Verfuehrerisches Geheimnis
Als sie sich der besonnten Wiese näherte, gewahrte sie, dass sie nicht allein war und erkannte im Näherkommen Robert Carey. Schon wollte sie seinen Namen rufen, hielt jedoch inne, als sie merkte, dass auch er nicht allein war. Robert redete auf jemanden ein, den sie nicht sehen konnte. Für den Fall, dass sein Gefährte Patrick Hepburn war, suchte sie Deckung hinter ein paar Maulbeerbüschen, um sich im Ernstfall rasch zurückziehen zu können, ehe er sie erspähte. Nun sah sie, dass Robert auf die Knie sank Dann tauchte ein Kopf aus dem Hyazinthenmeer auf. Das unverkennbare burgunderrote Haar verriet ihr, dass es Liz Widdrington war.
»Ich konnte es nicht erwarten, dich wieder unter mir zu spüren.«
Cat konnte nicht nur Roberts Worte deutlich hören, sie hörte auch die mitschwingende Intensität heraus und wusste sofort, dass es sich um ein romantisches Stelldichein handelte - schockierend und faszinierend zugleich für sie, da sie trotz ihrer lebhaften Phantasie von den intimen Vorgängen zwischen Mann und Frau kaum Ahnung hatte.
Cat war wohl bewusst, dass sie dieses intime und private Zwischenspiel weder beobachten noch belauschen sollte, wenn sie sich jedoch bewegte, würde man sie zweifellos ebenso deutlich hören können, wie sie das Paar hörte. Verhielt sie sich jedoch ruhig, war es unwahrscheinlich, dass man sie sah, da das Grün ihres Reitkleides sich harmon isch in die Umgebung einfügte.
»Sich unter freiem Himmel zu lieben ist köstlich verrucht«, sagte Liz.
»Ich werde dafür sorgen, dass du dich verrucht fühlst, Liebste.«
»Zieh mich aus, Robert. Ich möchte nackt in den Blumen liegen.«
Wie schamlos verwegen sie ist! Cat fragte sich, ob es die Liebe war, die eine Frau so werden ließ, und plötzlich regte sich Neid in ihr. Sie hörte Liz' lüsternes Lachen, und ihr war klar, wie unwiderstehlich dies für einen Mann sein musste. Sie ist Witwe. Robert ist nicht der erste Mann, mit dem sie zusammenliegt. Wieder empfand Cat Neid.
»Und jetzt sei ein braves Mädchen und öffne dich und legte deine Beine hoch um mich.«
Cats sah mit großen Augen, als sie zwei lange, schlanke Beine aus dem Hyazinthenbett auftauchen sah und Robert zwischen ihnen versank. Ein braves Mädchen ist sie ganz und gar nicht. Sie ist schlimm, und er kann nicht genug von ihr bekommen.
Waren ihre Reden schon lüstern gewesen, so waren die Laute, die sie nun von sich gaben, eindeutig erotisch. Cat stieg heiße Röte ins Gesicht und plötzlich merkte sie, dass sie an Brüsten und Schenkeln spürte, wie ihre Unterwäsche sie rieb.
»So ist's brav. Bleib bei mir, Süße«, keuchte Robert, während die kreisenden Bewegungen des Paares an Raserei gemahnten.
Liz' Schreie steigerten sich zu einem Crescendo, dem ein langes wonniges Stöhnen folgte.
Cat ertappte sich dabei, dass sie selbst beinah aufkeuchte! Sie paaren sich vor meinen Augen! Nun war alles ruhig, das Paar lag erschöpft da, und Cat überlegte, wie sie unentdeckt entkommen konnte. Da hörte sie Roberts Stimme: »Wirst du mich heiraten, Liz?«
»Liebling, ich dachte schon, du würdest nie fragen«, antwortete Liz in schmachtendem Ton.
Cat spürte ihr Inneres dahinschmelzen. Ach, er macht ihr einen Antrag, und sie nimmt an. Was für eine reizende Braut Liz sein wird. Sie seufzte. Wie romantisch, sich auf einer Hyazinthenwiese zu lieben. Leise trat sie den Rückzug aus den Maulbeerbüschen an und bahnte sich vorsichtig ihren Weg zurück zu Jasmine.
Als sie nach Hause ritt, wurde ihr klar, dass sie trotz ihres anfänglichen Schocks eine wertvolle Lektion erhalten hatte. Sie wusste nun, dass sowohl Mann als auch Frau bei der Paarung Lust empfanden, ein Gedanke, der sie erregte.
Nach ihrer Rückkehr brachte sie Jasmine in den Stall von Hunsdon und bat einen Stallburschen, das Pferd für den Rest des Tages auf die Koppel zu lassen. Dann ging sie nach Hause, um sich umzuziehen, da es schwül geworden war und der Samt ihres Kleides sie zu sehr wärmte. Ihre erhitzen Wangen jedoch waren vielleicht nicht allein auf das Wetter zurückzuführen, wie sie zugeben musste.
Cat wählte ein pfirsichfarbenes Batistkleid. Die braunen Seidenstiefmütterchen, mit denen Leibchen und Ärmel bestickt waren, trugen bernsteingelbe Perlen als Mittelpunkt. Sie löste ihr Haar und bürstete es, dann schlang sie ein dem Farbton des Kleides entsprechendes Band um den Kopf, um das Haar aus dem Gesicht zu halten und die dunklen Locken kaskadengleich über den Rücken fallen zu lassen.
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