Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Türrahmen ab. » Dann komm«, forderte er sie auf. » Bringen wir es hinter uns.«
15 n
Xias Wohnzimmer war beeindruckend. Während er alles zusammensuchte, was sie brauchten, um beginnen zu können, stand Alexandrine an einem der bodentiefen Fenster und versuchte, ihre Nerven unter Kontrolle zu bekommen.
Der Ausblick auf die Bucht war atemberaubend. Alexandrine gab es auf, sich beruhigen zu wollen, und ließ sich stattdessen vollkommen in die Schönheit dieser Szenerie fallen, betrachtete den Mond, der über dem Wasser stand, während die Anspannung ein Loch in ihren Magen brannte.
Irgendwann begann sie, auch den Raum um sich herum wahrzunehmen, und sie sah sich gezwungen, das Bild zu korrigieren, das sie sich von dem Mann gemacht hatte, der dieses Haus besaß. » Elegant« war nicht das richtige Wort, » eindrucksvoll« traf es schon besser.
Eine Wand war in einem dunklen Blau gehalten, die anderen in strahlendem Weiß. Überall fielen ihr derartige starke Kontraste auf. Verschiedene nepalesische Teppiche setzten Akzente auf dem Bambusparkett. Xia schien eher strenges Design zu bevorzugen, einer der Teppiche jedoch wirkte wie eine wahre Explosion an Farben und Mustern.
Eine terrakottafarbene Couch stand schräg vor einem der Seitenfenster, eine weitere, kleinere Couch befand sich vor dem mit Gas betriebenen Kamin, der in eine Wand zwischen zwei Fenstern eingelassen war.
An den Wänden hingen tibetanische und nepalesische Masken, einige waren scheußlich bemalte Teufelsfratzen, andere aus dunklem Holz geschnitzte Tiergesichter. Es gab auch gerahmte Fotografien, allesamt schwarzweiße Naturaufnahmen. Auf dem Kaminsims tummelten sich Tierfiguren, manche abstrakt, manche erschreckend lebendig wirkend.
Als Xia den Raum betrat, hielt er in den Armen etliche Dinge, die er vor dem Kamin arrangierte. Eine verkorkte Glasflasche, eine Duftlampe, in deren Schale er Öl goss. Dann vollführte er irgendwelche Gesten mit der Hand, murmelte ein Wort, und eine Flamme sprang unter der Schale auf. Ein Holzkästchen fand seinen Platz daneben, ebenso sein Messer, das er aus der Scheide gezogen hatte.
Alexandrines Magen zog sich zusammen.
Schließlich öffnete er das Kästchen, und sie erkannte die Pillen, die darin lagen: Copa. Eine krümelte er in das Öl, und sie hätte schwören können, dass Funken über der Oberfläche tanzten.
Alexandrine ging zu ihm hinüber. Sie traute sich nicht, etwas zu sagen, weil sie fürchtete, dass er sofort ihre Angst bemerken würde. Ein Teil von ihr wollte fortrennen.
Während sie dort stand und den Duft des sich erwärmenden Öls einatmete, formulierte sie in Gedanken, wie sie ihm mitteilen würde, warum sie das Ritual doch nicht durchziehen wollte. Das Amulett gehörte ihr. Ihr. Ihr ganz allein. Sie würde sterben, wenn sie es hergab. Und das Copa war auch keine gute Idee.
Xia hielt eine weitere der Pillen hoch. » Es wird bei dir anders wirken als bei mir. Manchmal verliert ein Magier die Orientierung, wenn er es zum ersten Mal nimmt. Ich habe schon gesehen, wie das geschah.«
» Inwiefern verliert er die Orientierung?«
» Das kommt drauf an.« Seine Augen wechselten zwischen Eis- und Meeresblau, und Alexandrine fragte sich unwillkürlich, welchen Erinnerungen er nachhing. Dachte er an die Hexe, die ihn an Rasmus verraten hatte? Je heller seine Augen wurden, desto angespannter war er, das hatte sie inzwischen begriffen.
» Aber ich bin auf jeden Fall bei dir«, versprach er. » Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert, Alexandrine.«
Alexandrine sah sich zwei Impulsen ausgesetzt, die gegeneinander wirkten. Der eine, neuere, war der Drang, den Talisman um jeden Preis zu behalten. Der andere, viel ältere, speiste sich aus der unbeschreiblichen Sehnsucht, endlich einmal auch etwas Bedeutendes mit ihrer Magie bewirken zu können.
Sie starrte auf die Pillen auf seiner Handfläche.
» Hält es an?«, fragte sie. » Ich meine, ist der Effekt dauerhaft oder verschwindet er wieder?«
Xia ging hinüber zu der größeren Couch und machte ein Zeichen, dass Alexandrine zu ihm kommen sollte. Sie zog ihr Shirt noch ein Stück weiter herab, bevor sie sich setzte. » Man muss Copa schon in sehr hohen Dosen über einen langen Zeitraum nehmen, damit die Wirkung auf Dauer anhält«, erwiderte er. » Die meisten Magier, von denen ich weiß, dass sie abhängig waren, starben, bevor sie diesen Punkt erreicht hatten.«
» Und die anderen?«
» Sie sterben alle daran, wenn sie nicht
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