie wusste natürlich, dass es keine sexuelle Anspielung war, doch als er sie anschaute, spürte sie, wie sie auf Xia reagierte.
» Du hast doch selbst gesagt, dass es nur ein Stein mit einer Gravur ist, also zieh den Talisman für mich aus, Baby!«
Ein heftiger Widerwille erfüllte sie, heiß und brennend. Das verdammte Ding war nicht magisch, war es wahrscheinlich niemals gewesen. Und trotzdem konnte sie ihre Hände nicht dazu bringen, nach der Schnur zu greifen, an der das Amulett hing. In diesem Moment, in ebendieser Minute war sie felsenfest davon überzeugt, dass sie sterben würde, wenn sie den Talisman ablegte. Das war verrückt, völlig verrückt, denn noch dreißig Sekunden zuvor hätte sie so etwas nie gedacht.
Alexandrine stand auf, musste sich aber an der Rückenlehne abstützen, weil ihre Beine plötzlich so wackelig waren. » Woher kommt das?«, flüsterte sie. » Warum kann ich den Talisman nicht ablegen?«
» Weil du eine Hexe bist«, erwiderte Xia. » Die Magie des Talismans sickert seit Monaten in dich hinein. Was dich verändert hat. Jedoch so langsam, dass es dir selbst nicht
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