Verfuehrerisches Geheimnis
Arbella senkte ihre Maske mit der Absicht, ihren Galan eifersüchtig zu machen. »Erlaubt mir, dass ich Euch William Seymour vorstelle. Will, das ist Patrick Hepburn, ein Stewart und mit mir verwandt. Sicher habt Ihr ihn Samstag bei Hofe gesehen. Seine Größe macht ihn zu einer auffallenden Erscheinung unter allen anderen Gentlemen.«
Seymour kniff die braunen Augen zusammen und starrte zu dem Mann hinauf, in dem er plötzlich einen Rivalen witterte. »Nun, wie geht es, Hepburn? Ihr seid Schotte, nehme ich an.«
Somerset schürzte die Lippen. »Wenn ich nicht irre, war Bothwell Euer Vater.«
Patrick lächelte. »Er ist Earl of Bothwell.«
Cat, die ihre Maske senkte, sagte schleppend und anzüglich: »Hai, hütet Euch, den Namen Bothwell auch nur zu streifen. Der schottische Barbar trägt ein Messer bei sich.«
»Lady Catherine kennt mein*Geheimnis«, erwiderte Patrick mit wölfischem Lächeln. »Aber ich kenne auch ihres.« Er sah mit Befriedigung, wie goldenes Feuer in ihren Augen aufblitzte. »Viel Vergnügen im Theater, meine Damen.«
Auf dem Weg zu einem Schiff fasste Hepburn den Entschluss, sich über den Höfling mit dem goldenen Bart eingehend zu informieren.
Im Moment wusste er nur, dass Henry Somerset Erbe des Earl of Worcester war, wollte jedoch herausfinden, welche Glücksspiele er liebte und wie oft er sich betrank. Ehe er mit diesem geckenhaften Hai endgültig fertig war, würde er buchstäblich alles von ihm wissen, angefangen von den Namen seiner Lieblingshuren bis zur Größe seiner Eier.
In der im Obergeschoss gelegenen Kammer des Bull and Bear stellten die zwei jungen Männer gezielte Fragen nach dem großen dunklen Schotten. Beide Höflinge empfanden die Größe, das Auftreten und vor allem das teuflische Aussehen des Mannes als bedrohlich. Zudem war er von einer offensiven Männlichkeit, die beide, zumal im Hinblick auf Frauen, als gefährlich einstuften.
Arbella nutzte die Begegnung, um Seymours Eifersucht zu schüren. »Patrick Hepburn ist ein schottischer Grenzlord. Er und ich sind mit König James verwandt«, erklärte sie dem plötzlich so besitzergreifenden Seymour. »Zwischen uns ist nichts, Will.«
»Er könnte seine Netze nach einer reichen englischen Erbin auswerfen.« Die Angst, der Schotte könnte ihm seine Beute wegschnappen, brachte Seymours Magen in Aufruhr.
Cat war wütend, dass der verfluchte Lord Stewart sie dort erwischt hatte, wo sie nicht hätte sein sollen. Was sollte sie tun, wenn er es ihrer Mutter verriet? »Keine englische Lady könnte dieses unzivilisierte Ungeheuer ertragen, ganz zu schweigen davon, ihn zu heiraten.«
William Seymour legte fordernd einen Arm um Arbella und flüsterte: »Ich liebe dich, Bella.«
»Ach, Mylord, ich wette, das sagt Ihr allen Damen.«
»Natürlich nicht, Bella. Ich habe schon darüber nachgedacht, einen Ring für Euch zu kaufen.« Er schluckte schwer. »Einen Verlobungsring.«
»Will!«, rief Arbella schmachtend aus. »Könnten wir ihn jetzt gleich kaufen?«
Wie eine Ratte in der Falle drehte er sich hilflos zu seinem Freund um.
Somerset eilte ihm zu Hilfe. »William, hier ist das Geld, das ich dir schulde.« Und leise raunte er ihm zu: »Schmiede das Eisen, solange es heiß ist.«
Bella hob ihre Maske vor das Gesicht. »Wartet nicht auf mich. Ich finde selbst zurück nach Whitehall.«
»Ich sorge dafür, dass Catherine nach der Aufführung sicher zurück in den Palast gelangt«, sagte Somerset glatt.
Ich werde für meine eigene Sicherheit sorgen müssen, hier, allein mit dir, Hai Somerset. Überschreitest du die Grenze, stoße ich dich aus dem Fenster!
Arbella Stuart schwebte wie auf Wolken. Jahrelang hatte sie auf einen Heiratsantrag gewartet, jedenfalls kam es ihr so vor. Als ihre Großmutter versucht hatte, eine Ehe zwischen ihr und Henry Percy, dem mächtigen Earl of Northumberland, zu arrangieren, hatte dieser sie verschmäht und stattdessen Essex' Schwester geehelicht. Und jetzt, nachdem sie Seymours leidenschaftlichen Forderungen nachgegeben und ihn wegen Patrick Hepburn vor Eifersucht verrückt gemacht hatte, wollte William sie zur Frau.
Arbella ging voraus, direkt zum Exchange mit seiner Doppelgalerie von Geschäften, in denen von russischen Pelzen bis zu Seiden aus China alle nur erdenklichen Waren feilgeboten wurden. Mit ihrem Bräutigam an der Hand steuerte sie auf den Laden des venezianischen Goldschmieds zu. Wie vor den Kopf geschlagen, ließ Seymftur sie ihren eigenen Ehering aussuchen.
Als sie
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