Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Auto nicht. Wir borgen es nur aus.«
Irgendwo im Haus war ein Brüllen zu hören.
Alexandrine stieg eilig ein, schloss die Wagentür und ließ den Sicherheitsgurt einrasten. » Kommt mir aber immer noch wie Stehlen vor.«
Xia tätschelte das Lenkrad. » Gott, ich liebe diese alten Autos.« Er klopfte auf das Armaturenbrett. » Ich will lediglich unauffällig an Rasmus’ Magiegebundenen vorbeikommen. Dann stellen wir den Wagen so ab, dass die Polizei ihn findet, okay? Damit schaden wir niemandem.
Ein Schauder lief ihr über den Rücken– nur einen Wimpernschlag, bevor Xia den Wagen ohne Schlüssel startete.
» Netter Trick«, meinte Alexandrine.
» Ach, war ganz einfach.« Xia setzte den Wagen rückwärts aus der Parklücke und stellte einen Sender mit klassischer Musik ein. Eine Melodie aus dem Notenbüchlein der Anna-Maria Bach erklang. Xia runzelte die Stirn. » Ich hasse dieses klassische Zeug, aber es wird mithelfen zu verbergen, dass ich es bin.«
» Welche Musik magst du denn?«
» Vampire Weekend zum Beispiel.« Er lenkte den Wagen zur Ausfahrt. » Noch etwas, Alexandrine, bevor wir nach draußen fahren.«
» Nicht noch etwas Verbotenes, bitte!«
» Ich habe einmal mitbekommen, wie Nikodemus das gemacht hat.«
» Was?«
Xia bremste und sah Alexandrine an. » Reg dich nicht auf, ja? Ich muss versuchen, deine Magie zu verbergen. Was heißt, dass ich in deinen Geist eindringen muss.« Er hob beide Hände. » Nur so lange, bis wir an Rasmus’ Leuten vorbei sind. Einverstanden?«
Ein Wutschrei hallte durch das Wohngebäude. Shit, hoffentlich hatte Maddy es nach draußen geschafft!
» Okay, dann mach!«
Er war in ihrem Kopf, noch bevor sie sich richtig darauf eingestellt hatte. Ein leichter Druck an ihren Schläfen, und schon befand er sich in ihrem Geist. Das Gefühl war ähnlich dem, das sie schon einmal empfunden hatte, doch diesmal fühlte sie sich noch stärker von der Außenwelt abgeschnitten. Ihr Inneres verwandelte sich zu purem Eis.
» Es ist alles in Ordnung«, sagte er beschwörend. » Es geht dir gut. Uns geht es gut. Es klappt.« Er fuhr wieder los, und sie verließen die Tiefgarage, begleitet von Bachs Musik.
Es überraschte Alexandrine, dass es draußen bereits dunkel war. War wirklich so viel Zeit bei ihrem Aufeinandertreffen mit Rasmus vergangen?
Während Xia den Wagen durch den Verkehr lenkte, verspürte Alexandrine ein paar Mal ein eisiges Prickeln auf ihren Armen, und jedes Mal tätschelte Xia ihr Bein und sagte: » Bleib cool, Baby. Wir sind beide ganz ruhig.«
An der South Van Ness Avenue nahm er eine der größeren Straßen und legte einen Arm auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes. Sie fuhren in nordwestliche Richtung, bis sie Presidio Heights erreichten.
Erst da gab er Alexandrine wieder frei. Sie sank in ihrem Sitz zusammen, atmete ein paar Mal tief durch und versuchte, sich daran zu gewöhnen, dass sie wieder allein in ihrem Kopf war.
» So schlimm war es ja gar nicht«, murmelte sie.
Xia legte eine Hand auf ihren Nacken und massierte die verspannten Muskeln. » Baby, die sind ja hart wie Beton…«
Sie stellten den Wagen in einer Straße nahe dem Presidio ab, dem historischen Militärstützpunkt in ebenso spektakulärer wie millionenteurer Lage direkt am Golden Gate, das inzwischen ein begehrtes Wohngebiet war, in dem sich auch zahlreiche Unternehmen niedergelassen hatten.
Xia legte einen Arm um Alexandrines Schultern, als sie nun zu Fuß weitergingen. Sein Körper strahlte Hitze aus, und in diesem Moment war sie froh darüber, ihm so nahe zu sein, denn vom Meer her zog Nebel herein, zusammen mit einem bitterkalten Wind, der sie frösteln ließ.
» Wohin gehen wir?«, wollte sie wissen.
» Zu mir nach Hause«, erwiderte er.
Sie hatten einen unterschiedlichen Rhythmus beim Laufen, denn Xia holte deutlich weiter aus als sie, doch das erklärte nicht, warum seine Schritte immer wieder irgendwie unkoordiniert wirkten. Einmal stolperte er sogar, und Alexandrine musste ihn halten, damit er nicht gänzlich den Halt verlor.
» Bist du okay?«, fragte sie.
Sie liefen hügelabwärts– es gab Schlimmeres in San Francisco–, und obwohl sie nicht allzu oft in dieser Gegend war, wusste Alexandrine doch, dass es bald sehr viel steiler hinabgehen würde.
» Nein«, erwiderte Xia.
Sie passierten eine Straßenlaterne, und Alexandrine konnte sein Gesicht nun besser erkennen. Er sah furchtbar aus, blass und eingefallen, und das machte ihr Angst.
» Wie weit ist es
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