Verfuehrerisches Geheimnis
schottischen Königs, von der Königin von England als ihr Nachfolger benannt zu werden. Doch Elizabeth ist mein Souverän, und ich bin ihr treuer Diener. Ich kann sie nicht hintergehen.«
»Vorausblickendes Planen zum Wohl des Staates in einem Bereich der Politik, dem zu widmen sich die Königin beharrlich weigert, ist keine Verschwörung, sondern Staatskunst«, wandte Hepburn ein.
Nun sprach Carey. »Mir fiele nicht im Traum ein, Euch zu bitten, Ihre Majestät auf irgendeine Weise zu hintergehen, Sir Robert. Ich bitte Euch nur, James' Brief Elizabeth persönlich zu überreichen.«
»Als Erster Sekretär der Königin nehme ich den Brief in Empfang.«
Erleichtert zog Carey den dick versiegelten Brief aus seinem Wams und übergab ihn Cecil. »Danke, Mylord. Ihr habt mein Gewissen von einer schweren Bürde befreit.«
Cecil nickte. » Übermittelt Eurem Vater meine besten Wünsche.«
»Lord Hunsdon hat die Unterredung eigentlich arrangiert, damit sein Sohn seinen Sold einfordern kann, der ihm seit einem Jahr zusteht, doch fürchte ich, dass Robert zu wohlerzogen ist, um sein Anliegen vorzubringen.«
Cecils Mundwinkel hoben sich. »Während Ihr nicht eben an einem Überfluss an Manieren leidet, Lord Stewart.«
»Nein, Sir Robert, ich habe gelernt, zu erbitten, was mir zusteht.«
»Einer meiner Schreiber wird Euch eine Geldanweisung ausstellen, Carey, wenn Ihr mitkommen wollt.«
»Ich glaube, wir sollten getrennt hinausgehen«, sagte Patrick mit Entschiedenheit.
Entschlossen, Robert Cecil zu überreden, James Stuarts Verbündeter zu werden, wartete Hepburn geduldig, bis der Staatssekretär allein wieder sein inneres Büro betrat. »Sir Robert, ich spreche nicht von Verrat«, kam er sogleich zur Sache. »Ich sage die Wahrheit, wenn ich Euch verrate, dass Elizabeth Tudor nicht mehr lange zu leben hat. Es wäre klug, mit König James in Verbindung zu treten. Lasst nicht zu, dass Eure überragende Karriere durch den Tod der Königin gefährdet wird. Tretet an James heran, und sichert Eure Position. Für einen Mann Eures Verstandes wäre es ein Leichtes, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn dann zu lenken. Tatsächlich sieht Jamie in Euch den eigentlichen Herrscher.«
»Verlangt Ihr, dass ich Euch mit Briefen betraue?«
»Nein. Euer Mann ist Robert Carey. Obwohl seine Integrität verhindert, dass er die Briefe liest, sollten sie verschlüsselt werden. Carey würde für den Briefwechsel mit seinem Leben bürgen. Sein Posten als Kommandant der Grenzmark erlaubt es ihm, jederzeit zwischen London und der Grenze unterwegs zu sein. Der König vertraut ihm.« Patrick wurde drängender. »Zeigt James, dass er auch Euch trauen kann.«
»Habt Dank für Euer Kommen, Lord Stewart. Ich will Eure Vorschläge überdenken.«
Patrick erhob sich, schüttelte Cecils Hand und brachte dann das entscheidende Argument vor. »Wenn Ihr nicht bald ein Band mit James knüpft, werden es Eure Rivalen tun. Sobald die großen Lords der Nordgrenze von Elizabeths Hinfälligkeit erfahren, werden sie sich beeilen, dem König ihre Freundschaft und Unterstützung zu versichern.«
Als Hepburn Savoy Palace verließ und zum Fluss ging, fielen ihm zwei elegant gekleidete Höflinge auf, die aus dem direkt hinter Savoy Palace gelegenen Worcester House traten. William Seymour, Lady Arbellas Galan, erkannte er sofort, während dessen Begleiter ihm zunächst Rätsel aufgab, bis er zu dem Schluss gelangte, dass es sich dabei um Worcesters Sohn, Henry Somerset, handeln musste. Patricks Instinkt drängte ihn, den beiden zu folgen, und er ignorierte seine Intuition nur selten. Die Männer riefen ein Boot herbei, das westwärts fuhr, und Patrick nahm eine Jolle in dieselbe Richtung.
Als sie ausstiegen, war es nicht schwierig, dem eleganten Paar die Thames Street entlang zu folgen. Vor dem Bull and Bear Inn drängte sich eine Menschenmenge, und da es Mittwochnachmittag war, schloss Patrick, dass sie sich ein Theaterstück ansehen wollten.
Als er die beiden vornehm gekleideten Damen mit den Gesichtsmasken vor dem Gasthaus erspähte, war er nicht im Mindesten erstaunt. Seine Schritte wurden länger, in Minutenschnelle schloss er zu den zwei Paaren auf.
Überraschung heuchelnd verbeugte Patrick sich galant. »Lady Arbella, was für ein unerwartetes Vergnügen. Hätte ich geahnt, dass Ihr gern ins Theater geht, wäre es mir ein Vergnügen gewesen, Euch zu begleiten.« Geflissentlich ignorierte er die hinter ihrer Maske schäumende Catherine.
»Lord Stewart!«
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