Verfuehrerisches Geheimnis
Augen aussah. »Versuch zu schlafen. Ich hole dir etwas zu essen.«
Patrick band die verschmutzten Laken und Tücher zu einem Bündel und warf es aus dem Fenster, um es später verbrennen zu können. Er lief hinunter, um den anderen zu sagen, dass Catherine den Alptraum überlebt hatte. »Sie dürfte nicht mehr ansteckend sein, doch übernehme ich noch für die nächsten Tage ihre Pflege. Versucht, etwas zuzubereiten, das ihren Appetit anregt.«
»Ihr habt seit Tagen nicht geschlafen, Mylord«, ermahnte Mr. Burke ihn.
»Ich habe plötzlich neue Kraft und bin hungrig wie ein Wolf. Ich komme gleich wieder.« Er ging hinaus und zündete die schmutzige Wäsche an. Als das Bündel zu einem Häufchen Asche zusammengesunken war, lief er hinunter an den Fluss Lea und sog mit tiefen Atemzügen die frische Luft ein. Er zog sich aus und schwamm mit energischen Stößen, erfüllt von dem Gefühl, sich damit symbolisch von seinen Sünden reinzuwaschen. Als er herausstieg, hatte er das Gefühl, das kalte Wasser hätte Körper und Geist zugleich geläutert.
In den nächsten Tagen wurde Patrick völlig davon in Anspruch genommen, Catherine gesund zu pflegen. Zunächst bekam sie nur Kamillentee, Gerstenschleim, Kalbsfußsülze und viel Energie spendenden Honig, weil sie Süßes liebte. Die nächste Stufe bescherte ihr schon Huhn, Fisch und Obst, und schließlich war sie imstande, kleine Portionen Brot und Fleisch zu sich zu nehmen. Er mischte eine entzündungshemmende Salbe, indem er Blätter der Bergminze in Bienenwaben drückte und diese auf die hässliche Wunde in ihrer Achselhöhle legte. Nach drei Tagen stellte er fest, dass die Wunde fast verheilt war. »Leider wird dir eine Narbe bleiben.«
Catherine kamen die Tinnen. Er setzte sich aufs Bett und küsste die Tränen fort. »Weine nicht, Liebes.«
»Ich habe Maggie im Stich gelassen«, flüsterte sie. »Ich habe sie sterben lassen.« Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust und schluchzte.
»Nicht, nicht«, beruhigte er sie. «Du hast alles getan, um sie zu retten. Du hast sie geliebt, du hast dein Leben für sie riskiert und es dabei selbst fast verloren - niemand hätte mehr tun können.« Er zögerte, dann hob er ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. »Maggie ist mir als Vision erschienen und hat mir gesagt, dass du meine Hilfe brauchtest.«
Catherine nickte betrübt. »Sie spricht auch zu mir.«
Patrick wusste, dass es seiner Frau schon viel besser ging, nur sah sie so zerbrechlich aus, dass er kaum wagte, sie zu berühren. Sie war noch immer totenblass mit dunklen Schatten unter den Augen. Ihr wirres, glanzloses Haar bildete einen krassen Gegensatz zu der Aura der Makellosigkeit, die sie immer ausgestrahlt hatte, und doch war sie für Patrick der denkbar schönste Anblick. Vorsichtig betastete sie die Wunde unter dem Arm. »Ist es sehr hässlich?«
»An dir könnte nichts hässlich sein.«
»Würdest du mir meinen Handspiegel bringen?«, bat sie leise.
»Deinen Spiegel?« Patrick bekam es mit der Angst zu tun. Sie durfte sich jetzt nicht sehen, da ihr Anblick für sie niederschmetternd gewesen wäre. Er ging zum Frisiertisch, tat so, als würde er suchen und schob den Spiegel hinter die Schmuckschatulle. »Ich kann ihn nicht finden, er ist wohl nicht da.« Als er sah, dass sie die Decke zurückschlug, war er rasch wieder bei ihr. »Nein, heute kannst du noch nicht aufstehen.« Seine Gedanken überstürzten sich. »Warte bis morgen. Ich suche dir etwas Hübsches zum Anziehen, dann kannst du aufstehen und dich im großen Spiegel betrachten.« Er sah, wie sie in die Kissen zurücksank, und wusste, dass er nur einen Tag gewonnen hatte. Das Gefühl der Panik blieb. Wenn sie sich sieht, wird sie entsetzt sein.
Nach dem Essen las er ihr aus Julius Cäsar vor. Einige Stellen kannte er auswendig. Schließlich senkten sich ihre Wimpern, und er glaubte schon, sie wäre eingeschlafen. Er klappte das Buch zu und legte es beiseite.
»Patrick, du siehst so mitgenommen aus. Komm und lege dich neben mich.«
Hepburn zögerte, da er nicht wusste, wie er sich neben sie legen konnte, ohne sie zu berühren. Andererseits konnte er nicht ablehnen, ohne sie zu kränken. Er zog seine Stiefel aus und legte sich auf die Decke.
Catherine suchte nach seinen Fingern, und er umschloss ihre kleine Hand. Er hörte sie tief seufzen, ehe sie einschlief.
Er lag in der Finsternis da und starrte zur Zimmerdecke, wohl wissend, dass er keinen Schlaf finden würde, während er der Sehnsucht
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