Verfuehrerisches Geheimnis
angeführt war. Es war das Jahr 1602, das laufende Jahr. Als er wieder hinsah, war das Datum verschwunden und die Stelle war leer. Patrick war sofort klar, dass er Hunsdons Tod noch in diesem Jahr vorausgesehen hatte. Roberts Bruder George würde der nächste Lord Hunsdon sein, und seine rundliche blonde Frau Beth, die hier weilte, noch vor Ablauf des Jahres Lady Hunsdon. Er klappte den Band laut zu und fragte sich, ob er sein Wissen mit Robert teilen oder es lieber für sich behalten sollte. Patrick wusste, dass der Tod seine Schatten vorauswarf. Ob er auch voraussehen konnte, wann Elizabeth dieses irdische Jammertal verlassen würde?
Als Patrick nachdenklich durch die hohen Türen der Bibliothek in den Garten hinausschaute, erstarrte er bei dem Anblick, der sich ihm bot. Die schöne und wieder sehr elegant gekleidete Catherine saß in angeregter Unterhaltung mit einer ihm unbekannten jungen Frau am Fischteich. Nicht um ihre Gespräch zu belauschen, sondern um zu erfahren, wer Cats Freundin war, spitzte er die Ohren.
»Nein, wir haben es nicht gewagt, uns im Londoner Haus seiner Eltern zu treffen. Stattdessen brachte er mich ins Pförtnerhaus.«
»Ach, Bella, hoffentlich hat euch niemand gesehen.«
»Nur ein paar Diener, und die mussten Will Verschwiegenheit schwören.«
»Arbella, du weißt doch, wie Dienstboten klatschen!«
Das muss Arbella Stuart sein, erkannte Patrick. Sie sieht um Jahre älter aus als Catherine, aber Cat sieht jünger aus, als sie wirklich ist.
»Wie lange bist du geblieben?«
»Natürlich die ganze Nacht.«
»Bella, du hast doch nicht mit ihm geschlafen?« Cat klang entsetzt.
»Viel geschlafen haben wir nicht«, antwortete Arbella selbstzufrieden.
Sie hat mit einem Will herumgehurt. Patrick interessierte sich nicht für Arbellas Moral, sondern nur für jene Catherines.
»Hat Will mit dir Liebe gemacht?« Cat fragte es ganz atemlos.
Arbella beschränkte sich auf ein zufriedenes Lächeln.
Cat seufzte und dachte an die Liebesszene, deren Zeugin sie an diesem Tag geworden war. »Dann hat er dich gebeten, ihn zu heiraten!«
Bellas Lächeln erlosch. »Nein! Aber ich bin sicher, dass er es noch tun wird, sehr bald sogar. Vielleicht schon nächstes Mal.«
Patrick lachte insgeheim. Wie naiv der kleine Teufelsbraten war!
»Ihr werdet fliehen müssen. Glaubst du, Will Seymour wird in eine heimliche Trauung einwilligen?«
Gott im Himmel! Die durchtriebenen kleinen Biester ließen sich auf eine Sache ein, die sie in den Tower bringen konnte! Eine Heirat William Seymours und Arbella Stuarts bedeutete eine Vereinigung zweier Thronansprüche. Elizabeth würde außer sich geraten, und der arme König James von Schottland würde sich in die Hose machen! Patrick überlegte angestrengt, was zu tun war. Ruhig Blut, Hepburn. Momentan bumst Seymour sie nur und hat nicht die Absicht, sie zu seiner Gemahlin zu machen. So tollkühn kann er nicht sein!
Dennoch war Patrick entschlossen, die zwei törichten Verschwörerinnen in ihrem eigenen Interesse im Auge zu behalten.
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6
»Lady Widdrington hat mir ihr Jawort gegeben!«, verkündete Robert der um die Tafel versammelten Gesellschaft.
»Dann will ich der Erste sein, der Euch gratuliert, Robert.« Patrick lächelte der errötenden Liz zu. »Ich wünsche Euch viel Glück.«
Isobel Spencer teilte zwar die engherzige Ansicht der Königin, dass Witwen sich nicht wieder verheiraten sollten, doch Roberts Schwestern und Schwägerinnen waren entzückt, dass der Jüngste der Familie in den Stand der Ehe treten wollte und sich eine attraktive und finanziell gut dotierte Witwe geangelt hatte. Da er sich nicht mit Kindern aus ihrer ersten Ehe belasten musste, war es eine Verbindung ohne Nachteile.
»Ach, Liz, lass mich dich berühren, damit du mir Glück bringst«, rief Arbella überschwänglich aus. »Der holde Mai ist wahrhaftig der Monat der Liebe.«
Cat versetzte Bella unter dem Tisch einen Tritt und stellte Robert eine Frage, um die Aufmerksamkeit von ihrer indiskreten Freundin abzulenken. »Habt ihr schon entschieden, wann und wo ihr heiraten wollt?«
»Liz würde gern in ihrer eigenen Kirche auf Widdrington in Northumberland heiraten. Ein Datum haben wir noch nicht festgesetzt, aber lange möchte ich nicht warten.« Roberts Ungeduld ließ die Herzen der Damen höher schlagen.
»Ich bin untröstlich, dass wir heute Abend an den Hof zurückmüssen, doch nehme ich an, dass Ihr gewiss genug Ablenkung findet, wenn ihr euch selbst
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