Verfuehrerisches Geheimnis
Möglichkeit, meine Spielschulden zu bezahlen.«
»Herrgott, William, dir bleibt nur eine letzte Rettung: eine Heirat! Mein Mitleid hält sich freilich in Grenzen, wenn ich daran denke, was für ein Vermögen Arbella erben wird, sobald dieser alte Drachen von Großmutter unter der Erde liegt. Der Countess of Shrewsbury gehört halb England. Sie muss an die siebzig sein.«
»Tatsächlich ist sie fünfundsiebzig«, räumte Seymour finster ein. »Du hast Recht, Hai. Leider habe ich keine andere Wahl.«
Patrick las Robert Careys Nachricht, die besagte, dass eine Unterredung mit Cecil in dessen Amtsräumen im Savoy Palace für Mittwochnachmittag arrangiert worden wäre. Da von einer Teilnahme Hepburns an dem Gespräch nicht die Rede gewesen war, hielt Robert es für angebracht, sich zunächst vor Cecils Residenz zu verabreden.
»Euer Rat bezüglich Liz war richtig«, sagte Robert, als sie sich zur festgesetzten Zeit trafen. »Mein Vater billigt die Verbindung aus ganzem Herzen und möchte mich noch zu seinen Lebzeiten verheiratet sehen.«
Patrick umfasste die Schulter seines Freundes. »Dann heiratet bald.«
Ein Blick in Hepburns dunkle Augen verriet Robert die Bedeutung dieser Worte. Es hatte ihn selbst erschreckt, als er gesehen hatte, wie sehr sein Vater gealtert war. In einem Versuch, die Stimmung aufzuheitern, sagte er: »Liz macht heute Einkäufe. Zwei Hunsdon-Diener folgen ihr, um zu tragen, was sie erstanden hat.«
»Das Treffen mit Cecil bereitet Euch Unbehagen«, sagte Patrick ihm unvermittelt auf den Kopf zu.
»Ja.« Robert sagte es ernst. »Meine Audienz bei der Königin war ein totaler Misserfolg. Nun habe ich Angst, bei Cecil nicht die richtigen Worte zu finden. Vielleicht solltet Ihr ihn zuerst allein aufsuchen?«
»Wir gehen gemeinsam hinein. Zwei gegen einen, mit vereinten Kräften hat man mehr Durchsetzungsvermögen.«
Robert war erleichtert. »Ihr strahlt stets Zuversicht aus, Patrick.«
Obwohl die Staatsgeschäfte ihn sehr in Anspruch nahmen, ließ Robert Cecil sie nicht lange warten. Binnen dreißig Minuten wurden sie in seinen innersten Arbeitsraum eingelassen, dessen Wände Bücher und Journale einnahmen. Er enthielt nicht weniger als drei Schreibtische, alle mit Akten, Papieren und Dokumenten überhäuft.
»Sir Robert, meinen Dank, dass Ihr mir so kurzfristig eine Unterredung gewährt. Darf ich Euch Patrick Hepburn, Lord Stewart vorstellen? Mein Vater informierte Euch nicht dahingehend, dass Seine Lordschaft mich heute begleiten würde, da er es nicht wusste. Diese Unterredung ist streng vertraul ich.«
Cecil bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, sich zu setzen. »Ich habe gelernt, das Unerwartete zu erwarten, Gentlemen.«
»Ihr wart in dem Jahr High Steward of Cambridge, als ich dort studierte.« Patrick setzt sich sofort, um zu vermeiden, dass er den schmächtigen Staatsmann mit der verwachsenen Schulter überragte, den die Königin den kleinen Mann zu nennen pflegte. Der Spitzname zeugte von erschreckender Herzlosigkeit, und Patrick ahnte, dass Cecil Elizabeth nicht viel Sympathie entgegenbringen konnte, wenn er ihr auch besser diente als jeder andere Minister vor ihm. »Anfang Mai bat König James mich, einen redlichen und ehrenhaften Mann zu finden, dem er die Aufgabe anvertrauen konnte, Königin Elizabeth ein Schreiben zu überbringen. Ich empfahl Robert Carey.«
»Mit allem schuldigen Respekt, Mylord, obwohl die Königin meine Kusine ist, ermöglichte sie es mir nicht, ihr den Brief des Königs von Schottland zu übergeben. Lord Stewart empfahl mir, Euren Rat zu suchen«, erklärte nun Carey.
Cecils Gegenwart weckte in Patrick das Gefühl, einem Mann mit überragendem Verstand gegenüberzusitzen. Er studierte die hinter gesenkten Lidern verborgenen Augen, während er sich bemühte, sein Bewusstsein mit jenem Cecils zu verquicken. Rasch merkte er, dass ihm dies nur bedingt gelingen konnte. Sir Robert war zu klug, zu gerissen, zu wachsam, um zuzulassen, dass ein anderer all seine Gedanken teilte.
»Wenn ich den Brief von Euch in Empfang nähme, könnte es mir als geheimes Einverständnis mit dem König von Schottland ausgelegt werden.«
»Nur vier Menschen wissen von der Existenz dieses Briefes, Sir Robert, von denen sich drei in diesem Raum befinden«, erklärte Patrick. »Harmonischere Beziehungen zwischen den zwei Königreichen würden beiden Ländern und beiden Monarchen nützen und für Euch persönlich von Vorteil sein.«
»Es wäre gewiss im besten Interesse des
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