Verfuehrerisches Geheimnis
möchtest.«
Catherine überwand ihre Wut, indem sie sich damit beruhigte, dass das hassenswerte Ungeheuer wahrscheinlich schon über alle Berge war. Sie verspeiste einen Teller Apfelkuchen und nahm ihr Bad. Sie war nicht gewillt, sich den Aufenthalt in Richmond durch die beunruhigende Begegnung verderben zu lassen, und während sie im duftenden Wasser weichte, verflüchtigten sich ihre bösen Vorahnungen.
Als Catherine eine halbe Stugde später ihre Kleiderskizzen begutachtete, war der Vorfall schon beinahe vergessen. Da sie nicht wusste, welche Kreationen Philadelphia zusagen würden, wollte sie ihr die Wahl überlassen. Während sie die Skizzen vom Boden aufsammelte und sie in eine Ledermappe legte, überlegte sie bereits, was sie selbst am Abend anziehen wollte.
Sie öffnete ihren Schrank und schob alle weißen Kleider beiseite. War sie nicht bei Hofe, konnte sie die Gelegenheit nutzen und gewagtere Farben wählen. Cat, die ein ausgeprägtes Gefühl für Mode hatte, wusste jedoch sehr wohl, welcher Stil und welche Farben ihr schmeichelten und ihr das ätherische Aussehen verliehen, das sie unter den anderen jungen Damen im Dienst der Königin heraushob.
Sie entschied sich für das fliederfarbene Samtkleid mit den geschlitzten Ärmeln, die die cremefarbenen Unterärmel aus Satin sehen ließen. Das tief ausgeschnittene Oberteil, das spitz zulief, war mit winzigen Zuchtperlen geschmückt, und Cat wusste, dass sie irgendwo eine Halskrause hatte, deren Rand mit den gleichen Perlen besetzt war. Ihr fiel ein, dass der Fliederstrauch vor der Haustür kurz vor dem Aufblühen stand. Sie schnitt zwei kleine Sträuße ab und stellte sie ins Wasser. Bis sie so weit sein würde, sie ins Haar zu stecken, würden die Blüten sich geöffnet haben.
Als Catherine hörte, dass ihre Mutter eingetroffen war, ging sie hinunter. »Mutter, wie bin ich froh, dass du doch gekommen bist. Es wird dir gut tun, dir nach den anstrengenden Pflichten bei Hof ein wenig Ruhe zu gönnen.«
»Ich sehe sie als Ehre und nicht als Pflicht an, Catherine.« Ihr Mund wurde hart. »Dein Kleid ist viel zu tief ausgeschnitten für ein junges Mädchen. Das kann ich nicht billigen. Dass ich dich darin ja nicht bei Hof erwische!«
»Natürlich nicht, Mutter.« Nicht im Traum würde ich zulassen, dass du mich darin ertappst. »Seid ihr alle zusammen gekommen?«
»Ja, offenbar hat Philadelphia einen Gast aus Carlisle. Lady Widdrington ist zum ersten Mal in London. Die Ärmste! Ich weiß, was es heißt, Witwe zu sein. Wir müssen unser Bestes tun, um ihr die Einsamkeit zu erleichtern und ihr das Gefühl zu geben, willkommen zu sein.«
Cat erspähte Maggie und gab ihr verzweifelt ein Zeichen.
Mit geradezu unheimlicher schottischer Intuition erkannte Maggie ihr Dilemma. Sie begrüßte Lady Spencer und zog sie in die Küche. »Seht, was die Köchin gebacken hat. Vielleicht könnt Ihr davon etwas nach Hunsdon Hall mitnehmen.«
Kaum hatte sich die Küchentür geschlossen, rannte Catherine hinauf, um ihre Skizzen zu holen. Sie würde sie ins Nachbarhaus einschmuggeln müssen. Wenn ihre Mutter sie sah, würde sie ihr verbieten, etwas für Philadelphia zu entwerfen, um nicht das Missfallen der Königin zu erregen.
Der erste Mensch, dem Catherine auf Hunsdon Hall begegnete, war Beth Spencer, die rundliche, blonde Schwester ihres Vaters, die mit George Carey verheiratet war. »Hallo, Tante Beth.«
»Catherine, wage es ja nicht, mich Tante zu nennen. Das klingt ja, als wäre ich wirklich schon uralt!«
Cat ließ Lachgrübchen sehen. »Entschuldige, Beth. Das war Mutters Idee.«
Beth verdrehte die Augen. »Sie stellt mehr Regeln und Vorschriften auf als die Köngin persönlich. Ich muss ein Wörtchen mit ihr reden.«
»Cat, Liebling, du siehst wie immer einmalig aus.« Philadelphia gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Das ist bestimmt einer deiner eigenen Entwürfe.«
»Ja. Ich habe für dich ein Dutzend Skizzen mitgebracht. Entscheide selbst, was dir gefällt.«
»Wie schön. Ich möchte dich meiner Freundin Liz Widdrington vorstellen. Liz, das Lady Catherine, die einige der aufsehenerregendsten Gewänder der Königin entworfen hat.«
»Ich bin entzückt, Euch kennen zu lernen, Liz. Bitte, nennt mich Cat. Was für schönes Haar Ihr habt. Diesen ungewöhnlichen Ton habe ich noch nie gesehen.«
»Ach ... danke. Ich sage gern, es sei Burgunderrot. Ich muss bei der Wahl der Farben, die ich trage, sehr vorsichtig sein, damit sie sich nicht mit meinem Haar
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